Höffner - vom Kleingarten zum Möbelmarkt

Paul Hißmann, 8d der Käthe-Kollwitz-Schule 10. November 2021
Blick auf Möbel Höffner vom Westring aus © Paul Hißmann

Kiel. Am 28. Oktober 2021 wurde Höffner in Kiel eröffnet. In der letzten Zeit gab es in Kiel wahrscheinlich kein Bauprojekt, welches so sehr umstritten und oft in den Medien war, wie dieses. Doch was ist eigentlich passiert und was ist eigentlich Höffner? Diese Fragen und vieles mehr werden in diesem Bericht geklärt.

Höffner ist die zweitgrößte Möbelmarktkette Deutschlands. Doch wie kam es dazu? 1874 gründete Rudolf Höffner eine Tischlerei in Berlin. Etwas später, im Jahr 1910, hat auch die Familie Krieger eine Tischlerei gegründet. Im Jahr 1967 kam es dann dazu, dass Kurt Krieger, der auch heute immer noch der Chef von Möbel-Höffner ist, die Namensrechte der Firma Höffner kaufte und dann den ersten Möbelmarkt der neuen Firma Höffner in Berlin eröffnete. Kurz nach der Wende 1991 hat Höffner dann in neun Bundesländer expandiert. Seitdem werden immer mal wieder neue Filialen eröffnete und mit der Eröffnung in Kiel hat Höffner mittlerweile 24 Standorte. Außerdem gehören seit ein paar Jahren auch noch Möbel Kraft und Sconto SB zur Höffner Möbelgesellschaft.

Da Kiel abgesehen von IKEA nie einen richtigen Möbelmarkt hatte, hat 2011 Möbel Kraft beschlossen, in Kiel einen Möbelmarkt zu etablieren. Es wurde somit noch im selben Jahr mit den Planungen begonnen. Möbel Kraft wollte seinen Möbelmark auf dem damaligen Kleingartenverein Prüner Schlag bauen, der gut zu erreichen ist, da er direkt an der Autobahn ist.
Die Nähe zu IKEA bot einen weiteren Standortvorteil. Das Vorhaben war von Anfang an umstritten, da sehr viel Grünfläche vernichtet werden sollte. So kam es dann 2014 zu einem Bürgerentscheid, bei dem das Vorhaben mit knapp 52,5% von der Bevölkerung Kiels bestätigt wurde. Danach wurde immer wieder mit den Bürgern ein neuer Bauplan aufgestellt, bis 2016 der Bauplan vorerst beschlossen wurde. Knapp zwei Jahre später hat die Krieger Gruppe dann bekannt gegeben, dass es doch kein Möbel Kraft, sondern ein Höffner werden soll. Erst Mitte 2020 begannen dann die ersten Rodungen und noch im selben Jahr startete der Bau. Höffner war vertraglich mit der Stadt dazu verpflichtet, dass Höffner bis Ende 2021 fertig sein muss.

Doch dann wurde im Januar dieses Jahres bekannt, dass im November 2020 ca. sechs Hektar Ausgleichsfläche gerodet wurden. Damit wurde der Lebensraum von etlichen Kleintieren und Vögeln zerstört. Wie der NABU auf T-Online berichtete, haben einige Anwohner mehrere Bagger gesehen, die absichtlich die Flächen zerstört haben sollen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Kurt Krieger berichtet hat, der erzählte, dass nur ein Baggerfahrer versehentlich die abgezäunten Flächen gerodet habe. Wegen dieser Widersprüche wird an dem, was Konzernchef Krieger gesagt hat, sehr gezweifelt. Unter dem Hashtag #nichtmeinhöffi gibt es auf Social Media viele Beiträge, unter anderem auch von großen Organisationen wie FridaysForFuture, die sich gegen den Bau von Höffner in Kiel aussprachen: Angefangen mit dem, warum man überhaupt so viel Grünfläche versiegeln muss, dann die nicht erlaubte Rodung der Ausgleichsflächen und zuletzt die starke Lärmbelästigung durch den Bau. Es gab auch eine Petition mit knapp 5200 Unterschriften, die Konsequenzen für Höffner forderte, wie T-Online berichtete. Aber Stress beim Bau von Höffner ist nichts Neues, da z.B. beim Neubau von Höffner in Paderborn ebenfalls Streitigkeiten bekannt wurden.

Kurz vor Eröffnung kündigte Krieger in einem Gespräch mit KN-Online an, dass er für alles gerade stehe, was passiert ist, und er um Entschuldigung bitte. Außerdem kündigte er die Gründung der "Kurt Krieger Stiftung für nachhaltiges Bauen" an. Diese Stiftung soll mit einem Startkapital von 500.000 Euro in Kiel anfangen, die Schäden auszugleichen und für Vorhaben an weiteren Höffner Häusern zur Verfügung stehen. Ziel sei es, die Welt umweltfreundlicher zu machen, so Krieger in einem Interview mit der KN.
Allerdings glauben viele nur an Greenwashing. Mit dem Slogan "Grünes Image ist nicht käuflich" spricht sich FridaysForFuture Kiel auf ihrem Instagram-Kanal eindeutig gegen Höffner aus; dem schließen sich auf Social Media viele Menschen an.

Laut einer eigenen Umfrage der Kieler Nachrichten, an der knapp 5400 Menschen teilgenommen haben, bewerten zwei Drittel dieser Menschen die Entschuldigung von Kurt Krieger als Show und nur fürs gute Image. Aber 28,2% geben ihm eine Chance, die entstandenen Fehler zu korrigieren.
Weiterhin gaben in dieser Umfrage mehr als die Hälfte der teilgenommen Menschen an, dass sie nicht bei Höffner einkaufen werden, nur knapp 15% möchte dort einkaufen, der Rest ist noch unentschieden. Allerdings muss man zu dieser Umfrage sagen, dass davon ausgegangen wird, dass die Umfrage unter Gegnern stärker verbreitet wurde.

Doch nun ist der Bau von Höffner abgeschlossen und Sconto SB, der direkt daneben gebaut wird, wird bis spätestens Weihnachten fertiggestellt. Die Baukosten des ca. 40.000 m² großen Einrichtungshauses belaufen sich laut der Stadt Kiel auf ca. 65 Millionen Euro. Am 28.10.21 wurde jetzt nach mehrfachen Verzögerungen Höffner in Kiel endlich eröffnet. Bei der sehr groß gestalteten Eröffnungsfeier hätte man glatt vergessen können, was alles passiert ist. Nun bleibt es noch abzuwarten, wie die Kieler*innen den Möbelmarkt annehmen.

 
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