Das Abenteuer des Lebens

Anton, Felix, Jesper Klasse 9d Gymnasium Altenholz 15. November 2022 1 Kommentar(e)
Logo des PCT © Originalfoto von Silke Wolter

Das Abenteuer des Lebens
Von Mexiko bis Kanada: 4265 km zu Fuß durch Amerika
Was bewegt einen Menschen dazu, einen 4265 km langen Wanderweg zurückzulegen? Wir haben Silke Wolter, die dieses Abenteuer gewagt hat, interviewt, um diese Frage zu klären. Sie ist 2021 alleine den Pazifik Crest Trail (PCT) von der mexikanischen Grenze durch den Westen der USA bis an die kanadische Grenze gewandert.

Die Idee für dieses unglaubliche Abenteuer kam Silke durch den Film „Der große Trip". Und da sie noch nicht wusste, was sie in ihren freien sechs Monaten machen will, beschloss sie, dass dies genau das richtige Projekt für sie, die so gerne wandert und draußen ist, sei. Aber wie bereitet man sich auf solch ein Wagnis vor? „Ich hatte fünf Jahre Zeit, da habe ich mich informiert, ein Visum beantragt und angefangen Geld zu sparen. Zur körperlichen Vorbereitung habe ich eine 500 km lange Alpenüberquerung gemacht, und da der höchste Punkt auf dem PCT über 4000 Meter hoch ist, habe ich den höchsten Berg in Nordafrika den Jbel Toupkal bestiegen, um mich auf die Höhe vorzubereiten." Auch das Gepäck muss gut geplant und ausgewählt werden, denn schließlich muss man alles in einem Rucksack durch die Wüste, über die Berge und Wälder tragen und da macht jedes Gramm mehr oder weniger einen großen Unterschied. Silke entscheidet sich für ein 600 g leichtes Zelt, eine Isomatte, die sie zur Hälfte abschneidet: Das spart Gewicht und die Beine brauchen nicht zwingend eine Unterlage. Um sich ihren geliebten Tee zu kochen, nimmt sie sich Gaskocher und Topf mit. Aber Tee alleine reicht für eine solch anstrengende Wanderung natürlich nicht. Da ein Langenstreckenwanderer 12 bis 16 Stunden am Tag auf den Beinen ist, muss man bis zu 3500 kcal am Tag zu sich nehmen. Und da man unterwegs nicht an jeder Ecke einen Imbiss oder ein Café findet, muss man Proviant für bis zu sieben Tage in dem Rucksack verstauen und tragen. Heißt, dass das Essen nicht viel wiegen darf, aber möglichst gehaltvoll sein sollte. Gut geeignet: Snickers, M&M´s, Nüsse, Nutella. Also alles das, was sonst eher weniger auf einem gehaltvollen Speiseplan steht. Silkes Tagesmenü besteht meist aus einem halben Liter Kakao in Wasser aufgelöst am Morgen, nachdem sie ein paar Kilometer gewandert ist, isst sie ein Snickers, das dritte Frühstück besteht aus Keksen und einem Proteinriegel. Zum Mittag gibt es Wraps gefüllt mit Thunfischsalat. Abends gibt es Instantnudeln oder Kartoffelpüree und den Tee. Willkommene Abwechslung für alle Hiker sind die Trailangel, die „Engel des Weges, die überraschenderweise am Wegesrand auftauchen. Sie erfreuen die geschafften, hungrigen und durstigen Wanderer mit Burgern oder schenken auch mal kalte Cola aus. Auf die Frage, ob man viele Wanderer trifft, antwortet Silke: „Pro Jahr laufen etwa 4500 Leute den PCT, wovon es nur etwa 20% ins Ziel schaffen. Man trifft also schon viele Leute, es gab aber auch Tage, an denen man keinen einzigen getroffen hat." Sie berichtet auch davon, dass man viel mit anderen Wanderern zusammengemacht hat, so ist man z.B. miteinander in die Stadt gefahren, um den Einkauf zu erledigen, hat zusammen gecampt und gefährliche Passagen gemeinsam gemeistert. Silke, oder wie es in der PCT-Sprache heißen müsste „Ancor" (dt. Anker), hat vieles mit „Otter" aus Amerika durchgestanden, aber zu ihrer Trail-Family gehören auch Leute aus Kanada, Israel und Tschechien. Jeder kann sich sicher vorstellen, dass nicht alles nur Spaß und Freude ist, sondern dass es auch gefährliche und herausfordernde Seiten zu meistern gibt. So erzählt sie: „Die größte Herausforderung war für mich der sogenannte California-Blues." Der California-Blues trifft viele Wanderer im Norden Kaliforniens, denn dort ist es sehr heiß (bis zu 47°C), man durchwandert immer noch den Bundesstaat, in dem man zwei Monate zuvor gestartet ist und die Strecke bis zum Ziel ist noch sehr weit. Das zerrt an der mentalen Verfassung und hätte Silke „jemand ein Flugticket in die Hand gedrückt", dann wäre sie ohne zu zögern eingestiegen. Doch sie hat sich durchgebissen, hat nicht aufgegeben, sondern durchgehalten. Nachdem „Anchor" die heiße Wüste, die kalten Pässen und reißenden Flüssen besiegt hat, erreicht sie nach fünf Monaten und 4265 km körperlich erschöpft, mit schmerzenden Füßen aber unglaublich stolz und glücklich die kanadische Grenze. „Ich war einfach nur glücklich, angekommen zu sein."

(Copyright: Originalfotos von Silke Wolter)
(Von: Anton, Jesper, FelIx)

 

 
1 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    17. November 2022

    Hallo ihr Drei, ganz lieben Dank für euren Beitrag. Es hat richtig Spaß gemacht ihn zu lesen und durch die vielen Eindrücke und Erfahrungen von Silke Wolter hat man sich auch so richtig gut hineinversetzen können. Von einigen Dingen hatten wir auch vorher noch nicht gehört, zum Beispiel von den Engeln des Weges. Es ist immer schön zu hören und zu lesen, dass fremde Menschen andere einfach so unterstützen! Hättet ihr denn auch mal Lust so eine Mega-Wanderung zu machen oder wie seid ihr auf das Thema gekommen? Liebe Grüße Das MiSch-Projektteam Carina und Kerstin

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