Ein echtes Sommermärchen: Tennisclub Altenholz erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Die Sonne scheint auf die Tennisanlage in Altenholz, vier kleine Kinder spielen auf dem eingezäunten Spielplatz, alle sieben Plätze werden bespielt. Auf dreien findet Jugendtraining statt, die anderen sind von Damen und Herren jeglichen Alters belegt. Auch die Volleyballer von den Beachplätzen auf der Anlage sind in Shorts und Sonnenbrille unterwegs und fügen sich harmonisch ins Bild ein. Überall sind Menschen und die Terrasse des Restaurants ist dicht besetzt. Diese Szenerie gab es im sonnigen Sommer 2022 häufig zu beobachten. Doch dies war nicht immer so. Weder in Altenholz, noch anderswo im Land. In den Jahren 2015 bis 2021 haben viertausend Tennisspieler mit dem Sport in Schleswig-Holstein aufgehört, die Zahl der Tennisclubs ist laut statista seit 2010 um 38 auf 317 geschrumpft. Der Tennistrend ging auch bundesweit zurück - bis zum Jahre 2020/21. Der Outdoorsport war einer der wenigen Gewinner in Zeiten des Corona-Lockdowns. Denn weil Indoor- und Kontaktsport jeglicher Art für längere Zeit nicht möglich war, haben viele den Tennissport als einige der wenigen Sport- und Freizeitoptionen wieder entdeckt. Tennis auf Außenplätzen konnte fast ohne Einschränkungen durchgeführt werden. „Davon haben auch wir in Altenholz profitiert", sagt Ralph Hunklinger, 1. Vorsitzender des Vereins „Fördergemeinschaft für den Tennissport e.V. Altenholz" (gegr. 1966). Doch das sei laut ihm nicht der einzige Grund für den wieder erwachten Tennistrend auf der schön gelegenen Sportstätte am Waldrand. „Als ich im November 2021 zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde, sah ich viel ungenutztes Potential auf der Anlage, wie zum Beispiel die Gastronomie, welche mit der Zeit an Qualität verloren und zuletzt nicht mal mehr einen Pächter hatte. Vieles war hier etwas in die Jahre gekommen und ziemlich angestaubt. Fast so wie in einem kleinen Dornröschenschlaf. Mein Ziel war es, das zu ändern", sagt Hunklinger. Dass das Erwachen aber so schnell gehen würde, hätte er nicht erwartet. „Die Eigendynamik, die sich ab etwa März 2022 im Club entwickelt hat, war einfach fantastisch. Viele haben die Ärmel hochgekrempelt und mit angepackt." Als die darauf folgende Draußensaison begonnen hatte, war der Eingangs- und Kabinenbereich des Clubheims mit nur wenigen finanziellen Mitteln und durch viel Eigenleistung einiger Mitglieder optisch aufgehübscht und entstaubt worden. Zudem hatte Hunklinger einen neuen Gastronomen gefunden. Das junge Duo Lasse Meißner, der nicht nur Altenholzer und leidenschaftlicher Tennisspieler ist, sondern auch gerade seine Ausbildung zum Koch im Hotel Birke abgeschlossen hatte, und Anton Wille, dessen Herz für den Service und die Bar schlägt, übernahmen als Geschäftspartner die Bewirtung im Vereinsheim. Geboren war das „fortytwo". Das Restaurant gewann schnell die Aufmerksamkeit der Mitglieder. Ihre für Sportstätten außergewöhnliche Karte mit frischen großen Salaten, selbstgemachten Burgern und wechselnden raffinierten saisonalen Tagesgerichten zog schnell viele Besucher an – Tennisspieler, aber darüber hinaus auch Familienangehörige und nach und nach sogar ein paar Ausflügler. Vom kühlen Alster oder alkoholfreien isotonischen Weizenbier bis hin zum Trendgetränk wie Wildberry-Lillet fehlt auch auf der Getränkekarte nichts. Der klare Renner bei den Kindern: Pommes und regionales Eis am Stiel.
Ein zweites wichtiges und sehr gut laufendes Standbein für die Gastronomen ist der Partybetrieb im Clubheim. Vom 16. bis 80. Geburtstag war in diesem Jahr fast jedes Jubiläum dabei. „Der Mix ist ganz wichtig, da die Partys auch im Winterhalbjahr stattfinden können, wenn auf der Anlage sonst nichts los ist", erklärt Hunklinger das Konzept. Und nachdem sich das Restaurant und die Party-Location in der Sommersaison bewährt haben, kann Hunklinger sich auch eine Renovierung des aktuell noch eher rustikalen Gastraumes im Winter gut vorstellen. Am besten natürlich wieder durch die Unterstützung der Mitglieder. Denn das Geld des Vereins, das sich aus Mitgliederbeiträgen und Sponsorengeldern zusammensetzt, solle natürlich in erster Linie für den Tennissport ausgegeben werden. Neben den teuren Instandhaltungskosten der Anlage und den Trainergehältern für den Kinder- und Jugendbereich hat der Vorstandsvorsitzende noch viele Ideen und Pläne im Kopf, die es zu finanzieren gilt. Einer ist es, einen der am Rande der Anlage brach liegenden Tennisplätze zu reaktivieren – und zwar als Ganzjahresplatz mit einem Spezialbelag. Auch einen Paddel-Tennisplatz schließt er für die Zukunft nicht aus. „Wir rechnen auch in der kommenden Saison mit vielen neuen Mitgliedern und einem steigenden Bedarf an Plätzen", sagt Hunklinger. Die Anzahl von Tennisspielern sei zwar nicht vergleichbar mit denen von vor zehn Jahren, wo 600 aktive Spieler im Verein waren, aber der Neugewinn von 50 Mitgliedern allein in der vergangenen Saison sei trotzdem ein riesiger Erfolg, sagt der Vorsitzende stolz. „Wir haben sowohl bei den Damen als auch bei den Herren neue Mannschaften im Liga-Spielbetrieb gemeldet und auch neue Trainingsgruppen mit eigenen Stammtischen haben sich gebildet. Es ist wirklich ein richtig tolles, herzliches und fröhliches Miteinander auf der Anlage" so der Vorsitzene.
Die Beteiligung an den Clubmeisterschaften spiegele die positive Entwicklung ziemlich gut wider, diese habe sich mehr als verdreifacht. Während es 2021 nicht mal eine Damen-Einzel-Konkurrenz gab, so quollen die Meldelisten in diesem Jahr in fast allen Kategorien über. Ob Damen, Herren oder Jugend, ob Einzel, Doppel oder Mixed – in vielen Fällen wurde ein zweiter Meldezettel benötigt. „Auf der Suche nach Spiel- und Trainigspartnern sind sogar einige neue Freundschaften entstanden", erzählt Hunklinger. Und so wurde die zweiwöchige Meisterschaft zum krönenden Saisonabschluss, die mit einem rauschenden Oktoberfest im Clubheim gefeiert wurde. Jetzt kommt zwar erst mal der Winterschlaf auf der Anlage, ein neuer Dornröschenschlaf werde es aber sicherlich nicht werden, da ist sich Ralph Hunklinger ziemlich sicher.
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