Kriegskinder erzählen

Von Ostpreußen nach Schleswig-Holstein
Lara Sylla

Kriegskinder erzählen

PLÖN. Herr und Frau Sylla wohnen in einem großen Haus in einer der mit meisten Seen bestückten Stadt Deutschlands: Plön. Sie sind sehr glücklich, doch das war nicht immer so, weil sie nämlich in den Krieg hineingeboren wurden. Heute berichten sie darüber.

Die 85-jährigen Großeltern erzählen heute über den 2.Weltkrieg und wie es war, ein neues Leben anzufangen. Frau Sylla erinnert sich noch sehr genau an die vielen Schüsse und die Überreste von verbrannten Gebäuden. »Man musste immer Angst haben!«, sagte sie beim Interview. Frau Sylla war fünf Tage alt, als der 2.Weltkrieg begann. Ihre Schwester
wurde verschleppt, hat dann aber nach dem Krieg zum Glück zu ihrer Familie zurückgefunden. »Das war Krieg!«, berichtet die ältere Dame mit trauriger Stimme, weil sie durch ihn ihre Heimat verloren hat. Früher mussten sich die Leute danach richten oder sie mussten flüchten. Die Flucht war allerdings sehr hart, da es Winter war. »Wir mussten um unser Überleben kämpfen«, sagte Herr Sylla, der selbst acht Wochen nur mit Pferd und Wagen unterwegs war, über Eis und Schnee gewandert ist. Außerdem mussten sich die Flüchtlinge verstecken, weil sie nicht wussten, ob sie verfolgt wurden oder sie
anderweitig in Gefahr waren.

Ende des 2. Weltkriegs wurden zwei Millionen Menschen aus Ostpreußen vertrieben und enteignet.

Auf die Frage, wie es war, ein neues Leben anzufangen, kam sehr schnell die Antwort, dass es sehr schwere Zeiten gewesen sind: »Wir fingen mit Hühnern an, also ganz
von vorne.« Doch durch Verwandte konnten viele Ostpreußen 1957 nach Deutschland kommen, so auch Frau Sylla: »Hier in Schleswig-Holstein konnten wir Fuß fassen!«, erklärt sie mir. Dort konnte sie zur Schule gehen, natürlich in eine deutsche, allerdings wurde in Ostpreußen nur polnisch unterrichtet, so konnte sie auch noch Deutsch lernen. Danach konnte sie auch Arbeiten gehen und Geld für die Familie verdienen.

Heute gehört die Region zu Russland und Polen.

Ich als Reporterin habe gespürt, dass es Herrn und Frau Sylla natürlich weh getan hat, wieder darüber nachzudenken, was passiert ist. Aber ich glaube, wir können nun viel besser nachvollziehen, was Krieg eigentlich bedeutet: Angst, Tod und Verlust.

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