Auswirkungen von (Cyber-)Mobbing und mögliche Prävention
,,Boah, wie siehst du denn aus?"- Viele kennen das: Man fühlt sich nicht gut, weil die Klassenkameraden sich merkwürdig und ablehnend verhalten. Plötzlich werden ständig beleidigende Bemerkungen über das Aussehen, die Kleidung oder das Verhalten gemacht. Gemobbt wird auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Dieser Artikel verdeutlicht, wie schwerwiegend sich Mobbing auf die Opfer auswirken kann.
Norman Wolf (studierter Psychologe und selbst Mobbing-Opfer) stellt in seinem Buch ,,Wenn die Pause zur Hölle wird" klar:,, Mobbing ist nicht Ärgern. Es ist kein Konflikt, der sich mal eben so lösen lässt, kein Streit auf Augenhöhe. Beim Mobbing herrscht ein Ungleichgewicht der Kräfte zwischen Täter*innen und Opfer. Die Schädigung passiert mit Absicht und über einen längeren Zeitraum hinweg. " Dies bestätigen auch Sandra Lumma und Mirco Kuschel, Verbindungslehrer vom Gymnasium Altenholz. Frau Lumma kann sich vorstellen, dass Mobbing durch Ängste oder durch das Bedürfnis sich über andere zu stellen, Macht zu spüren, entstehen könne. Herr Kuschel fügt hinzu, dass Mobbing sich auch entwickele, wenn sich viele Leute zusammentun und eine Rangfolge entsteht. So werde schnell klar, wer der Schwächste sei und dieser könnte zum Sündenbock werden. Dann verselbstständige es sich. Wenn Herr Kuschel von einem Mobbingopfer angesprochen wird, informiert er die jeweilige Klassenleitung und schlägt Stellen vor, an die sich der/die Gemobbte wenden kann. So zum Beispiel die Schulsozialarbeiterin oder auch externe Stellen. Auf die Frage, ob es genügend Präventionsarbeit gebe, meint er, dass es eigentlich nie genug gebe, obwohl jeder doch eigentlich wisse, wie er sich verhalten sollte, ,,aber dran halten tun sich viele nicht." Als Zeuge sollte man seiner Meinung nach handeln. Wenn man mitbekommt, dass eine Person gemobbt wird und es ihr nicht gut geht, dann sollte man andere Leute, sprich Lehrer, Eltern usw. informieren. Herr Kuschel betont, dass das nichts mit Petzen zu tun habe. Frau Lumma ergänzt:,,Wenn man Zeuge einer Mobbingtat wird, sollte man eingreifen, das Opfer unterstützen oder wenn man sich nicht traut, Helfer suchen. Wenn man Mobbingopfer ist, kann man sich bei der Schule an jede Lehrkraft, die Schulsozialarbeiterin, die Verbindungslehrer oder die Streitschlichter wenden." Die Schulsozialarbeiterin macht in Klassen z.B. eine Anti-Mobbing Wand, dort schreibt oder zeichnet jeder Schüler/ jede Schülerin etwas über Mobbing auf das Plakat, sodass jeder Schüler/ jede Schülerin sich mit Mobbing auseinandersetzen muss.
Mobbing findet aber nicht nur auf dem Schulhof, sondern viel auch Online statt. Bei Kindern und Jugendlichen spielt das Netz nämlich eine große Rolle. Laut der Seite ,,Bündnis gegen Cybermobbing" sind bereits 40% der 6-12 Jährigen regelmäßig in sozialen Netzwerken aktiv. Das Internet bringt nicht nur Vorteile, sondern birgt auch viele Gefahren. Immer häufiger ist es der Fall, dass Kinder und Jugendliche im Netz gehänselt und gemobbt werden. Wie unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (kurz bmfsfj), auf seiner Website aufzeigt, könne Mobbing verschiedene Formen annehmen. Beispielsweise könnten diffamierende Fotos oder Filme verbreitet werden, Lästereien begannen werden, Unwahrheiten oder Beleidigungen und Bedrohungen getätigt werden. Mobbing finde häufig in der Schule oder auf dem Schulhof statt-von dort können Kinder sich entfernen. Online verfolgt Mobbing die Betroffenen bis in ihr Zuhause, was ihr Leid erheblich verstärke. Wie das Ministerium weiter ausführt, mache das Internet Beleidigungen und dergleichen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich, während Mobbing in der Schule meist nur Täter und Opfer sowie das nähere Umfeld betreffe und zeitlich begrenzt sei, seien Beleidigungen im Internet von Fremden einsehbar und könnten jederzeit abgerufen werden. Hinzu komme noch das Problem: Was einmal im Internet steht, lässt sich nicht mehr so leicht entfernen.
Der Kieler Polizist Mark Banduhn antwortet auf die Frage, wann Mobbing strafbar werde: ,, Mobbing ist in den Sinne erstmal nicht strafbar. " Klar, es sei moralisch verwerflich, aber der normale Prozess, also z. B. hinter dem Rücken verbal erniedrigt zu werden, sei erstmal nicht strafbar. Erst wenn eine Person öffentlich z.B. über WhatsApp beleidigt oder beschuldigt wird, werde es strafbar. Auf die Frage, was die Polizei dann dagegen tun könnte, erwidert er, dass Sie dann zunächst ein Ermittlungsverfahren einleiten würden. Dann könnten alle Beteiligten, also Opfer, Täter und eventuell die Zeugen, ihre Sicht der Dinge darstellen. Danach wird es weiter an den Staatsanwalt geleitet. Die Staatsanwaltschaft entscheidet dann, ob ein Strafverfahren eingeleitet werden sollte. Wenn ja, fällt der Richter ein Urteil, welches von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe, d.h. Gefängnis, führen könnte.
Mobbing ist ein System, in dem Mitläufer, Zuschauer, Wegschauer und natürlich Täter und Opfer involviert sind. Mobbing kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen, so z.B. eine reduzierte Leistungsfähigkeit, körperliche und seelische Beschwerden sowie Schlafstörungen. Eins muss jedem bewusst sein: Niemand hat das Recht zu mobben. Allen Opfern sei mit auf den Weg gegeben, dass sie sich auf jeden Fall Hilfe suchen sollten. Sie müssen sich auf keinen Fall schämen. Also:,,Wehr dich! Du bist nicht Schuld!"
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