Hochwertige Bildung in Schleswig-Holstein

Per Magnus Böschen, 8c (Max-Planck-Schule Kiel) 17. November 2021
Hochwertige Bildung als Schlüssel, um die Welt mitzugestalten © https://pixabay.com/de/photos/unterrichten-kind-welt-geographie-928637/

Seit dem 25. September 2015 gibt es die 17 Weltnachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Mich interessiert besonders das SDG 4 - hochwertige Bildung. Um mehr zu erfahren, führte ich ein Interview mit einer Lehkraft zum Thema hochwertige Bildung in Schleswig-Holstein.
Guten Tag, Sie sind Lehrkraft, wo arbeiten Sie?
Ich arbeite an einer Grundschule in Schleswig Holstein.
Was unterrichten Sie da?
Ich unterrichte hauptsächlich Mathematik und Sport. Mathe in einer ersten und einer zweiten Klasse. In der ersten Klasse bin ich auch die Klassenlehrerin.
Haben Sie schon einmal von den 17 SDGs gehört?
Äh, nein.
Das sind 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 - die Sustainable Development Goals. Das ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen.
Ach so, davon hängt ein Plakat bei uns in der Schule.
Ich wollte Sie zum Ziel Nummer vier befragen. Was verstehen Sie unter hochwertiger Bildung?
Hochwertige Bildung ist für mich eng verknüpft mit unseren Fachanforderungen. Die schlüsseln genau auf, welche Inhalte ich vermitteln soll. So greifen alle Systeme ineinander. Verlässt ein Kind unsere Grundschule, ist es fit für die jeweilige weiterführende Schulart und kann die dort gestellten Anforderungen erfüllen. Dabei geht es nicht nur um Inhalte und Fachwissen, sondern in erster Linie in der Grundschule um Grundlagen, also grundlegende Kompetenzen, wie lesen, schreiben oder rechnen.
Und was bedeutet für sie gerechte Bildung?
Gerechte Bildung oder Bildungsgerechtigkeit bedeutet für mich, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben sollten zu lernen.
Ist das denn so? Haben alle Kinder die gleichen Chancen?
Nein, das sehe ich ganz klar, die Kinder sind abhängig von der Unterstützung bzw. der Art des Elternhauses und von ihrer Entwicklung in den ersten sechs Jahren.
Wie könnte Bildung gerechter werden?
Wenn wir bereits vor der Schule für qualifiziertere Betreuung sorgen, so dass nicht schon vor dem Schulstart die Schere so weit auseinander klafft. Außerdem sollte es am Nachmittag mehr und bessere Unterstützung geben. OGS – also offene Ganztagsschulen mit Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und Förderung im Bereich Musik oder Sport für alle, nicht nur für die Kinder, deren Eltern sich gut und intensiv kümmern können.
Was bedeutet inklusive Bildung?
Ich nehme an, dass damit die inklusive Beschulung gemeint ist, wie sie auch im Schleswig-Holsteiner Schulgesetz steckt, dass Kinder mit Behinderungen in der Regelschule beschult werden sollen.
Anmerkung: „Zur Erreichung der Bildungs- und Erziehungsziele sind Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen besonders zu unterstützen. Das Ziel einer inklusiven Beschulung steht dabei im Vordergrund." (SchulG S-H §4,11.)
Haben Sie bereits Erfahrungen mit inklusiver Beschulung von Schülern mit Behinderung gemacht?
Ja, in meiner letzten vierten Klasse war ein Schüler mit einer leichten körperlichen Behinderung, den konnten wir gut mit einem Nachteilsausgleich unterstützen.
Was ist ein Nachteilsausgleich?
Da haben wir gemeinsam mit einer Förderlehrkraft überlegt, welche Hilfen oder Erleichterungen er benötigt und diese vereinbart. So stand da zum Beispiel für ihn drin, dass er Zeichnungen in Mathematik nicht so sorgfältig ausführen muss, wie andere, da ihm das schwer fiel.
Wie wird mit geistigen Behinderungen umgegangen? Das stelle ich mir noch schwieriger vor.
Im Prinzip machen wir es genauso wie bei den körperlichen Beeinträchtigungen. Wir gucken, was das Kind kann und messen es nicht mehr an den anderen Kindern oder deren Anforderungen. Wir schauen, ob das Kind in seinem Tempo Fortschritte macht und unterstützen es auf diesem Weg. Dann ist eben das kleine Einmaleins nicht schon in der zweiten Klasse dran, sondern vielleicht erst Ende der vierten.
Ist es viel Arbeit für Sie, diese Kinder zu berücksichtigen?
Ja, dafür wünsche ich mir auch häufig selbst mehr Unterstützung, also z.B. speziell ausgebildete Förderlehrkräfte. Doch die kommen leider viel zu selten zu mir in den Unterricht, sodass ich oft alleine mit den vielen unterschiedlichen Kindern überfordert bin und ihnen nicht gerecht werde.
Sie bräuchten also mehr Förderlehrkäfte an der Schule? Ist das Problem bekannt?
Ja, aber es gibt nicht genug ausgebildete Förderlehrkräfte. Viele Stellen sind unbesetzt.
Dann drücke ich die Daumen, dass sich noch mehr Menschen für diesen Beruf entscheiden. Vielen Dank für das Interview.

 
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