Könntest du dir vorstellen, für die Zeitung zu arbeiten?

Giselle Sarpong, Gymnasium Wellingdorf, 8c 19. November 2021
© Johanna Lehn/Kieler Nachrichten

Besuch der KN-Redakteurin Johanna Lehn in der 8c

,,Das ist ganz schön eng hier", beschwere ich mich bei meiner Nachbarin, nachdem die Tische für die heutige Stunde extra zu einem U gestellt wurden. ,,Darf ich kurz daran?", fragt eine Klassenkameradin, die von hinten auf mich zukommt. „Klar", erwidere ich, während ich versuche, irgendwie Platz zu machen. Es ist laut, sehr laut sogar. Alle reden. Doch dann ist es plötzlich ganz still. Keiner redet mehr. Man könnte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Denn bei unserem gewöhnlichen Morgengruß begrüßen wir heute neben unserer Deutschlehrerin Frau Behl noch jemand ganz Besonderen – Frau Lehn, eine Volontärin der Kieler Nachrichten.

Unsere Klasse nimmt seit Mitte September an dem Projekt MiSch (Medien in der Schule) teil. Bei diesem erhält jede Schülerin und jeder Schüler für den Zeitraum des Projekts, also bis in den Dezember, eine eigene Print-Ausgabe der KN und den Onlinezugang für das e-Paper. Eigentlich gehört zum Projekt auch eine Führung durch das Druckzentrum in Moorsee, welche coronabedingt momentan nicht möglich ist. Und natürlich der Besuch eines Redakteurs oder einer Redakteurin, in diesem Fall der Volontärin Frau Lehn.
„Benutzen Sie auch Stockfotos oder Fotos von Zeugen?", ,,Wieviel verdient man, wenn man für die Zeitung arbeitet?", ,,Hat jeder sein oder ihr eigenes Gebiet bzw. Ressort, in dem er oder sie arbeitet?", fragen die Schülerinnen und Schüler wissbegierig. „Wir achten darauf, dass die Fotos von unseren eigenen Fotografen stammen oder von der dpa, der Deutschen Presseagentur, wenn wir keine eigenen Fotos machen konnten", antwortet Frau Lehn auf die erste Frage. Mit einem leichten Lächeln erklärt sie zur zweiten: ,,Es hängt davon ab, ob man fest angestellt ist und welchen Rang man hat,ob man nur Auszubildender oder richtiger Redakteur ist. Das Auszubildendengehalt liegt jedoch bei ungefähr 2300 Euro brutto." Die letzte Frage bejaht sie freudig: ,,Jeder hat sein eigenes Gebiet, auf dem er oder sie arbeitet." ,,Kann man auch selber einen Artikel für die Zeitung verfassen und abschicken?", möchte ein Schüler wissen. ,,Ja, sogenannte Gastbeiträge sind möglich", erwidert die Volontärin.
Auch zum Projekt MiSch gehört so etwas wie ein Gastbeitrag. Man kann einen Artikel schreiben und diesen dann auf dem eigens eingerichteten MiSch-Blog veröffentlichen. Besonders gelungene Beiträge erscheinen sogar in der Print- oder Online-Ausgabe der Kieler Nachrichten. Und so werden auch wir in den kommenden Wochen zu eigenen Beiträgen recherchieren und Reportagen verfassen.Vor 31 Jahren startete das erste Schulprojekt unter dem Namen ,,Zeitung in der Schule" (ZiS, später ZiSch). Seit 2016 heißt es MiSch. Es gibt seitdem zwei Projekte:
MiSch-Entdecker (für die 3. und 4. Klassen) und die MiSch-Eroberer (also die 7.-10. Klassen), zu denen wir gehören, die ein paar Tage nach dem Besuch von Frau Lehn über ihren Besuch diskutieren und Rückmeldungen dazu geben.

Wir sitzen in einem Stuhlkreis. Es ist ziemlich ungemütlich und erst sind wir alle sehr zurückhaltend. Man kann teilweise das Quietschen der Stühle und auch das Atmen des Sitznachbarn neben einem hören. Doch als Frau Behl fragt, wie wir den Besuch fanden, melden sich einige zu Wort. Helene beispielsweise ist der Meinung: ,,Ich fand es gut, dass der Besuch in Präsenz stattfand, aber vielleicht hätte man noch etwas Anderes machen können. Ich hätte es besser gefunden, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten." ,,Mehr Zeit für einen interaktiven Einblick wäre besser gewesen", findet auch Coralie, wie die meisten von uns. Auch einige frühere Teilnehmer haben im Blog Rückmeldungen zum Projekt gegeben. So eine Lehrerin, die mit den MiSch-Eroberern teilgenommen hat: ,,Ich kann an Sie einfach immer wieder weitergeben, dass wir von Ihrem Projekt sehr profitieren und es den Kindern einen Einblick in das Medium Zeitung ermöglicht, das sie im häuslichen Alltag lange nicht mehr alle kennenlernen."

In unserer Klasse herrscht schon Pausenstimmung. Die Stunde ist fast vorbei, doch eine letzte Frage hat unsere Lehrerin noch. Sie lautet, ob wir uns vorstellen könnten, selbst einmal für die Zeitung zu arbeiten. Die Antworten sind ziemlich ähnlich. So erklärt beispielsweise Alex: ,,An sich ist es ein schöner Job, aber es wird zu wenig bezahlt."
Ein Schüler kann sich jedoch tatsächlich vorstellen für die Zeitung zu arbeiten. So meint Finn: ,,Mir ist es egal, wieviel man verdient, solange der Job interessant ist." Wer weiß, vielleicht wird er ja auch irgendwann einmal so wie Frau Lehn Schulklassen als Volontär der Kieler Nachrichten besuchen und deren Fragen beantworten, wie sie es bei uns getan hat.

 
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