Traurige Gesichter, aber spannender Beruf

Laya Stockleben & Tristan Osterwind, 8d der KKS Kiel 9. November 2021
Neonatologische Intensiveinheit für ein Frühgeborenes © Michalea Müller Ein kleines Frühgeborenes © Michaela Müller

Kinderkrankenschwester berichtet von ihrem Beruf auf der Frühchenstation

Im Interview ist heute Michaela Müller, die bald vierzig Jahre Erfahrung als Kinderkrankenschwester hat, sie informiert uns heute über ihren Beruf. Außerdem gibt sie uns einen Einblick auf die Frühchenstation im Städtischen Krankenhaus. 

 

Guten Tag Frau Müller, schön, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.

Direkt zu Beginn interesiert uns: Wollten Sie schon immer den Beruf Kinderkrankenschwester ausüben?

"Nein, denn ich war mir nie sicher, was ich später mal werden wollte."

Wie sind Sie zu ihrem Job gekommen?

"Ich wollte etwas mit Kindern machen und daraufhin fuhr mein Vater mit mir zum Arbeitsamt. Mein Arbeitsberater sagte dann, dass Erzieherin nicht möglich sei, weil es in dieser Zeit jeder tat und somit schlug er mir dann Kinderkrankenschwester vor."

Was mögen Sie und wünschen Sie sich besonders an ihrem Beruf?

"Ich mag es sehr, mit den Kindern in jedem Alter in Kontakt zu stehen und die individuelle Pflege ist mir sehr wichtig. Doch ich wünsche mir mehr Zeit mit den Patient*innen, aber das is aufgrund des Personalsmangels nicht möglich."

Was ist eigentlich eine Frühchenstation und was machen Sie dort mit ihnen?

"Eine Frühchenstation heißt auch im lateinischen "Neonatologiestation". Das Frühchen steht für "Neonat". Dort kommt man dann anschließend hin, wenn eine Frühgeburt erfolgt. Dann wird die Mutter in ein Perinatalzentrum gebracht und da kommt das Frühchen auf die Welt mit Hilfe von einem/einer Kinderkrankenpfleger*in, einem/einer Kinderarzt*in und einem/einer Gynäkologen*in. Danach kommt das Baby auf unsere Station und wir geben dem Kind dann ein kurzfristiges "Zuhause". Das heißt, wir geben den Babys alles, was sie brauchen, wie zum Beispiel Wärme, Feuchte, Nähe der Eltern und Muttermilch"

Wie viele Frühchen haben sie pro Tag?

"Dies ist schwer zu beantworten´, aber unsere Station ist auf 18 Patient*innen ausgelegt. Die werden dann in verschiedenen Dienstabschnitten mit vier Krankenpfleger*in behandelt."

Was war eines ihrer positivsten Erlebenisse auf der Station? 

"Dies ist ebenfalls schwer zu beantworten, aber ein sehr positives Erlebnis, das mir gerade einfällt, war folgendes: Wir hatten eine Familie auf unserer Station, die nicht unsere Sprache sprach und ich konnte mich trotzdessen mit ihnen per Augenkontakt verständigen. Als Dankeschön schenkte mir die Mutter eine Rose... schwer zu glauben, oder? Trotzdem müssen wir auch mit unangenhmen Gefühlen umgehen."

Wie ist meist die Stimmung als Kinderkankenpfleger*in auf der Station dort?

"Damit man Spaß hat, braucht man vernünftige Teamarbeit. Die entsteht, indem man an sich selbst arbeitet, sich fortbildet und viel mit den Kollegen*innen redet"

Ist es für Sie schwierig, die traurigen Gesichter der Frühchen und Eltern im pivaten Leben zu verdrängen?

"Ja, das ist es definitiv, weil mir und vielen anderen Kinderkrankenpfleger*innen die Schicksale der Babys sehr nahegehen."

Wie hat sich der Alltag seit der Corona-Krise verändert?

"Es hat sich sehr viel verändert, weil wir immer eine Mund-Nasen-Bedeckung und Corona-Kleidung tragen müssen, sodass wir die Frühchen vor dem gefährlichen Virus schützen. Außerdem gibt es noch viel mehr Bürokratie, also im Endeffekt haben wir mehr Arbeit"

Zum Schluss: Bereuen Sie ihre Berufswahl und würden diesen nochmal ausüben?

"Ja das würde ich, weil ich diesen Beruf über alles liebe und ich nichts daran bereue!"

Vielen lieben Dank Frau Müller für dieses ausführliche Interview und wir hoffen, dass der Personalmangel bald ein Ende nimmt.

 
Dieser Eintrag hat bisher keine Kommentare

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert