Autismus -Wenn das Gehirn anders funktioniert.

Enie 16. November 2022 1 Kommentar(e)
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Sie reden nicht, sie können keine Gefühle zeigen, sie haben keine soziale Kompetenz. Das sind nur einige der vielen Klischees, wenn man über Autisten spricht. Doch jeder Autist ist anders. Manche sprechen gerne, manche überhaupt nicht, manche interessieren sich für Dinge, die für mich und dich total banal, uninteressant oder langweilig erscheinen, für sie sind sie aber die spannendsten Sachen überhaupt.
Also was ist Autismus eigentlich?Denn Autismus und den Autisten gibt es nicht. Wenn man von Autismus spricht, meint man eigentlich eine Autismus-Spektrum-Störung. (Autismus ist nämlich nur der Sammelbegriff für verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Es wird zwischen den drei Hauptformen, dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem atypischen Autismus unterschieden.)Autismus kann vieles sein und sich bei den Betroffenen in vielen Formen äußern. Es kann von leichten sozialen Problemen bis zu einer schweren Behinderung gehen. Wissenschaftliche Studien gibt es zu dem Thema leider noch nicht, aber man geht davon aus, dass mindestens 1 % der Bevölkerung in das Autismus-Spektrum fallen. Autismus ist nicht heilbar, kann aber durch eine Therapie günstig beeinflusst werden.

Wie verhalten sich Menschen mit Autismus?Zu den Merkmalen der meisten Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung gehören:
- Beeinträchtigte soziale Fähigkeiten
- eine leichte bis schwere Kommunikations- und Sprachbehinderung
- Stereotypes Verhalten und Spezialinteressen an bestimmten Dingen, Geräuschen oder Bewegungen (Inselbegabung)

Über Autismus reden viele, aber nur wenige fragen Autisten selbst.
Ich will einen Autisten zu Wort kommen lassen, also habe ich meine Mitschüler gefragt, was sie für Vorurteile und Fragen haben. Mit diesen Fragen habe ich ein Interview mit meinem Bruder geführt, der das Asperger-Syndrom hat.

Wie hast du erfahren, dass Du das Asperger-Syndrom hast?
Bent: "Mir war von Anfang an klar, dass ich anders, ich sage mal, was Besonderes bin. Ich wusste es eigentlich schon, seitdem ich denken kann, auch wenn ich nicht immer wusste, was das Wort bedeutet. Ich wurde sehr früh diagnostiziert. Ich hab einfach gemerkt, dass ich zu mehr Therapeuten gegangen bin als die die anderen Kinder im Kindergarten." Autismus zu diagnostizieren ist schwerer, als man so denkt. Dass es erkannt wird, ist nicht die Norm, in vielen Fällen wird es falsch, spät oder gar nicht diagnostiziert.

Fühlst du dich anderes?
Bent: "Das kann ich nicht beantworten, ich weiß ja nicht wie es ist in einer anderen Haut zu stecken."


Hast du besondere Begabungen oder Interessen?
B: "Ja, ich rede viel über Filme, es ist halt etwas, was mich interessiert. Mich fasziniert der Schaffensprozess, die Handlung, das Schauspiel, die Regiearbeit, die Cindematografie.Es gibt viele Dinge, die mich am Film interessieren."
Wenn man an Autisten denkt, fallen einem wahrscheinlich sofort die super schlauen Extreme wie Sheldon Cooper, Wolfgang Amadeus Mozart und Greta Thunberg ein, die alle mit ihrer Arbeit beeindrucken. Die geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass ein autistisches Kind einen IQ über 140 hat, beträgt 0,7–2 Prozent, im Vergleich liegt die Wahrscheinlichkeit bei einem nicht autistischen Kind bei 1 Prozent. Es besteht eine Verbindung zwischen Autismus und hohem IQ.


Worüber redest du gerne mit anderen Menschen?
B: "Filme. Und auch Bücher, ich kann auch über andere Sachen reden, aber irgendwie geht es immer zu Filmen zurück. Es ist halt mein Lieblingsthema."


Kannst du an der Mimik anderer sehen, welche Gefühle sie haben?
B: "Ich achte meistens nicht so darauf, wenn ich jemandem ins Gesicht gucke, sehe ich nur ein Gesicht, nichts weiter. Aber das heißt nicht, dass ich blind bin, natürlich merke ich, wenn jemand traurig ist oder sich nicht gut fühlt."Menschen mit Autismus fehlt ein natürliches Verständnis für die Gefühle und Gedanken anderer Menschen, insbesondere wenn es darum geht, die Denkprozesse anderer Menschen zu verstehen. Sie entwickeln für andere Menschen oft unverständliche Verhaltensmuster und leben in einer Welt abseits der anderen.


Wurdest du in der Schule gemobbt?
B: "Im Kindergarten und in der Grundschule mal ein bisschen. Ich bin kein sonderlich großer Mensch, also habe ich schon mal so was gehört wie „Gehörst du nicht eigentlich in den Kindergarten." Und, na ja, es gab schon so mal ein paar Leute, die gesagt haben „Was ist denn mit dem los?" und haben herübergerufen „Hey bist du ein Spastie oder sowas?", aber es entspricht für mich nicht der Regel."


Fällt es dir schwer, Freunde zu finden?
B: "Ich bin halt mehr ein Einzelgänger, ich mag meine Ruhe, aber wirklich stören tut mich das selten." Autismus kann eine schwere Beeinträchtigung im Alltag sein, aber in der richtigen Umgebung kommen Menschen mit milderen Autismussymptomen überraschend gut zurecht.

Wo bist du im Alltag eingeschränkt?
B: "Ich weiß nicht, ich denke nicht so viel über sowas nach... Ich denke nicht so viel über Einschränkungen nach. Ich habe natürlich eine Schulbegleitung, aber die habe ich auch kaum noch, ich fühle mich nicht wirklich eingeschränkt."

Gibt es Dinge, die Nicht-Autisten gegenüber Autisten immer wieder falsch machen?
B: "Nein, vielleicht, ich weiß nicht, ob man Autisten so erkennt und es ihnen direkt ansieht. Ich habe auf der Kur schon Menschen mit Autismus getroffen und ich konnte es ihnen nicht ansehen."

Zusammenfassend kann man sagen, dass Autismus natürlich eine Einschränkung ist und für Autisten und deren Umfeld natürlich belastend sein kann. Sie haben aber Gefühle und sie verstehen auch, was um sie herum vorgeht. Dementsprechend muss man sie auch respektvoll behandeln.

 
1 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    17. November 2022

    Hallo Enie,

    ganz lieben Dank für deinen Beitrag und den Einblick in dieses Thema. Du hast den Text super aufgebaut, durch die Mischung aus Interview und Fakten kann man dir sehr gut folgen und es ist abwechslungsreich beim Lesen. Es ist super, dass so die Leserinnen und Leser mehr über Autismus erfahren und man auch erfährt, wie dein Bruder es ganz persönlich empfindet. Ganz wichtig ist die Aussage in deinem letzten Satz: Denn mit Respekt sollte man immer allen Menschen gegenübertreten!

    Liebe Grüße

    Das MiSch-Projekttam
    Carina und Kerstin

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