Aus Langeweile oder Liebe?
Mittlerweile haben wir sie alle einmal durchlebt. Die lange Zeit zuhause während des Lockdowns oder der Quarantäne. Gerade bei den Kleinsten kann da nach den Schularbeiten Langeweile aufkommen. Und was tun mit der restlichen Zeit? In vielen Familien kommt da früher oder später der Wunsch nach einem Haustier auf. Es würde endlich eine Beschäftigung mit sich bringen, die Kinder hätten einen neuen Freund und würden nebenbei auch Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen. Auch ältere, oder alleinlebende Menschen haben während des Lockdowns über ein Haustier nachgedacht.
So zum Beispiel J. M., die sich im Sommer letzten Jahres einen Hund gekauft hat: „Hätte es den ersten Lockdown nicht gegeben, wäre der Hundetraum aber wahrscheinlich noch eine Weile Traum geblieben [...].", denn für viele war der ausschlaggebende Grund, dass der Lockdown Zeit mit sich brachte, die sich gut für die Eingewöhnung des Tieres nutzen ließ. Morgens gab es keinen Stress, weil man zur Arbeit muss, und der Hund konnte in der Arbeitszeit nicht die Wohnung verwüsten. Für viele eine optimale Lösung.
Die Haustiere, vor allem Hunde, Kaninchen und Katzen, wurden häufig aus Tierheimen gerettet. So war es auch bei Tierheimen in Kiel. „Das Interesse an der Übernahme eines Tieres war in 2020 enorm hoch und das Tierheim konnte sich vor Anfragen kaum retten.", so Maike Mensing vom Tierheim Uhlenkrog. Für viele Tiere begann ein wunderbarer neuer Lebensabschnitt, in einer neuen Familie, die sich sehr um das Tier bemühte.
Leider hielt in einigen Fällen die Begeisterung für das neue Tier nicht sehr lange an. Nach dem Lockdown traten Probleme auf, manche kamen mit ihren Tieren nicht mehr zurecht, hatten nicht genug Zeit, da die Arbeit wieder Zeit einnahm, oder einfach keine Lust mehr auf ihr Tier. „Es ist schlimm, wieviele Leute sich spontan und leichtfertig ein Haustier zugelegt haben, ohne sich über mögliche Konsequenzen Gedanken zu machen.", so auch die Meinung von J. M.. Fallen zum Beispiel erste Tierarztbesuche an, bemerken die Tierbesitzer spätestens, dass sie mit einem Tier auch Verantwortung übernehmen müssen.
Damit Tiere, die aus dem Tierheim kommen, nicht nach einigen Monaten wieder genau dort abgegeben werden, hat das Tierheim Uhlenkrog sich auf das Problem vorbereitet: „Wir haben die Interessenten genau geprüft und beraten, so dass wir gut vermieden haben, dass unüberlegt ein Tier aus unserem Tierheim angeschafft wurde." Da aber nicht jedes Haustier unter guter Vorbereitung angeschafft wurde, kamen auch in Uhlenkrog nach dem letzten Lockdown Problemfälle an: „Es rufen jeden Tag Menschen an, die (meist) Hunde abgeben möchten [...]."
Nicht alle Besitzer übernehmen die Aufgabe, für ihr Tier, wenn sie es nicht mehr behalten können, einen liebevollen Platz zu suchen. „Es werden leider viele Tiere ausgesetzt, so dass das Tierheim sehr voll ist.", schrieb mir Maike Mensing. Das ist für die Tiere wieder ein großer Umbruch in ihrem Leben, den man zum Wohle des Tieres vermeiden sollte.
„Die Anschaffung eines oder mehrerer Tiere muss immer gut überlegt sein. Wenn das der Fall ist, alle Familienmitglieder einverstanden sind und über den Lockdown hinausgedacht wurde, ist das eine schöne Sache.", ist die Meinung von Maike Mensing. Bestätigen kann ich das auf jeden Fall. Während des Lockdowns habe ich mir ein weiteres Haustier angeschafft, das immer noch gut in unserer Familie aufgehoben ist und bei uns einen Platz für das Leben gefunden hat. Auch der Hund von J. M. hat es gut, sie sagt sogar: „Wenn ich selbst mehr Platz und auch Zeit hätte, würde ich noch einen Hund bei uns aufnehmen."
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