Stewardess- ein Traumjob über den Wolken?

Anna, Hedda und Anni, 9e, Gymnasium Altenholz 16. November 2022 2 Kommentar(e)
Lufthansa Flugbegleiterinnen © Lufthansa LH Boeing 747-8 © Lufthansa

Nach wie vor ist es ein Traum von vielen jungen Menschen, als Flugbegleiter*in die Welt zu entdecken. Aber ist es tatsächlich noch ein Traumjob oder doch ein eher anstrengender Beruf mit Nachtschichten und vielen nervigen Gästen? Wir fragen eine, die es wissen muss: Thora Petersen, seit 32 Jahren tätig als Flugbegleiterin bei der Deutschen Lufthansa AG.

Donnerstag, 10. November, 20.15Uhr, geschäftiges Treiben auf der Lufthansa Basis in Frankfurt. Im Briefing-Raum 21 treffen sich 20 Flugbegleiter*innen zur Flugvorbesprechung für den Flug LH 511. Es geht von Frankfurt nach Buenos Aires, eine anstrengende 14-stündige Nachtschicht liegt vor der LH Crew. „Unsere Gäste denken immer, wir kennen uns schon ewig, wir wirken wie ein eingespieltes Team. Aber wir lernen uns tatsächlich immer erst direkt vor dem jeweiligen Flug kennen. Im Briefing tauschen wir unsere Namen aus und besprechen, wer auf welcher Position auf dem Flug arbeiten möchte. Die wichtige Teambildung findet in genau diesen 30 Minuten Flugvorbesprechung statt. Besonderheiten während des Fluges werden einmal durchgesprochen, z.B. ob Turbulenzen zu erwarten oder ob besondere Gäste an Bord sind", so Thora Petersen.

Aber wie kommt man überhaupt dazu, Flugbegleiter*in zu werden? Ein Kindheitstraum? „Bei mir war es eigentlich eher Zufall", berichtet Thora Petersen. „Ich war nach dem Abitur für ein Jahr im Ausland, habe dann eine Ausbildung zur Hotelkauffrau gemacht und musste meine Zeit irgendwie noch überbrücken, weil ich für meinen Traum-Studiengang „Tourismusmanagement" nicht den erforderlichen NC hatte. Da dachte ich mir, ich verkürze mir die Zeit mit schönen Reisen und habe mich bei der Lufthansa AG beworben. Damals dachte ich, ich bleibe höchstens für ein Jahr, der Klassiker..."

Die Anforderungen für eine*n Flugbegleiter*in sind jedoch hoch:
• eine abgeschlossene Schulausbildung
• Mindestalter von 18 Jahren
• Mindestgröße 1,60m, maximal 1,95m
• angemessenes Körpergewicht, gepflegte und gewinnende Erscheinung
• Reisepass ohne Einschränkungen, mindestens 12 Monate Gültigkeit
• sicheres Schwimmen
• Bewerber müssen sehr gutes Deutsch und Englisch sprechen (mindestens B2 Level)
• gute Gesundheit und körperliche Fitness
• kundenorientierte Einstellung mit überdurchschnittlicher Dienstleistungsbereitschaft
• Freude am Umgang mit Menschen
• Herzlichkeit und gutes Einfühlungsvermögen
• sicheres Auftreten und großes Verantwortungsbewusstsein

Auf die Frage, ob es einfach gewesen sei, den Job zu bekommen, und welche Anforderungen man erfüllen müsse, antwortet Thora Petersen: „Ne, so ganz einfach war es tatsächlich nicht, da bin ich damals zugegeben ein bisschen blauäugig rangegangen. Ich habe gedacht, ich bin gelernte Hotelkauffrau, spreche passabel Englisch und Französisch, die werden mich schon nehmen. Und war dann doch überrascht von dem toughen Auswahlverfahren mit Intelligenz- und Sprachtest sowie auch psychologischer Eignungsuntersuchung. Ich wäre damals fast durch den Englisch-Test gerasselt und das, obwohl ich 6 Monate als Au-pair in Amerika gewesen war!"

Wenn man es dann geschafft hat und angenommen wurde, geht es weiter zur Grundausbildung, die 12 Wochen dauert. Davon sind ab der 6. Woche drei Trainingsflüge an Bord angesetzt. Es gibt nicht nur eine umfassende Serviceschulung in den unterschiedlichen Klassen (First Class, Business Class, sowie Economy Class) sondern das Hauptaugenmerk liegt auf der Sicherheitsschulung.
„Viele Menschen denken, als Flugbegleiter*in ist man hauptsächlich für das kulinarische Wohlbefinden der Gäste zuständig. Das ist aber eher „Beiwerk", denn hauptsächlich ist man für die Sicherheit der Gäste an Bord da. Das heißt in einem Notfall, z.B. Feuer an Bord oder einer Notlandung, muss man innerhalb von wenigen Minuten das gesamte Flugzeug evakuieren können. Das bedeutet, dass man auf dem jeweiligen Flugzeugmuster, auf dem man gerade arbeitet, an jeder möglichen Flugzeugtür alle Evakuierungskommandos auf deutsch und englisch laut auswendig rufen, also wie im Schlaf beherrschen muss. Ebenso gehört eine gute Erste Hilfe Ausbildung zum Grundkurs, da man an Bord relativ häufig medizinische „Zwischenfälle" hat."

„Eigentlich bin ich an Bord nicht nur eine gute, empathische Gastgeberin, sondern auch Feuerwehrfrau, Krankenschwester, Konfliktlöserin, Seelsorgerin sowie kulturelle Expertin in allen Lebenslagen...," so Thora Petersen.

Einmal pro Jahr wird diese Emergency sowie Erste Hilfe Schulung aufgefrischt mit theoretischen wie auch praktischen Übungen. Es gibt auf der LH Basis in Frankfurt und München Flugzeugattrappen, in denen mögliche Notsituationen live wie an Bord durchgespielt werden. Ein plötzlicher Akkubrand eines Laptops oder ein Brand einer Toilette werden beispielsweise simuliert. Ebenso werden mögliche medizinische Notfälle einmal durchgespielt. „Was mache ich zum Beispiel, wenn ich einen ohnmächtigen Passagier im Sitz auffinde?", keine leichte Situation für die Flugbegleiterin.

Notfälle an Bord finden laut Thora Petersen sehr häufig statt. „Wenn ich ehrlich bin, haben wir mittlerweile auf fast jedem Langstreckenflug einen oder sogar mehrere medizinische Notfälle. Häufig sind es Kreislaufgeschichten. Manche, gerade ältere Passagiere kommen aus Indien über Frankfurt, um ihre Tochter oder ihren Sohn in den USA zu besuchen. Diese älteren Leute sind dann schon über 10 Stunden unterwegs, wenn sie bei mir in Frankfurt an Bord gehen und klappen dann manchmal vor Erschöpfung einfach zusammen. Wenn wir Glück haben, befindet sich ein Arzt an Bord, aber auf vielen Flügen ist man dann als Crew auf sich alleine gestellt."

Auf die Anmerkung, dass sich das aber ziemlich stressig anhört, entgegnet Frau Petersen: „Ja, ist es auch ein bisschen, aber zum Glück arbeite ich in der Regel in einem tollen Team, bin also nicht allein, und wir können uns aufeinander verlassen. Wir halten zusammen, und manchmal befindet sich sogar eine „echte" Krankenschwester im Team oder fast fertig ausgebildete Mediziner, die neben ihrem Studium fliegen gehen."

Auf die Frage, was ihr besonders gut an ihren Beruf gefällt, schwärmt Thora Petersen: „Das Reisen an die wunderbarsten Orte der Welt ist nach wie vor toll, richtig toll! Ich darf sozusagen „bezahlt" die Welt entdecken. Der Job ist mit seinen langen Nachtflügen zwar oft auch anstrengend und herausfordernd, aber ich treffe auch immer wieder spannende und tolle Menschen an Bord. Und sobald mein Flug beendet ist, fahre ich in ein schönes Hotel, ziehe die Uniform aus und habe 1-2 Tage Zeit, mir New York, Rio, Tokyo und andere Traum-Destinationen anzugucken."

Frau Petersen kann den Beruf Flugbegleiter*in unbedingt empfehlen, würde aber immer dazu raten, vorab eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Dann hat man einen „Plan B", bzw. eine Alternative, wenn einem das Fliegen doch nicht so gut gefällt. Heutzutage werden bei der deutschen Airline auch die unterschiedlichsten Teilzeitmöglichkeiten angeboten. Zum Beispiel gibt es auch das Programm „study & fly", so dass man fliegen und studieren prima miteinander kombinieren kann.

 
2 Kommentar(e)
  1. Torben Schneider
    17. November 2022

    Guten Morgen ihr drei! Ich habe mir heute beim Toastbrot-essen euren Artikel angesehen und er hat mich emotional mitgerissen. Fantastisch! Ich habe Flugangst. Mit eurem Artikel wurde diese befreit. Sonnige Grüße aus der Abstellkammer meines Einfamilienrheinhauses. Ganz viel Liebe, Torsten Abi
  2. Promedia Maassen
    17. November 2022

    Hallo ihr Drei,

    ganz lieben Dank für euren schönen Beitrag zum Beruf einer Stewardess. Es war sehr interessant zu lesen und vor allem das Zitat „Eigentlich bin ich an Bord nicht nur eine gute, empathische Gastgeberin, sondern auch Feuerwehrfrau, Krankenschwester, Konfliktlöserin, Seelsorgerin sowie kulturelle Expertin in allen Lebenslagen...," so Thora Petersen macht schön die Vielseitigkeit und auch Bedeutung der Stewardessen deutlich. Cool ist auch, dass es dieses Programm study & fly gibt, wo man sicherlich mal gut in den Flug-Alltag reinschnuppern kann :)

    Liebe Grüße

    Das MiSch-Projektteam
    Carina und Kerstin

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