„Geh mit dem Ball!“

Derya Hajduczenia, Gymnasium Wellingdorf (Kiel), Klasse 8a 19. November 2022 1 Kommentar(e)

Ein Besuch bei der Mädchenfußballmannschaft der TSG Concordia Schönkirchen

Ein lautes Brüllen, ein lautstarkes Stampfen, ein voller Platz, ein starker Schuss. Strenge Anweisungen ertönen. Ich sehe eine Gruppe auf dem Feld herumsausen wie eine Herde von Pferden. Ich höre, wie eine junge Frau kommandiert: „Mädels, das Training beginnt!"
Heute bin ich zu Besuch bei der D3 der TSG Concordia Schönkirchen und beobachte, wie sich die frischgebackene Damenfußballmannschaft schlägt. Davor aber befrage ich eine Spielerin, wie es dazu gekommen sei, dass diese überhaupt gegründet wurde. „Schon früher haben ich und paar andere Mädchen zusammen Fußball gespielt, was uns große Freude bereitet hat. Nach etwa einem Jahr wurde unsere Mädchenmannschaft aufgelöst, da wir zu wenige Spielerinnen waren. Weil wir aber alle das Fußballspielen lieben, haben wir uns gedacht: Wir gründen eine neue", erzählt Annalena Schnack.
Jetzt aber geht es weiter mit dem Training. Der ganze Verein bereitet sich zurzeit auf die kommenden Spiele vor. Vor allem die Mädchen trainieren hart, um weitere Erfolge zu sehen und Kommentare wie: „Mädchen können nichts", oder „Fußball ist ein Jungssport" zu widerlegen. „Die allerdings lassen sich oft nicht meiden", wie Anca Vasile erklärt: „Viele Jungs oder Männer meinen, dass Frauen oder Mädchen keinen Fußball spielen sollten, weil es ein Sport ist, der für männliche Personen geschaffen wurde." Das erste Fußballspiel nach Regeln wurde tatsächlich von Männern im Jahr 1875 durchgeführt. Jedoch sind die „British Ladies" diesem Beispiel gefolgt und haben im Jahr 1994 die erste Frauenmannschaft der Welt gegründet.
Nun beobachte ich, wie die jungen Fußballerinnen sich in einer Reihe aufstellen und nacheinander auf das Tor schießen, in dem der kleine Bruder einer Mitspielerin steht. Er ist der Torwart der Gruppe. Man sieht den Spielerinnen an, dass sie Spaß haben. Wer den Ball ins Tor befördert, wird gefeiert, trifft jemand nicht, erhält der Torwart ein Lob. Nach ungefähr der Hälfte des Trainings gibt es eine kurze Verschnaufpause. Ich höre, wie sich einige über das Spiel unterhalten, das vor wenigen Wochen stattgefunden hat. „Gegen wen habt ihr denn gespielt?", frage ich. „Gegen die Kronshagener Jungs." „Und wie war das Spiel?" „Wir haben leider verloren, aber trotzdem war es sehr lustig und hat uns allen großen Spaß gemacht. Der Kampf um den Sieg ist von allen Seiten fair verlaufen", meint Anca Vasile.
Nach kurzer Pause befinden sich wieder alle auf dem schon beleuchteten Fußballplatz und bilden einen Kreis um die Trainerinnen. Für den Rest der Zeit soll es ein Abschlussspiel geben. Also teilen sich die Spielerinnen in zwei Gruppen und treten gegeneinander an, jeweils fünf pro Team. Bei einem gewöhnlichen Spiel der D-Jugend stehen neun Mitglieder pro Mannschaft auf dem Feld. Ein Pfiff ertönt und es geht los. Man hört die Mädchen brüllen: „Hier! Ich bin frei!", „Schick Anni!" oder „ Geh mit den Ball!" Auch die Trainerinnen rufen den Teams Tipps zu. Das erste, zweite und das dritte Tor fallen. Es steht 2:1. Erneut ein lauter Pfiff, ein gellender Schrei und lautstarkes Zurückrennen. Ich sehe, wie sich die Siegerinnen freuen und herumspringen. Das Training ist vorbei, alle bewegen sich in Richtung ihrer Wasserflaschen. Als die Ersten anfangen zu trinken, höre ich plötzlich, wie jemand gar nicht weit entfernt brüllt, dass die Mädchen aufhören sollten, Fußball zu spielen, und dass es peinlich sei, da zuzugucken. Für einen Moment herrscht Totenstille. Dann antwortet eine Spielerin: „Wenn du das sagst, Mister Diskriminator!" Sie krallt sich den Ball und sprintet aufs Feld, um zusammen mit ihrer Mannschaft weiter aufs Tor zu schießen und auf gar keinen Fall aufzuhören.

 
1 Kommentar(e)
  1. Anca Vasile
    28. November 2022

    Liebe Derya , Ich finde deinen Text sehr gut gelungen! Du hast eine vorbildliche und anschauliche Reportage geschrieben an der man sich ein super Beispiel nehmen kann! ;) Richtig gut geworden, du hast die ,, Königsdisziplin,, echt drauf! Weiter so und lass dich für deine nächste Reportage inspirieren die bestimmt genauso toll werden wird. Hoffentlich dürfen ich und viele andere auch in deine nächsten Meisterwerke einen Blick werfen.

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