Wind können wir nicht ändern,aber Segel anders setzen

Sophie und Anastasia ; 9b Gym Ahz 18. November 2021
Windkraftanlagen auf Landwirtschaftsflächen in Norddeutschland © https://cdn.pixabay.com/photo/2015/10/17/18/28/pinwheel-993017_960_720.jpg Fliegende Kraniche im Vordergrund eines Windrads © https://cdn.pixabay.com/photo/2018/01/14/23/28/pinwheel-3082873_960_720.jpg Kohlekraftwerk im Hintergrund eines einzelnen Windrads © https://cdn.pixabay.com/photo/2018/10/23/13/40/coal-fired-power-plant-3767893__340.jpg

„Den Wind können wir nicht ändern,
aber die Segel anders setzen!"
Windenergie: mit Rückenwind in eine klimaneutrale Zukunft?

 

VON ANASTASIA KRÄMER UND SOPHIE HIRSCHFELD

25. April 2021 - Der Deutsche Bundestag hat sich versammelt, um einen neuen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität zu beschließen. Wichtigste Ziele: Entlastung der nächsten Generationen, mehr Klimaschutz, schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien, ...!

Heute, über ein halbes Jahr später, ist dieses Klimaschutzgesetz zwar beschlossen, wie die neuen Ziele erreicht werden sollen, steht aber noch in den Sternen. Blickt man den Tatsachen ins Auge, die GroKo hat versagt. So hat die neue Bundesregierung ebenfalls das erbärmliche Vergnügen, sich dieser Herausforderung anzunehmen.
Im Gegensatz zur GroKo hatte die Landesregierung in Schleswig-Holstein bereits früher gehandelt: Ende 2020 war es geschafft! Nach mehr als sechs Jahren wurden neue Regionalpläne aufgestellt. Kann es mit dem Ausbau der Windenergie im ,,schönsten Bundesland'' nun endlich weitergehen?

Derzeit stehen in Schleswig-Holstein mehr als 3.000 onshore Windkraftanlagen, welche gemeinsam eine Leistung von knapp 7.000 Megawatt haben. Somit kann man rein rechnerisch 3,5 Mio. 4-Personen-Haushalte mit dem Strom aus diesen Anlagen ein Jahr lang speisen – in Schleswig-Holstein leben 2,9 Mio. Menschen.
Die meisten Windkraftanlagen stehen im Kreis Dithmarschen, welcher mit 834 ans Netz angeschlossenen Anlagen das Ranking, dicht gefolgt von Nordfriesland (805), anführt. Beide Kreise gemeinsam machen schon zwei Drittel der gesamten erzeugten Leistung Schleswig-Holsteins aus.

Mit dem höchsten Windrad kann dagegen Rendsburg-Eckernförde trumpfen, wo vor wenigen Wochen das Riesebyer Windrad mit einer Höhe von 200 Metern in Betrieb genommen wurde. Der Landesdurchschnitt beträgt dagegen nur 79 Meter.
Nachdem das Oberverwaltungsgericht 2015 die Ausweisung von Eignungsflächen gekippt hatte, setzte sich die Jamaika-Koalition das Ziel, 2% der Landesfläche mit Windkraftanlagen zu bebauen. Damit ist Schleswig-Holstein eines von nur sieben Bundesländern, die Windvorrangflächen ausgewiesen haben.

Während des Planungszeitraums gab es mehrere Konsultationsrunden, in denen jeder Bürger die Möglichkeit hatte, sich zu informieren und selbst Kritik oder Vorschläge einzureichen. Diese gingen in die Planung ein; bei Nichtberücksichtigung wurde dies öffentlich einsehbar begründet.

Das Ergebnis: Ende 2020 wurden die Regionalpläne mit rund 32.000 Hektar Windvorrangfläche veröffentlicht. Auf diesen soll nun das Ausbauziel von zehn Gigawatt onshore Wind bis 2025 erreicht werden. Dazu seien nach Aussage von Frau Lüth, vom Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE), "ein kontinuierlicher Zubau, schnellere Genehmigungen und hinreichende Fachkräfte wichtig."

