Das ewige Inferno der Teenagerzeit

Carina-Saskia Kirschner, 11a (BG22a),RBZ am Königsweg 17. November 2022 2 Kommentar(e)
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Ein junges Mädchen sitzt an ihrem Schminktisch und macht sich für ihre Verabredung zurecht. An ihrem Schminkspiegel blicken verschiedene Schauspielerinnen mit einem Zahnpastalächeln auf sie herab, während sie versucht mit Foundation ihre Akne zu verbergen. Warum, warum muss ausgerechnet sie damit bestraft worden sein. Alle anderen Mädchen in ihrer Klasse haben dieses Problem nicht, sie haben Haut, die einer Porzellanpuppe gleichkam. Aber das Universum hat sie mit dieser schrecklichen Akne gestraft. Das Mädchen greift zum Lippenstift und versucht ihre viel zu kleinen Lippen mit dem kirschroten Stift zu vergrößern. Sie blickt sich dabei im Spiegel an und ihr fällt immer mehr von ihrem Makel auf.Sie hat keine Stupsnase, sondern die Nase gleicht einer Hexe und ihre Haare sind viel zu lockig und nicht glatt wie die Haare ihrer vielen Vorbilder. Das Mädchen sieht zornig in ihr Anlitz im Spiegel. Sie ist nicht hübsch, sie ist gar nichts, nur jemand, die allen vorgaukelt hübsch zu sein. Als sie ihr Spiegelbild weiter betrachtet, verformt es sich. Es verliert jegliche Form. Es ist ein groteskes Gesicht, das man kaum noch als ein Gesicht beschreiben kann, und die Augen, diese scheußlichen Augen voller Hohn, die sich über sie und ihre Hässlichkeit lustig machen. Auch die Bilder am Spiegel lachen und spotten über sie mit teuflischen Fratzen. Das Mädchen versucht ihren Schminktisch zu verlassen, doch sind ihre Füße wie im Boden versunken. Das einzige was sie tun kann , ist den Spott und die Verachtung über sich ergehen zu lassen. Es kommt und geht irgendwann, dass weiß sie, denn es war schließlich nicht das erste Mal. Irgendwann ist das tobende Stimmengewirr verschwunden und das Mädchen steht mit zitternden Beinen auf. Dieses Mal hat sie dem Monster standgehalten, doch wie lange kann sie es noch?

Wer kennt es nicht? Man scrollt durch Instagram und sieht Bilder von Influencer*innen, Schauspieler*innen oder einfach nur Freund*innen, welche auf den Bildern glücklich posen und dank Makeup und Bildbearbeitungs-Apps werder Falten noch ein natürliches Lächeln haben. Ich denke, nein, ich maße es mir an, die Behauptung aufzustellen, dass eine künstliche Intelligenz, würde sie von sich selbst ein Bild machen, es schaffen könnte, mehr natürliche Emotionen zu zeigen als die Menschen auf Instagram.                                                    Aber warum genauhaben wir überhaupt diese Sorge, ob wir "schön" sind? Wird denn nicht immer gesagt, dass die Schönheit im Auge des Betrachters liegt?Also warum versuchen wir uns dann Schönheitsideale aufzuzwingen, welche man nie erreichen wird? Schönheitsideale ändern sich. In der Hochrenaissance galt das Schönheitsideal, dass eine kräftige Figur sehr attraktiv ist. Auch die so genannte vornehme Blässe war in dieser Zeit sehr angesagt, was einen faden Beigeschmack hat, wenn wir bedenken, dass die Personen mit der Blässe meist an der Krankheit Anämie litten oder die Personen, welche diese Krankheit nicht hatten, sich mit Bleiweißschminke zurecht gemacht haben. Beides endete für die Personen nicht besonderes gut.                                                                                                      Viele Schönheitsideale werden von uns romantisiert und die negativen Seiten einfach ignoriert. Dies ist sehr gefährlich, vor allem für die Jugendliche, welche gerade erst ihren Körper kennenlernen und schon mit so viel Druck nach Schönheit belagert werden. Sie magern ab, unterziehen sich Schönheitsoperationen und tun alles, um den Schönheitsidealen zu entsprechen. Damit schaden sie nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrem Geist. Viele Jugendliche leiden unter dem Schönheitswahn; sie fangen an sich selbst zu hassen und wissen nicht, was sie dagegen tun können. Das Schönheitsideal hilft niemandem, es zerstört nur. Denn wer in den Augen der Gesellschaft nicht schön genug ist, wird nicht akzeptiert.

Laute Musik dröhnt aus seinen Kpüfhörer, während er seine letzten Klimmzüge macht. Erschöpft atmet er aus und will sich am liebsten auf sein Bett legen und schlafen. Doch muss er weiter trainieren, sonst hat diese ganze Hölle von Trainingsprogramm keinen Sinn. Er durchquert sein Zimmer vorbei an Wänden voller Poster verschiedener Superhelden, welche posierend ihre muskelnbepackte Körper zur Schau stellen. Der Blick des Jugen bleibt an einem der Poster hängen. Es ist das Plakat seiner absoluten Lieblingsserie. Das Poster zeigt den Hauptcharakter, welcher einen Bus voller Kinder vor einer drohenden Gefahr rettet. Der Junge wünscht sich, er wäre genauso wie sein Vorbild. Doch ist er weder mutig, noch sieht er ansatzweise so gut aus wie der Mann auf dem Poster. Energisch dreht er sich weg. Er darf sich nicht von seinem Training ablenken lassen, sonst wird er nie so aussehen, wie seine Helden und dann wird niemand ihn jemals mögen. Verbissen fängt er an gegen sein Spiegelbild zu boxen. Ob auf Social Media oder im TV: Überall sieht er Männer, die muskulös und stark sind. Er boxt weiter. Egal ob er seine Ernährung umstellt oder seinen Trainingsplan verdoppelt, er kommt nie an diese Menschen heran. In diesem Schlag steck seine ganze Frustation und verfehlte nur haarscharf den Spiegel. Für einen kurzen Moment schließt er die Augen und versucht seinen Atem zu kontrollieren. Die einzige Sache, die er in seinem Leben kontrollieren kann. Er öffnet die Augen wieder und will seine Hand vom Spiegel zurückziehen, um weiterzumachen. Doch zu seiner Überraschung will seine Hand nicht, nein, es fühlt sich so an, als wird sie von jemandem festgehalten. Sein Blick gleitet zu seinem Spiegelbild, das ihn hämisch angrinst, obwohl man es nicht wirklich als Grinsen bezeichnen kann. Es ist viel zu breit und sieht einfach nur falsch aus. Sein Spiegelbild hebt seine Hand und mit Schrecken stellt der Junge fest, dass seine Hand sich auch bewegt. Der Junge will wegrennen, er will schreien, dass das Ding im Spiegel damit aufhören soll. Doch kann er es nicht, er steht wie eine leblose Puppe in seinem Zimmer und muss diesem grotesken Wesen im Spiegel gehorchen. Die Gestalt bewegt nicht seine Lippen, doch hört der Junge ganz deutlich die Stimme. Sie gleicht seiner, mit dem feinen Unterschied, dass sie sich mehr nach dem Geräusch von Nägeln auf einer Tafel anhört als nach etwas Menschlichem. Die Gestalt lacht über ihn und seinen Traum, ein Held zu sein. Sie verspottet ihn und verformt sich selbst zu einer albtraumhaften Version seines Helden, welcher noch dämonenhafter lacht, so dass dem Jungen das Blut in den Adern beinah gefriert. Er sagt ihm, wie erbärmlich er doch sei und das er niemals so sein werde wie er oder die anderen "richtigen" Männer. Der Junge kann dieses Gelächter nicht mehr hören, er ist voller Wut und Angst. Er kneift die Augen zusammenund lässt seine ganzen Emotionen in seine Faust fließen und mit einem lauten Krachen zerbirst der Spiegel und das groteske Abbild ist weg. Der Junge lässt sich erschöpft zu Boden fallen und betrachtet seine Hand. Das Abbild ist weg, doch sein scheußliches Lachen hallt noch immer durch das Zimmer.

Ob auf der großen Leinwand oder im TV: Überall sieht man Stereotypen, die uns und vor allem Jugendlichen ein falsches Bild von Schönheit zeigen. Wer will denn nicht so rank und schlank wie Cinderella oder so muskelbepackt wie Batman sein? Nicht nur wie man aussieht, sonder wie man am besten nicht aussehen soll, lernen wir schon von klein auf. Ein sehr beliebter Stereotyp ist dabei das sogenannte hässliche Entlein. Lockige Haare, Brille, ein paar Pfunde auf den falschen Stellen und unbeliebt wird es mit dem Schwung eines Zauberstabes zum perfekten, heißen Model. Glatte Haare, die Augenschwäche ist auf magische Weise verschwunden, Figur eines Supermodels und natürlich super beliebt. Nicht nur pflanzt es falsche Bilder von Schönheit in die Köpfe, nein, es streut Salz in die Wunde derer, die sich sowieso schon als nicht "schön" genug sehen. Danke, Filmindustrie, für noch ein Trauma unserer Jugendzeit, ist ja nicht so, als hätten wir nicht genug andere Probleme . Neben dem Schuldruck und dem Druck, anderen zu gefallen, werden uns Filme und Serien gezeigt, die einem weismachen, dass man sich lieber für andere ändern soll, anstatt glücklich über seinen Körper zu sein, sonst könnte man am Ende nicht mit der oder dem Partner*in in den Sonnenuntergang reiten.                                                                          Aber wer braucht schon einen Sonnenuntergang, wenn man unter Sterne tanzen kann. Also geht raus und feiert, was für tolle Menschen igr seid, denn das seid ihr! 

 

 
2 Kommentar(e)
  1. Lea Kutterolf
    21. November 2022

    Wow! Der Text ist einfach überwältigend geschrieben und spricht ein unfassbar wichtiges Thema an, welches leider viel zu schnell in den Hintergrund rückt! Ich finde toll, dass du das Thema von beiden Seiten beleuchtet hast! LG Lea
  2. Laura Benk
    21. November 2022

    Hallo Carina, wirklich ein toller Text! Sehr bewegendes Thema. Besonders gut gefällt mir, wie du einmal ein Mädchen und einmal einen Jungen als Beispiel genommen hast. Ich persönlich vergesse leider öfters, dass auch Jungs mit ihrem Körper zu kämpfen haben und unter den unrealistischen Schönheitsidealen leiden. Das ist dir sehr gut gelungen! Viele Grüße Laura

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