Ein Kieler berichtet von seiner Zeit auf dem Fischdampfer
von Rosa Schulte
Kiel Ich treffe den 82-jährigen PeterPröhl in seinem Reihenhaus im Stadtteil Klausbrook. Er hat als junger Mann auf einem Fischdampfer angeheuert und so zehn Jahre seines Lebens auf dem Nordatlantik, um Grönland herum, verbracht.
Im Wohnzimmer erblicke ich eine kleine Inuit-Figur, die in einem aus Fischhaut überzogenen Kajak sitzt. Ein Mitbringsel aus Grönland, erfahre ich. Fischfiguren aus Porzellan und Holz zieren die Regale. Ein riesiges Bild einer brechenden Welle thront über dem Sofa. Draußen sehe ich Reusen und Taue als maritime Dekoration und höre das Wasser eines Fischteiches plätschern.
Im Alter von 20 Jahren packte Peter die Abenteuerlust und er begann, auf dem Fischdampfer zu arbeiten. Gleichzeitig konnte er so nicht zum Militär einberufen werden. Er erzählt, dass man zur damaligen Zeit erst mit 21 Jahren volljährig war und er somit noch die Einverständniserklärung seiner Eltern einholen musste.
Die Mannschaft bestand aus 30-40 Männern, die in 18-Stunden-Schichten arbeiteten, mit jeweils sechs Stunden Schlaf dazwischen. Untergebracht waren die Männer in 2- oder 4- Bett-Kabinen. ,,Die Verpflegung an Bord war hervorragend, aber auf langen Reisen konnte es auch schon mal passieren, dass man schwarze Butter essen musste oder dass das nicht mehr allzu frische Fleisch zu Hack verarbeitet wurde, um es ansprechender erscheinen zu lassen", berichtet Peter mit einem Schmunzeln.
Man war meist zwei Monate auf See und anschließend fünf Tage in der Heimat. Ob man nach Hause konnte, war abhängig davon, wieviel Fisch gefangen wurde. So konnte es passieren, dass man Weihnachten auf hoher See verbrachte. Die Höhe des Verdienstes richtete sich nach Marktlage, war aber insgesamt sehr gut. So kam er meist stolz und zufrieden nach Hause.
Das Wetter war oft klamm, kalt und ungemütlich. Bei Sturm waren Wellen von bis zu zehn Metern Höhe keine Seltenheit. Doch Zeit zum Angsthaben hatte man nicht. Man hielt zusammen, denn jeder war auf den anderen angewiesen. Mit Grausen denkt Peter an folgende Situation zurück: Ein 18-jähriger Junge verhakte sich mit seinem Gummistiefel im Fischernetz, das gerade ausgeworfen wurde, und wurde so ins offene Meer gerissen. Die Mannschaft reagierte sofort und zog das Netz mitsamt dem Jungen wieder an Bord.
,,Die Zeit hat mich für mein Leben geprägt. Mein größter Wunsch wäre es, noch einmal nach Grönland zu reisen", sagt er mit melancholischer Stimme. Er scheint ein cooler Typ zu sein, dem man sein Alter nicht ansieht.