Ist ein Bioladen nachhaltiger oder überteuert?

FInja, Jakob und Taavi - 9b Gymnasium Altenholz 15. November 2021
Der Brennessel-Laden in Dorf Pries © Finja

Lohnt sich der Einkauf im Bioladen oder sollte man die Bio-Produkte doch lieber im Supermarkt kaufen?

 KIEL. Als Doris Langfeld 1992 den Bioladen Brennessel in Dorf Pries eröffnete, entschied sie sich damit für ein neues Konzept, das sich schon bald etablieren würde: ein Naturkostladen, in dem ausschließlich Bioprodukte verkauft werden. Auch konventionelle Läden haben sich mittlerweile für ein erweitertes Biosortiment entschieden. Wir haben uns nun, 29 Jahre nach der Gründung des Bioladens, gefragt, ob der höhere Preis für einen besseren Umgang mit Tier und Umwelt gerechtfertigt ist und ob sich der Einkauf von Bioprodukten im Bioladen im Vergleich zum Supermarkt lohnt.
Wenn man in den Bioladen Brennessel eintritt, steht man direkt vor der Kasse. Der gesamte Laden ist recht klein und eng, hat aber eine erstaunlich große Auswahl. Die Bandbreite der Produkte reicht von Gemüse über Tiefkühlprodukte bis hin zu Kosmetik und Pflegeprodukten. Zunächst sind wir die Einzigen, aber mit der Zeit kommen immer wieder Kunden. Jeder kennt sich und es herrscht ein sehr familiäres Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Kunden. Das merkt man auch daran, dass jeder jedem auf Wiedersehen sagt, auch wenn er den Kunden gar nicht bedient hat. Die meisten gehen schon lange dort einkaufen. Während wir auf das Interview warten, haben wir auch die Preise in Augenschein genommen und waren überrascht, dass diese sich gar nicht so sehr von den Bioprodukten im Supermarkt unterscheiden.
Im Durchschnitt sind Bioprodukte ungefähr 40% teurer als eine vergleichbare konventionelle Variante. Wir haben die Preise der Bioprodukte aus dem Brennessel-Laden mit vergleichbaren Bioprodukten von Edeka Johannsen verglichen. Die Bioprodukte bei Edeka sind in weiten Teilen günstiger, aber bei vereinzelten Waren auch teurer. So kann man schließen, dass Bioläden eher teurer sind als die Bioprodukte bei konventionellen Läden. Die Bio-Marmelade bei Edeka kostet pro Kilo 5,69€, während die Marmelade im Brennessel-Laden 18,50€ kostet. Das ist einer der größten Preisunterschiede, sonst halten die Unterschiede sich zwischen 1-3€. Aber zum Beispiel bei dem Wildlachsfilet oder der Schokolade ist der konventionelle Laden circa 1€ teurer.
In dem Bioladen herrscht eine gute Ordnung. Ein Tag im Bioladen von Doris Langfeld beginnt mit dem Einsortieren der neu gelieferten Produkte. Das Team startet mit dem Brot, Obst und Gemüse. Kosmetikprodukte oder Wein räumen sie im Laufe des Tages ein, da diese Produkte haltbarer und besser zwischendurch einzuräumen sind. Wenn jemand ein bestimmtes Produkt haben möchte, das noch nicht ausgeräumt wurde, dann wird es dem Kunden direkt gegeben.
Wir haben Frau Langfeld sowie Herrn Scharf, einem Mitarbeiter bei Edeka, ein paar Fragen zu dem Thema Bio gestellt.
Auf die Frage, warum Bioprodukte teurer sind, antworteten beide sehr ähnlich. Das habe den Grund, dass der Anbau deutlich aufwändiger sei dadurch, dass die Ware unbehandelt, also nicht gespritzt sei. Des Weiteren werde ein ganz anderer Preis für die Ware gezahlt als bei herkömmlichen Produkten. Doris Langfeld sagte, dass sie jedem empfehlen würde auf Bio umzusteigen, da es nachhaltiger und besser für die Natur sei. Bioprodukte hätten keinen Nachteil und seien durch den Verzicht auf Pestizide und Konservierungsstoffe viel gesünder, zudem schmeckten sie auch viel intensiver. Während Herr Scharf sagte, dass er nicht unbedingt zu Bioprodukten raten würde, da es jedem das Seine sei, was er kauft oder verzehrt. Edeka habe jetzt eine neue abgetrennte Bioabteilung, damit sie den Leuten als Block ins Auge steche. Man finde aber auch vereinzelt zwischen konventioneller Waren Bioprodukte. Bei beiden Läden habe der Verkauf von Bioprodukten im Laufe der Pandemie zugenommen. Herr Scharf begründet das aber nicht unbedingt mit Corona, sondern damit, dass viel mehr darüber gesprochen werde als früher. Dieser Trend halte schon länger an, was sie an einer