Eine Stimme aus Afghanistan (Teil 2)

 (Teil 2)

In vielen afghanischen Haushalten leben nicht nur Eltern und Kinder, sondern gleich mehrere Generationen unter einem Dach. „In den ärmeren Familien lebt die ganze Familie zusam-men", erzählt Laila. Je ärmer eine Familie ist, desto mehr Menschen wohnen unter einem Dach. Das bedeutet, dass auch Kinder eine größere Verantwortung übernehmen müssen. „Mädchen helfen im Haushalt, während Jungen sich oft mit körperlicher Arbeit beschäftigen", erklärt Laila. So wird vielen Kindern in Afghanistan früh eine Rolle zugewiesen, oft zu Lasten ihrer eigenen Kindheit.
Die Situation spitzte sich zu als die Hauptstadt Kabul im Juni 2021 kurz nach dem Abzug der internationalen Truppen von den Taliban gestürmt wurde. Das Ziel war es, Afghanistan nach ihrer strengen Interpretation des islamischen Rechts zu regieren und eine islamische Emirat-Regierung zu etablieren. Dies hat die Lebensbedingungen der Frauen und Mädchen in Afgha-nistan noch weiter verschärft. „Frauen dürfen nicht arbeiten, nicht studieren und auch keine Geschäfte betreiben", schildert Laila die neuen, strengen Regeln. Besonders besorgniserre-gend ist die dadurch entstandene Situation für Mädchen, die nicht mehr zur Schule gehen dürfen. Darüber hinaus müssen Frauen sich in der Öffentlichkeit verhüllen – mit einem im Islam sehr verbreiteten Hijab, der die Haare bedeckt. Diese Vorschriften betreffen jede Frau, die sich außerhalb ihres Hauses bewegt. „In der Öffentlichkeit gelten diese Regeln streng, aber in der Familie ist es etwas Anderes. Viele Menschen in meinem Umfeld befolgen die Regeln nur, weil sie Angst vor den Konsequenzen haben", erklärt Laila. Trotz der prägenden Einschränkungen gibt es auch einige positive Aspekte der Taliban-Regierung: „Frauen wer-den auf den Straßen weniger belästigt, es gibt weniger Drogenabhängige und kaum Diebstäh-le." Doch diese wenigen positiven Punkte können die tiefgreifenden negativen Auswirkungen der Taliban-Regierung nicht aufwiegen. Zudem fragten wir, wie der Großteil ihres Umfeldes diese Regeln empfindet, und sie antwortete, dass die meisten diese Regeln nicht unterstützen.
Wir fragten Laila, wie sie die strengen Regeln der Taliban erklärt. Sie sagte bestimmt, dass die Taliban eine terroristische Gruppierung sei, die Menschen unterdrückt um ihre Macht zu er-halten. Die Taliban haben das Land in vielerlei Hinsicht zurückgeworfen, und die Auswirkun-gen sind besonders für Frauen und Mädchen verheerend. Die strengen Vorschriften und die vielen Einschränkungen des täglichen Lebens sind ein schwerer Schlag für die Frauen.
Trotz dieser bitteren Widrigkeiten gibt es unter den Afghanen eine immer wiederkehrende Hoffnung auf Veränderung. Laila selbst ist fest davon überzeugt, dass eines Tages auch in Afghanistan eine bessere Zukunft für Kinder und Frauen möglich ist – wenn auch der Weg dahin noch lange zu sein scheint.

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