Herbstliche Aufregung an der Kieler Förde
Aufslippen der Sportboote im Dietrichsdorfer Yachthafen. Ein „Muss" für alle Clubmitglieder.
Zwei Termine sind für die Freizeitkapitäne in Norddeutschland von besonderer Bedeutung.
Da ist einmal der Termin im Frühjahr, wenn die Boote vom Winterlager wieder in das Wasser getragen werden. Der zweite Termin steht im Herbst an, wenn die Boote den umgekehrten Weg nehmen. Diesen Vorgang nennt man „Aufslippen".
Diese Maßnahme ist notwendig, da in der kalten Jahreszeit Eis und Schnee die Boote erheblich beschädigen können. Außerdem ist das Seefahren mit den Sportbooten zu dieser Jahreszeit kein Freizeitvergnügen.
Der Segelclub „Schwentinemünde", mit seinem Clubgelände in Dietrichsdorf, hat den Termin für das Aufslippen auf Samstag, den 14. Oktober festgesetzt. Dieser Termin war für alle Clubmitglieder verbindlich, um in einer Gemeinschaftsleistung alle Boote aus dem Wasser zu holen und sicher auf den angrenzenden Abstellplatz zu lagern.
Bereits Tage vorher waren die Skipper (Bootseigentümer) damit beschäftigt, die Gestelle für die sichere Aufnahme ihrer Boote vorzubereiten. Dort wurde gesägt, gehämmert, geschraubt und geschweißt, bis die Gestelle ihre endgültige Struktur und Festigkeit vorweisen konnten. Der Hafenmeister hatte bereits vor dem Aufslipptermin einen Lageplan der abzustellenden Boote vorbereitet. So konnte jeder Skipper seinen vorgesehenen Platz mit den notwendigen Vorrichtungen aufbauen. Mit dieser Platzvorgabe wurde außerdem die Reihenfolge der Boote beim Slippen sichergestellt.
Am frühen Samstagmorgen hatte ein fahrbarer Kran seine feste Position in der Mitte des Lagerplatzes eingenommen. Mit seinem riesigen Ausleger erreichte er einen so großen Radius, dass er jedes Boot aus dem Wasser heben konnte und es auf den vorhergesehenen Platz an Land abstellen konnte.
Der gewaltige Kran führte seine Arbeit reibungslos und planmäßig aus. Boot für Boot holte er aus dem Wasser und stellte sie in die Gestelle ab.
Für den Skipper, der noch mit seinem Boot im Wasser lag, begann jetzt die Wartezeit bis zu seinem Slipptermin. Die Nervosität äußerte sich in hektischen Bewegungen und mehrmaligem Hin- und Herspringen auf dem Boot. Er musste gezielte Vorbereitungen in die Wege leiten, damit der Kran das Boot sicher an Land setzen konnte. Dazu sind zwei Tragegurt notwendig, die jeweils unter das Boot gelegt werden. Hing der mächtige Kranhaken dann endlich über seinem Boot, musste alles so genau ablaufen, wie es bereits in all den vorherigen Jahren abgelaufen war. Die Schlaufen der Gurte durch den Haken legen, die Gurte am Haken entsprechend sichern. Danach gingen der Skipper und seine Helfer von Bord, und langsam hob sich das Boot aus dem Wasser. Der Kran zog weiter hoch und das Schiff schwebte dem Himmel zu.
Mit Hilfe zweier Leinen, die am Bug und am Heck des Schiffes befestigt waren, konnte es in jede Position um den Haken gedreht werden. Über eine Funkverbindung standen Hafenmeister und Kranführer in ständigem Kontakt. Langsam näherte sich die schwebende Last dem immer noch nervösen Skipper neben seinem Gestell. Es folgten die letzten Positionskorrekturen und schon senkte sich die tonnenschwere Last. Millimetergenau setzte der Kranführer die kostbare Fracht in den vorgesehenen Lagerbock.
Eine Leiter erleichterte den Aufstieg auf das Boot. Die Gurte wurden am Kranhaken ausgehängt und mit einem lauten Motorgeräusch drehte der Kran in Richtung Wasser und setzte seine Arbeit fort.
Für den Skipper begannen jetzt die Arbeiten an der Unterseite des Schiffes. Muscheln, Algen und sonstige Ablagerungen mussten entfernt werden. Dabei galt es, die Umweltvorschriften zu beachten. Der Schiffsrumpf war im Frühjahr mit einer Bewuchs schützenden Farbe gestrichen worden, die umweltschädlich ist. Für die Entsorgung der Reinigungsabfälle stand ein spezieller Container bereit.
In einem Gespräch versicherte uns der verantwortliche Hafenmeister, dass bis zum frühen Nachmittag etwa 60% der Schiffe bereits aus dem Wasser genommen wurden.
Mit besonderem Stolz schwärmte er von dem reibungslosen Ablauf der Arbeiten und erwähnte immer wieder, dass es zu keinen Schäden an Mensch und Material gekommen ist.
Tief beeindruckt verließen wir das Hafengelände mit dem Versprechen, das Abslippen im Frühjahr wieder zu besuchen.
Von Michel Holtfoht und Bennet Maurischat, Klasse 9B, Gymnasium Kronshagen