„Das wichtigste ist, die Angst vor der Operation zu nehmen“

Gymnasium Schloss Plön 12. November 2017

Ein Fachpfleger für Anästhesie im Interview

Donnerstag, 09.11.017

von Elias Ullrich

Nils Ullrich ist seit 25 Jahren in der Anästhesieabteilung eines Krankenhauses tätig. Er unterstützt die Narkoseärzte während der Operationen im OP. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Im Interview spricht der 49-jährige über das Berufsbild des Anästhesiefachpflegers und den Alltag im OP.

Elias Ullrich: Warum hast du dich entschieden nach der Berufsausbildung die Weiterbildung zum Fachkrankenpfleger für Anästhesie zu machen?

Zuerst bin ich nach der Ausbildung zum Krankenpfleger nach München gegangen und habe dort in der Anästhesie gearbeitet. Der Fachbereich hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich entschieden habe nach zwei Jahren die Fachweiterbildung für Anästhesie- und Intensivmedizin zu absolvieren.

Wo und wann hast du die Ausbildung gemacht?

Die Ausbildung zum Krankenpfleger habe ich in Lübeck gemacht. Sie dauerte drei Jahre. Direkt nach dem Berufsabschluss bin ich nach München gezogen und habe dort an einem großen Klinikum die Weiterbildung im OP gemacht. Das hat zwei Jahre gedauert und schloss ab mit einer Prüfung und einer Facharbeit.

Was war das Thema deiner Abschlussarbeit?

Ich habe meine Arbeit über die Bauchlagerungen während einer Operation geschrieben. Das ist ein sehr wichtiges Thema, denn wenn ein Mensch operiert wird, wird er durch Medikamente in einen künstlichen Schlaf versetzt und ist nicht bei Bewusstsein. Deshalb müssen die Pflegekräfte den Patienten in eine angenehme Position lagern und die Kreislaufsituation besonders beobachten, damit die Ärzte gut operieren können. Der Patient bekommt auch Schmerzmittel, um nichts von der Operation mitzubekommen.

An welches Erlebnis erinnerst du dich am besten als du die Ausbildung gemacht hast?

Es ist ja oft so, dass man sich eher an die dramatischen Situationen erinnert, aber auch an die schönen Dinge. Besonders sind mir aus meiner Ausbildungszeit die netten Kollegen in Erinnerung geblieben, von denen ich viel gelernt habe. Wir haben uns immer unterstützt.

Wie sieht ein normaler Tagesablauf im Operationssaal aus?

Ein normaler Tag beginnt um 7:30 Uhr. Alle Mitarbeiter treffen sich zur Besprechung, wer in welchem OP-Saal welche Patienten betreut. Alle medizinischen Geräte, z.B. Beatmungsgeräte werden überprüft und vorbereitet. Ab 8:00 Uhr kommen die ersten Patienten in den OP und werden vorbereitet, das heißt z.B., dass sie eine Infusion bekommen, an den Überwachungsmonitor angeschlossen werden und etwas zur Beruhigung vor der Operation verabreicht kriegen. Dann kommt der Anästhesist (Narkosearzt) und leitet die Narkose ein. Während der Narkose werden Puls und Blutdruck überwacht. Nach der Operation werden die Patienten wieder geweckt. Wie viele Operationen pro Tag durchgeführt werden, hängt damit zusammen, wie lange die OPs dauern, es können drei am Tag sein aber auch acht.

Was passiert während der OP?

Es passiert bei jeder OP etwas anderes. Der Anästhesist und der Anästhesiepfleger achten darauf, dass der Blutdruck und der Herzrhythmus beim Patienten in Ordnung sind aber auch, ob er genug Sauerstoff bekommt, das ist sehr wichtig für die Funktion des Gehirns. 
Außerdem überwachen wir kontinuierlich die Narkosetiefe.

Was ist das besondere an der Versorgung von Kindern oder Jugendlichen im OP?

Jugendliche haben meistens viel mehr Angst oder sind aufgeregter. Vor der OP muss mit Eltern und Kindern zusammen gesprochen werden, um sie über den Ablauf der OP zu informieren und ihnen die Angst zu nehmen.

Was bringt dir an deinem Beruf am meisten Spaß?

Den Patienten die Angst vor der OP zu nehmen und sie zu beruhigen. Ich versuche sie zum Lachen zu bringen mit lockeren Gesprächen, damit sie abgelenkt sind und ihre Sorgen vergessen können.

Würdest du anderen den Beruf weiterempfehlen?

Ja, Anästhesiepfleger ist ein Beruf, den ich anderen empfehlen würde, weil ich jederzeit wieder diesen Beruf erlernen und ausüben würde. Es macht mir Spaß, weil ich sehr selbständig und verantwortungsvoll arbeiten kann, mit Menschen zu tun habe und weil es etwas Besonderes ist, in der Anästhesie zu arbeiten.

Vielen Dank für das Interview!

 
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