Existenzängste in der Gastro-Branche vergrößern sich

Kiana Schömer, Medienpraxis, Gymnasium Lütjenburg 12. November 2022
© Bild von Werner Moser auf Pixabay

Umsatzverluste, Personalmangel und Insolvenzgefahr: Die drastischen Hygienemaßnahmen der Corona-Pandemie haben besonders die Gastronomie getroffen, welche bis heute weiterführende Schäden davon trägt.

Massiver Umsatzeinbruch im Gastgewerbe
Ein Großteil der Umsätze blieben aufgrund der landesweiten (vorübergehenden) Schließungen von Restaurants, Bars und Co. aus. Zwar konnte in den Sommermonaten der letzten beiden Jahre - nach Lockerungen der Kontaktbeschränkungen - sowie diesen Juli wieder mehr Einnahmen erzielt werden, dennoch sind die preisbereinigten Umsätze weit von den Vergleichszahlen vor der Corona-Pandemie entfernt.

Der Umsatzverlust von März 2020 bis März 2022 gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 beläuft sich im Gastgewerbe auf nominal 74,9 Milliarden Euro (real 82,4 Milliarden Euro). Laut einer deutschlandweiten Umfrage des DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) sehen rund 57 Prozent der Unternehmen ihr Bestehen bedroht.

Staatliche Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und staatliche Kredite haben hier besonders geholfen, dass nicht Tausende sofort entlassen worden sind. Im April 2020 waren es sechs Millionen Kurzarbeiter, während mittlerweile immer noch an die 200 bis 300 Tausend Arbeitnehmer auf Kurzarbeit angewiesen sind. Die Lage der Branche hat es auf lange Sicht aber nicht verbessert, denn diese Überbrückungshilfen mussten zurückgezahlt werden.

Insolvenzrisiko steigt um 30,8 Prozent
Aus einer aktuellen Analyse des Informationsdienstleiters CRIF ergibt sich, dass die Zahl der insolvenzgefährdenten Gastronomie-Unternehmen in der Corona-Pandemie um 30,8 Prozent gestiegen ist.

Laut Auswertung stehen 16,2 Prozent der analysierten Betriebe, also 16.567 Restaurants, Imbisse etc. in Deutschland kurz vor dem Bankrott (Stand Januar 2022). Besonders deutlich in Bremen (plus 61,2 Prozent) und Hamburg (plus 39,9 Prozent). Die genauen Auswirkungen der Corona-Krise werden erst nachgelagert sichtbar, aber CRIF erwartet 2022 bis zu 2.200 Insolvenzen in der Gastronomie (plus 51 Prozent).

Im ersten Quartal 2022 gab es etwa 11.000 Gewerbeanmeldungen bzw. Abmeldungen und es wurden 6.465 Betriebe neu gegründet. Dagegen waren es im ersten Quartal 2019 noch rund 14.500 Gewerbe, die sich an- oder abmeldeten und 8.817 Neugründungen.

Die Zahl der Beschäftigten ging deutlich zurück
Viele kündigten und überlegten sich zweimal, ob sie in die Gastronomie zurückkehren werden, bei der unsicher war, wie lange sie aufmacht. Es bestand immer noch die Gefahr auf einen erneuten Lockdown, das Kurzarbeitergeld reichte nicht oder die zusätzliche Arbeit an Feiertagen war es ihnen nicht Wert.

Stattdessen wanderten die Fachkräfte in den Lebensmitteleinzelhandel etc. ab und wechselten die Branche oder wurden gezielt abgeworben. Folglich herrschte in vielen Einrichtungen Personalmangel, der sich bis heute erstreckt. Die Anzahl der Mitarbeiter nahm von Januar bis Oktober 2021 um fast ein Viertel gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 ab. Auch gibt es deutlich weniger Ausbildungsverträge in Gastronomieberufen.

Allgemein im Gastgewerbe kann sich laut einer Umfrage der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) ein Drittel der Beschäftigten nicht vorstellen, noch lange in diesem Gebiet zu arbeiten. 

Um mehr engagierte Mitarbeiter für einen Beruf in der Küche zu gewinnen, müssen einige Maßnahmen getroffen werden. Ein erhöhter Lohn ist tendenziell voraussetzend genauso wie den zukünftigen Arbeitnehmern eine Perspektive bieten zu können, in der sie sich nicht um den Erhalt des Unternehmens sorgen müssen. Sowohl gutes Teamwork als auch ein vertrauenswürdiges Betriebsklima sind ebenfalls grundlegend wichtig, zumal oft ein rauer Ton in den Küchen herrscht. Da muss sich die Gastro-Branche bewegen.

Noch keine Zeit zum Aufatmen
Durch die Inflation und der Rohstoffknappheit steigen die Preise in der Gastronomie enorm. Neben explodierenden Energiepreisen, muss sich die Gastro-Branche mit immer steigenden Lebensmittelpreisen sowie dem erhöhen Mindestlohn von 12 Euro auseinandersetzen. Teilweise werden Ruhetage eingeführt oder die Speisekarte zusammen gestrichen, um Kosten zu sparen. Viele Konsumenten gehen aus Sorge zurzeit nicht aus. Langfristig können sie sich Restaurantbesuche nicht mehr leisten, ausgenommen sie bestellen sparsamer.

Generell lässt sich sagen, dass es Beschäftigte in der Gastronomie nicht ganz leicht hatten bzw. heute noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. Sei es der geringe Umsatz, das fehlende Personal oder der zu wenigen Gäste: Viele Betriebe mussten noch einmal von vorn beginnen. Die letzten zwei Jahre sorgten für unvorstellbare Ängste der eigenen Existenz in dieser Branche. 

Mit der steigenden Inflationsrate und den hohen Energiepreisen fängt nun ein Kreislauf an: 2022 droht für die Gastronomie zum dritten Verlustjahr in Folge zu werden.

 

Quellenangaben:


https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_N001_45.html

https://de.statista.com/themen/6288/auswirkungen-des-coronavirus-auf-das-hotel-und-gastgewerbe/#topicHeader__wrapper

https://www.dehoga-bundesverband.de/fileadmin/Startseite/04_Zahlen___Fakten/07_Zahlenspiegel___Branchenberichte/Zahlenspiegel/DEHOGA-Zahlenspiegel_1._Quartal_2022.pdf

https://www.presseportal.de/pm/22285/5142960

 
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