Das Buch - ein Auslauf-Modell?

Carlotta Pollex, 9c, Gymnasium Altenholz 21. November 2022 1 Kommentar(e)
Libelli-Buchladen in Altenholz © Carlotta Pollex

Die Digitalisierung ist in aller Munde. Aber wie ist es im Reich der Bücher?

In eine kuschelige Decke gewickelt, im Schein der Nachttischlampe im Bett liegen, auf der Zunge ein schmelzendes Stück Schokolade und ein neues Buch lesen. Sobald man das Buch öffnet, strömt einem der Geruch von Druckertinte und Papier entgegen und man kann in das Buch und die Geschichte der Hauptperson eintauchen, während es draußen schon dunkel ist und man die Regentropfen dumpf auf die Fensterscheiben prasseln hört. Hin und wieder knistern die Seiten, wenn man umblättert, und manchmal hört man den Donner grummeln oder das Zimmer wird von einem Blitzt hell erleuchtet.

Aber wird unsere nächste Generation so etwas auch noch erleben? Oder ist es dann eher so: In eine kuschelige Decke gewickelt, mit dem Warmlichtmodus des E-Bookreaders im Bett liegen, in der Hand eine Tasse warmen Kakao und das neueste E-Book lesen. Sobald man auf „Jetzt lesen" drückt, strahlt einem das Cover des neu heruntergeladenen Buches in Schwarz-Weiß entgegen. Hin und wieder dauert es ein bisschen, bis die neue Seite geladen ist oder es stürzt ganz ab. Statt nach Tinte und Papier riecht es nach Plastik und Technik.

In der JIM-Studie aus dem Jahr 2021 ist die Anzahl von Jugendlichen, die täglich oder mehrmals die Woche ein Buch lesen, um zwei Prozent gesunken. Allerdings hat sich die Zeit, die die Jugendlichen am Tag im Internet verbringen seit 2007 fast verdoppelt. Gibt es hier einen Zusammenhang?

Der Buchladen Libelli in Altenholz sieht positiv in die Zukunft. Sie haben gerade ihren Laden renoviert und einen zweiten Laden in Eckernförde übernommen. Der Laden in Altenholz befindet sich zwischen einem Blumenladen und einer Apotheke und wurde schon vor 12 Jahren gegründet. Sobald man ihn betritt, empfängt einen ein fröhliches „Moin" von einer der vier Buchhändlerinnen oder von einem der Kunden, die sich gerade im Laden umschauen. Es ist zwar nur ein Raum und ein kleines Büro, aber der Verkaufsraum wirkt seit der Renovierung viel heller und größer, was vor allem daran liegt, dass der gesamte Laden nun in hellen Tönen gehalten ist. Außer natürlich die Bücher, die in allen Regenbogenfaben in den großen Wandregalen stehen. Die Regale sind in verschiedene Kategorien unterteilt, unter anderem in Bilderbücher und Erstlese-Bücher mit großer Schrift für Kinder, Jugendbücher, Fantasybücher und Reiseberichte. In der Mitte stehen auch noch ein paar Tische, auf denen ebenfalls Bücher ausgelegt sind. Zwischen den Büchern verteilt, liegen noch kleine Mitbringsel, wie zum Beispiel Kerzen mit Schriftzug, Lesezeichen und Magnete, die man z.B. einem Gutschein oder einem Buch hinzufügen und jemandem eine Freude machen kann.

Nicol Arp, eine der Buchhändlerinnen bei Libelli, erzählt: „Um Buchhändlerin zu werden, muss man vor allem Freude am Gespräch und am Buch und an der Beratung der Kunden haben, aber natürlich muss man auch eine Lehre machen." Auf die Frage, wie sie eine Beratung führt, verrät sie: „Ich frage gerne, was der Kunde als letztes gelesen hat und ob ihm das Buch gefallen hat. Außerdem versuche ich das Genre einzugrenzen, z.B. Krimi, Fantasy oder Belletristik."

In der Zeit des Corona-Lockdowns konnte die meiste Zeit allerdings nicht beraten werden und so ist es ja auch online, wenn man sich ein Buch über Amazon bestellt oder sich auf seinem E-Bookreader kauft. Doch trotzdem werden sie immer populärer. Laut Statistika wurden 2021 etwa 35,8 Millionen E-Books verkauft. Noch sind es fast acht mal so viele gedruckte Bücher, wie E-Paper-Bücher aber wird das so bleiben?

Auch auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse konnte man vermehrt E-Books kaufen. Kai Dombrowsky, der dieses Jahr ebenfalls als Verkäufer dort war, sagt: „Viele Leute besitzen zwar schon E-Books, es ist aber eher eine Ergänzung zum normalen Buch ist, um nicht so viel Gepäck mit in den Urlaub nehmen zu müssen. Die normalen Bücher sind aber weiterhin populärer."

Nach meinen Gesprächen und meiner Recherche bestätigt sich das, was Cicero schon vor über 2.000 Jahren gesagt hat: „Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele." Und ich denke, so wird es auch bleiben.

 
1 Kommentar(e)
  1. Lisa
    23. November 2022

    Toller Text! Besonders den szenischen Einstieg finde ich mega und super anschaulich. :)

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert