Warum es Zeit ist, das 'Entschleunigen' wieder ernst zu nehmen
In einer Zeit, die immer schneller wird – 5G, Instant-Nachrichten, Lieferungen in Rekordzeit – ist es fast schon ein rebellischer Akt, sich einfach mal Zeit zu lassen. Wer heutzutage in einem Café sitzt und einfach nur seinen Kaffee trinkt, wird schnell mit mitleidigen Blicken konfrontiert, als hätte er gerade die neuesten Weltraumnachrichten verpasst. „Warum nicht die fünf offenen Tabs durchchecken?“, fragt der moderne Mensch in uns. „Warum nicht mit einem GPS-Tracker die exakt effizienteste Route zum nächsten Termin finden?“ Doch halt! Vielleicht gibt es noch eine ganz andere Möglichkeit, die eigene Lebensweise zu betrachten: Langsamkeit.
Langsamkeit – ein Konzept, das schon fast nostalgisch klingt. Früher, ja früher, da gab es noch den „Sonntagnachmittag“. Ein Nachmittag, der nicht durchgeplant war, sondern einfach passierte. Der Einkauf wurde in Ruhe erledigt, das Gespräch mit der Nachbarin zog sich über Minuten und niemand musste sich schämen, wenn man mal ein bisschen länger auf den Bus wartete. Heute hingegen ist jeder Moment ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer bremst, verliert. Und der, der langsam geht, ist am Ende der, der am meisten zu verlieren hat, oder etwa nicht?
Doch vielleicht sollten wir die Sache einmal anders betrachten. Nehmen wir den Trend des „Slow Movements“, der uns vor Augen führt, dass Langsamkeit durchaus ein Privileg ist – und vor allem: eine Entscheidung. Wer sich entscheidet, die Dinge langsamer anzugehen, entscheidet sich für Qualität. Die Frage ist nur, wie man sich diesen Luxus wieder leisten kann, ohne dass der Chef einen zu einem Gespräch bittet, das mit den Worten „Zeitmanagement“ und „Produktivität“ beginnt.
Und genau hier liegt die Krux: Langsamkeit wird gerne als ein Zeichen des Unvermögens oder der Faulheit abgetan. Doch was, wenn diese Langsamkeit nicht Schwäche ist, sondern Stärke? Was, wenn wir nicht mehr jedem Trend hinterherlaufen, jeder Deadline nachjagen müssen? Ein Gedanke, der fast revolutionär anmutet.
Aber Vorsicht, hier sind wir wieder bei dem Blick aus der Café-Ecke: „Was, wenn ich nicht multitasken kann? Was, wenn ich mich in einem langsamen Moment verliere und die Welt an mir vorbeizieht?“ Nichts. Es passiert schlichtweg nichts. Im Gegenteil – du genießt den Moment, während alle anderen hinterherhasten. Du hast das Gefühl, der einzige Mensch auf Erden zu sein, der weiß, wie man wirklich lebt.
Also, liebe Leserinnen und Leser, der nächste Schritt ist klar: Lasst uns die Langsamkeit wieder als Lifestyle entdecken. Verzichten wir auf das nächste „Produktivitätsseminar“ und gönnen wir uns stattdessen eine Stunde völliger Untätigkeit. Vielleicht ist es ja genau das, was uns in dieser hektischen Welt wirklich fehlt.
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