erhöhten Kundennachfrage bemerkten. Edeka Johannsen habe daher seinen Biobereich schon vor längerer Zeit deutlich ausgebaut. Viel mehr Leute seien auf Vegan oder Vegetarisch umgestiegen oder hätten sich mit dem Thema beschäftigt und achteten vermehrt auf die richtige Tierhaltung. Frau Langfeld erzählte uns, dass es manchen Kunden zu eng in ihrem Laden gewesen sei, wo das bei anderen gerade der Grund dafür sei, dort einzukaufen, da man nicht so vielen Leuten begegnete. Eine Zeit lang hätten die Leute auch per E-Mail bestellt und sich die Produkte dann abgeholt. Der Umsatz sei 2020 höher als 2019 gewesen und komme jetzt, 2021, wieder auf den durchschnittlichen Umsatz von 2019. Daraus lasse sich schließen, dass 2020 vermehrt Leute Bio gekauft hätten. Die Kundenanzahl habe sich in den letzten zwanzig Jahren stetig erhöht.
Doris Langfeld erzählte uns die Vorteile von Bio-Läden. Bio-Läden seien wirklich Bio. Der Bioladen Brennessel sei ein kontrollierter Laden. Das bedeute, dass da, wo Bio darauf stehe, auch Bio drin sei, und ihr Sortiment regelmäßig auf die noch strengeren Richtlinien kontrolliert und geprüft werde. Außerdem würden auch die Zulieferer kontrolliert und zertifiziert, damit keine unechten Bioprodukte in den Regalen landeten.
Bei Edeka sowie bei Brennessel wurde viel Glas oder Pappe als Verpackungsmittel genutzt. Milchprodukte, wie Joghurt oder Quark, sind in einem Glasbehälter zu kaufen. Bei konventionellen Produkten, die nicht Bio sind, wurde für Joghurt oder Quark größtenteils Plastik genutzt. Für Obst und Gemüse sind Papiertüten vorhanden oder man kann sich Netze zur mehrfachen Nutzung kaufen. Es gibt auch Mehrwegbehälter als Alternative zu den Eierpappen zu kaufen.
Die Fleischauswahl in dem Bioladen ist sehr begrenzt. Aber die Käseauswahl ist relativ groß. Das Team muss jeden Tag den Käse in der Theke kontrollieren und die Theke reinigen. Alle Produkte, die gekühlt werden müssen, sowie Obst und Gemüse kommen über Nacht in die Kühlung ins Lager und werden morgens wieder einsortiert. Die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit zeigt sich auch darin, dass auf Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, und auf Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern Rabatte eingeräumt werden. Als weitere Prinzipien würden Saisonalität und Regionalität verfolgt: Erdbeeren nur im Sommer und Kartoffeln möglichst vom Bauern nebenan.
Trotz des hohen Aufwands glaubt sogar Herr Scharf, dass sich Bioläden auch in Zukunft weiter halten werden, da diese einen hohen Anteil an Stammkunden hätten, die auf die bewährte Qualität ihres Bio-Geschäfts setzten. Gleichzeitig setze auch sein Supermarkt in Zukunft vermehrt auf Bio. Auch glaube er, dass sich die Produktvielfalt vergrößern werde. Diese Entwicklung sei aber auch schon in den letzten zu beobachten gewesen. Die Konkurrenz schlafe aber ebenso nicht und Discounter und Drogerieketten bauten ihr Biosortiment deutlich aus.
Für diese neuen Bioangebote hat Doris Langfeld aber nicht viel übrig. Selbst wenn die großen Discounter mehr Bioprodukte verkaufen als kleine Läden wie ihrer, so sei dies immer noch ein sehr geringer Prozentsatz des Gesamtumsatzes der Discounter – von Bio seien sie also weit entfernt. Es ist also viel Bewegung im Biogeschäft. Uns ist deutlich geworden, dass hinter Bioprodukten viel mehr Aufwand steckt, der sich lohnt. Bessere Qualität, gesündere Bedingungen für Umwelt, Tier und Mensch haben ihren Preis und einen Wert an sich. Bio findet immer mehr den Weg ins Massengeschäft und bietet über kleine Läden bis hin zu großen Supermarktketten eine gesunde Alternative. Wer auch den höheren Preis für bessere Qualität und höhere Auflagen zahlen möchte, sollte sich eher an einen Bioladen wenden. Wer nicht bereit ist, einen allzu hohen Preis für Bioprodukte zu bezahlen, ist besser in der Bioabteilung des Supermarkts aufgehoben. Am Ende sollte aber jeder selbst für sich entscheiden, ob er auf Bioprodukte zurückgreift und ob er dies im kleinen Bioladen oder im Discounter seines Vertrauens macht.

 
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