In diesem Jahr wurden bereits 311 neue Anlagen genehmigt (1.347 MW). So wird die Leistung auf über 8.000 Megawatt erhöht – reicht also für 4 Mio. Haushalte pro Jahr.
Und es sollen noch mehr werden, denn Schleswig-Holstein hat für den Ausbau der Windkraft in Deutschland eine große Verantwortung. Frau Lüth: „Im Norden kann besonders günstig Windenergie erzeugt werden. Hier gibt es sehr gute Windverhältnisse und viele Flächen. Schleswig-Holstein ist schon immer Stromexporteur gewesen, früher durch seine drei Atomkraftwerke, nun durch die Windenergie."

Bei der Bebauung mit neuen Anlagen kommt in der Regel ein Abstand von 800m zu Siedlungen sowie 400m zu einzeln stehenden Häusern zur Anwendung.
Trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die sich gegen Windkraftanlagen in ihrer Nähe wenden. ,,Dies ist gutes Recht der Anwohner", meint der BWE, „die Betreiber müssen allerdings die gesetzlichen Regelungen bei der Planung einhalten. So sind beispielsweise Lärm-Emissionen in Deutschland streng geregelt und dürfen nicht überschritten werden."

Die knapp 1000 Altanlagen, welche noch außerhalb der neuen Vorranggebiete liegen, bleiben erstmal bestehen. Können sie in den nächsten Jahren aus unterschiedlichsten Gründen nicht weiterbetrieben werden, müssen sie am alten Standort abgebaut werden, dem Anlagenbetreiber steht die Möglichkeit offen, auf den sogenannten Repowering-Flächen der Windgebiete neue Anlagen zu errichten.

So wichtig und gut die Windenergie tatsächlich ist, diese vermeintlich positive Energiequelle bringt selbstverständlich auch Nachteile mit sich. Das wohl am häufigsten genannte Argument gegen Windenergie bzw. Windräder ist, dass es einfach nicht konstant Wind gibt. Denn zu oft ist es windstill oder die Windgeschwindigkeit von 5m/sec (bzw. 18km/h) wird nicht erreicht, mit der Windräder Strom überhaupt produzieren zu können. Die maximale Leistung eines Windrades wird zudem erst bei 12m/sec erreicht.

Gibt es zu viel Wind, werden die Windkraftanlagen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet, um von der Kraft des Windes nicht zerstört zu werden; diese Maßnahme wird aber erst bei einer Windgeschwindigkeit von 90km/h ergriffen. Die Bundesländer in Deutschland, in denen es am wenigsten Wind gibt, sind Bayern und Baden-Württemberg.

Ein weiteres Problem sind die unzureichenden Möglichkeiten, Windstrom zu speichern. Stromspeicher sind teuer und viel zu selten, Stromleitungen zu den Verbrauchern müssen zuerst noch in hinreichender Zahl gebaut werden und stoßen auf wenig Akzeptanz. Die Potenziale der Windkraft verpuffen! Ein Weg, die Windkraft besser zu nutzen, ist die Herstellung von Wasserstoff, aber diese Möglichkeit kann ebenfalls nur sehr begrenzt durchgeführt werden und ist außerdem kostspielig.


Auch für die Vögel sind Windkraftanlagen nicht ungefährlich. In Deutschland werden jährlich ca. 100.000 Vögel durch Windräder getötet. Diese Zahl scheint auf den ersten Blick zwar groß, dennoch ist es nur ein Bruchteil der Anzahl an Vögeln, die jährlich durch Fensterscheiben sterben, diese Zahl beläuft sich nämlich auf ca. 18 Millionen. Auch durch Pestizide oder durch die Vertreibung aus dem Lebensraum sterben jährlich viele Vögel. „Dass die Vögel durch Windräder total bedroht sind, stimmt nicht", so Frau Liedke vom NABU. Weiter sagte sie: „Dennoch dürften die Vögel nicht zu stark unter den Windrädern leiden und deshalb sollten keine Windräder in den Flugschneisen von Vögeln gebaut werden, um sie nicht zusätzlich zu belasten." Auch der BWE bedauert einzelne Schlagopfer bei Vögeln, sieht die Entwicklung der Populationen, zum Beispiel beim Rotmilan, jedoch durch die strenge Gesetzgebung, nicht gefährdet. Beide sind sich einig: Der Artenschutz verhindert nicht den Klimaschutz.

