Eingeschlossene Herzen: die Realität der Zwangsheirat

Amalia Oberbeck, Gymnasium Lütjenburg, Medienpraxis 15. November 2024 3 Kommentar(e)
Gefangen in der Zwangsheirat © Fotografin: Amalia Oberbeck

In Deutschland steigt die Anzahl der Fälle einer Zwangsheirat - Große Befürchtung vor hoher Dunkelziffer

Berlin. Obwohl die Zwangsehe seit 2011 eine Straftat ist und gegen den § 237 des Strafgesetzbuches in Deutschland verstößt, steigt jährlich die Anzahl der Opfer einer Zwangsheirat. Allein 2022 wurden 67 Fälle einer Zwangsheirat bei der Polizei in Deutschland gemeldet. Im Jahr darauf stieg die Fallanzahl der gemeldeten Fälle auf 80.

Unter der Zwangsheirat, einer Form der modernen Sklaverei, ist zu verstehen, dass Mädchen und Jungen gezwungen werden, durch ihre Familie, meistens aus Gründen wie Familientradition, muslimischen sowie buddhistischen Glaube oder Armut zu heiraten. In der Ehe werden sie dann von der Gesellschaft isoliert und leiden unter häuslicher, sowie sexueller Gewalt. Weltweit werden jedes Jahr 12 Millionen Mädchen, bevor sie volljährig sind, verheiratet. Das sind 22 Mädchen pro Minute, die gezwungen werden, Männer zu heiraten, die sie entweder noch nie zuvor gesehen haben, oder sogar Männer zu heiraten, mit denen sie selbst verwandt sind. Des Weiteren gibt es insgesamt 115 Millionen Jungen auf der Welt, die Opfer einer Zwangsheirat sind. Zur verbesserten Visualisierung: Das ist ein Junge pro Schulklasse.

Das deutlich mehr Mädchen zwangsverheiratet werden, liegt daran, dass viele Familien, die die Zwangsheirat praktizieren, die Ansicht haben, dass das weibliche Geschlecht ab Beginn der Pubertät erwachsen ist und somit eine „Gefahr" des sexuellen Kontaktes ist.

Die aktuellste Umfrage in Deutschland über Zwangsverheiratung hat "TERRE DES FEMMES" 2022 in Berlin gemacht. Dafür wurden insgesamt über 1.000 Einrichtungen aus dem Antigewaltbereich, sowie verschiedene Behörden befragt. Die Umfrage stellte heraus, dass es 2022 in Berlin circa 500 Fälle einer geplanten, befürchteten oder vollzogenen Zwangsverheiratung gab. Zudem ist bekannt, dass fast alle der Betroffenen oder Bedrohten weiblich waren und nur 5 % männlich. Außerdem lag das Alter der meisten weiblichen, sowie auch männlichen Opfer zwischen 16 und 21 Jahren. Dass allerdings die Fallanzahl der gemeldeten Fälle 2022 deutlich niedriger war als im Vergleich zu den anderen Jahren lag nicht daran, dass es in diesem Jahr weniger Fälle in Deutschland gab, sondern dass die Dunkelziffer durch die Corona-Pandemie rapide gestiegen ist. Grund dafür war, dass die Beratungs-und Kriseneinrichtungen weniger in Anspruch genommen wurden, waren. Dennoch hat Jeder und Jede in Deutschland viele verschiedene Möglichkeiten, wie dem Hilfetelefon, der Polizei oder Fachberatungsstellen gegen Zwangsheirat, um sich selbst oder anderen Hilfe zu holen.

Quellen:

https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/kinderehen-weltweit-fragen-und-antworten/274028

https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1385750.php

https://www.plan.de/kinderschutz/zwangsheirat.html?sc=IDQ25100  

 
3 Kommentar(e)
  1. Martha
    18. November 2024

    Hallo Amalia, ein super Artikel!! Das ist ein wichtiges und spannendes Thema. Toll das du auch auf Deutschland eingehst.
  2. Gabi
    18. November 2024

    Hallo Amalia, danke, dass du auf dieses Thema aufmerksam machst. Ich war sehr betroffen, habe mich bis dahin nicht wirklich mit Zwangsheirat auseinandergesetzt.
  3. Flo
    20. November 2024

    Hallo Amalia, Sehr schöner Artikel über ein so so wichtiges Thema. Trotz der steigender Aufmerksamkeit für andere Missbrauchsfälle, habe ich davon noch nie so darüber einen Artikel gesehen. Es ist wichtig, dass sich die Jugend weiterhin facettenreich informiert. Außerdem ist das ein tolles Titelbild. LG

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