Weitere Probleme von Windenergien sind, dass sie noch nicht genug Energie herstellen, um einen großen Teil von Deutschland mit Energien zu versorgen. Denn erneuerbare Energien machen nur knappe 50% des gesamten Stromverbrauchs aus. Um den deutschen Strombedarf mit erneuerbaren Energien zu decken, ist ein weiterer Ausbau der Windkraft nötig, nach einer Studie des Umweltbundesamtes[1] werden 2% der deutschen Fläche für Windkraft benötigt. Damit soll Strom aus Windkraft auch für E-Mobilität und mit Wärmepumpen zur Wärmeversorgung von Gebäuden genutzt werden.

Um das 1,5°C Klimaschutzziel zu erreichen, soll auf Erdgas, Mineralöle, Braun- und Steinkohle verzichtet werden. Aufgrund der Risiken hat sich Deutschland 2011 dazu entschieden auf die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung zu verzichten. Auch aus Klimaschutzgründen ist eine Rückkehr zur Kernenergie nicht sinnvoll: Eine unabhängige Studie[2], welche die Kohlenstoffdioxid-Emissionen von Ländern aus aller Welt miteinander vergleicht, kommt im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen dazu, dass Staaten, die nur auf Erneuerbare Energien setzen, einen Viertel weniger CO2-Emmisionen haben als Staaten, die auf Kernkraft setzen.

Besonders für Länder mit einem geringen Bruttosozialprodukt ist die Windkraft eine weniger zeitaufwendige und kostengünstige Methode, um klimaneutralen Strom zu erzeugen. So kostet der Bau eines Atomkraftwerks etwa zwischen 500 Millionen bis über 20 Milliarden, während der Bau von 200 Windrädern, die gleich viel Strom liefern wie ein Kernkraftwerk, bei 240 Millionen Euro liegt und diese in der Entsorgung und Betreibung nochmals günstiger sind. Dies macht sich auch in den Stromkosten für die Verbraucher bemerkbar: Die Kilowattstunde Windstrom kostet knappe 5ct, Atomstrom dagegen knappe 15ct.

Die Umstellung auf erneuerbare Energien, wie Windkraft, wird und muss in den nächsten Jahren kräftig Fahrt aufnehmen, für die Politiker unserer nächsten Regierung eine elementare Hausaufgabe, die man nicht unüberlegt ignorieren sollte – denn der Klimawandel macht keine Pause!!!

Von der künftigen Bundesregierung wird seitens der Windbranche erwartet, "zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland zu beschleunigen, den Strommarkt mit Regeln und Gesetzen auf die Energiewende auszurichten und die Beteiligung der Menschen vor Ort zu stärken"(„Bürgerenergie").

"Die Politik in Schleswig-Holstein muss den Bürgerinnen und Bürgern mehr erklären und erläutern, warum wir mehr Erneuerbare Energien brauchen, und welche Chancen darin auch für die Anwohner und Gemeinden vor Ort entstehen: Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen.

Nach der Landtagswahl im Mai 2022 wird von der neuen Landesregierung eine schnelle Prüfung gefordert, ob die in der Regionalplanung ausgeschriebenen Flächen tatsächlich mit Windkraftanlagen bebaut werden. Gegebenenfalls ist hier nachzusteuern und müssen weitere Flächen für Windenergieanlagen zur Verfügung gestellt werden", verlangt der BWE.

Auch wir Bürger sollten uns Gedanken machen, ob wir nicht Strom sparen können, Zimmerlichte ausschalten können, wenn wir den Raum verlassen oder LEDs als Stromsparlampen verwenden können. Statt immer nur auf die Damen und Herren an den Schalthebeln der Macht zu schimpfen, kann und sollte jeder in seinem Umfeld tätig werden!

 [1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/windenergie-an-land#flaeche

[2] Sovacool et.al.: Differences in carbon emissions reduction between countries pursuing renewable electricity versus nuclear power, 2020.

 

 

 
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