Am 2. – 3. Juni 2018 fand zum 23. Mal die Rassehundaustellung" Neumünster Wedelt" in den Holstenhallen in Neumünster statt. Über 2000 Aussteller präsentierten sich mit Ihren Zuchthunden.
Wie viel Zeit muss ein Züchter eigentlich für seine Zucht aufwenden und welche Freuden und Sorgen bringt es mit sich? Ein Gespräch mit einem erfolgreichen Züchter von Nova Scotia Duck Tolling Retrievern.
Es ist Samstagmorgen und ich stehe am Eingang der Holstenhallen. Bereits um 9.00 hat sich eine lange Schlange gebildet. Das Interesse an Rassehunden scheint groß zu sein. An der Kasse geht es zügig voran und kurz darauf nehme ich den Weg zur Halle mit den Jagdhunden.
Ich habe ein Ziel, ich möchte einen alten Bekannten treffen, der hier ausstellt. Ich laufe vorbei an den vielen Ständen mit Hundezubehör und von Hundevereinen. Es ist stickig, bestimmt zu warm für die Hunde, die überall aufgeregt bellen. Ich sehe Golden Retriever in allen Farben, Deutsch Drahthaar, Münsterländer, Beagles und viele weitere Jagdhunde. Viele Züchter sind im Gespräch mit Interessenten. Manche haben Flyer zu verteilen, oder geben Visitenkarten mit Ihrem Hinweis auf Ihre Homepage weiter. In der Mitte der Halle ist ein Gelände abgesperrt. Dort werden gerade die Apportierhunde vom Landesjagdverband vorgestellt. Sechs Retrieverarten gibt es. Der bekannteste ist wohl der Golden Retriever oder der Labrador. Unter den Personen erkenne ich Kai, der mit seinem Toller in einer Reihe mit den anderen Züchtern. Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever wird auch Toller gennant.
Der Mann neben ihm hat Mühe, seinen schwarzen Labrador ruhig zu halten. Der legt sich mit einem Hund außerhalb der Absperrung an. Kai ist dran, sein Hund ist ganz ruhig. Er geht in die Mitte der Absperrung und sagt ein paar Sätze zur artgerechten Beschäftigung von Retrievern. Dann stellt er eine Übung vor. Das richtige Apportieren eines Gegenstandes. Sein Hund macht das gut. Kerzengerade sitzt er vor seinem Herrchen und lässt sich den Dummy aus dem Maul nehmen.
Ich warte, bis die Präsentation zu Ende ist. Wir begrüßen uns und gehen zu seinem Stand. Dort wartet seine Frau Katrin mit einer Tollerhündin und nimmt ihm den Hund ab. Ich frage Kai, wie die Veranstaltung denn so läuft. „Wieder sehr anstrengend!, sagt er. Die letzte Zeit seien sie jedes Wochenende unterwegs gewesen, hätten Welpen aus ihren Würfen besucht und einige Workingtests mit ihren Hunden besucht.
Ich habe Kai vor 5 Jahren kennengelernt. Wir hatten das Glück, einen Hund aus seinem ersten Wurf zu bekommen. Der Kontakt ist bis heute nicht abgerissen. Es gibt nur eine kleine Gruppe von Toller-Züchtern in Deutschland (50 gemeldet, davon die Hälfte aktiv). Kai ist ein bekannter Toller-Züchter in Deutschland.
Ich möchte heute von ihm wissen, wie er zur Hundezucht gekommen ist und wie das so ist als Hundezüchter.
Wir nehmen seine Hündin Awinita an die Leine und machen uns auf den Weg ins Auslaufgelände für die Hunde. Ein kleiner Spaziergang an der Luft wird ihr guttun. Dabei fängt Kai an zu erzählen. Zur Hundezucht sei er vor 9 Jahren gekommen, als er damals seinen ersten Toller, Frick, bekam. Die Züchterin meinte, dass der Frick unbedingt zur Zucht müsste, da er so gute Anlagen hätte.
Später, als er seine Hündin Awinita bekommen habe, habe er dann gleich beide Hunde zur Zucht angemeldet. Da beide Hunde die notwendigen Prüfungen zur Zuchtzulassung mit „sehr gut" bestanden hätten, habe er 2014 beschlossen, eine eigene Zucht unter dem Zuchtnamen „Hunting Halona" aufzumachen. Er habe dann die notwendigen Schulungen und Prüfungen vom Verband gemacht und seine Zuchtstätte wurde vom Verband kontrolliert, ob genügend Platz und Auflauf vorhanden sei.
Im Dezember 2015 war sein erster Wurf. Dann folgte jedes Jahr ein weiterer. Nun plant er seinen fünften Wurf für 2019. Die Hundezucht macht ihm viel Spaß, auch wenn sie viel Zeit und Arbeit bedeutet.
In den acht Wochen in denen die Welpen bei ihm sind, kümmert er sich Tag und Nacht um sie. Prüft, ob es ihnen gut geht, oder fördert ihre Entwicklung. Nachts schaut er öfter, ob alles in Ordnung ist. Am Wochenende dürfen die zukünftigen Welpenbesitzer die Hunde besuchen. Viel Zeit für seine anderen Hunde hat er in der Zeit nicht.
Es sei gut, dass die Welpen nach acht Wochen weggehen. „Später würde ich mich wohl nicht mehr trennen können", erklärt Kai.
Auch in der Zeit, in der er keinen Wurf zuhause habe, würde er sich viel mit seiner Zucht beschäftigen. Bis heute hat er vier Würfe gemacht. Das bedeutet, er pflegt den regelmäßigen Kontakt zu 32 Hundebesitzern. Dies sei ihm auch sehr wichtig. Vor allem von en frisch gebackenen Welpenbesitzern, die Fragen haben, bekommt er E-Mails mit Fotos oder Anrufe. Dafür nimmt er sich viel Zeit. Er besucht, so oft er kann, seine ehemaligen Welpen oder lädt die Würfe zu einem Treffen zu sich ein.
Kai hat eine Homepage, die er regelmäßig mit Berichten, Fotos und Informationen aktualisiert. Das macht er dann in den Abendstunden, wenn er von der Arbeit kommt. Nachdem er sich um seine drei Hunde gekümmert hat.
Demnächst stehen auch die Planungen für den nächsten Wurf wieder an. Einen Zuchtrüden aussuchen und Interessenten in die engere Auswahl nehmen. Die Auswahl des Zuchtrüden sei jedes Mal schwierig. Oft suche er im Ausland nach einem passenden Rüden, da der Genpool des Tollers recht klein sei. Ihm sei es wichtig, für einen großen Genpool zu sorgen, damit die Hunde keine Krankheiten weitervererben würden. Er recherchiere dafür stundenlang im Internet und schaue sich die Rüden in deren Zuhause an.
Pro Wurf gibt es 80-100 Interessenten für die Hunde. Einige sortiert er sofort aus, mit einer engeren Auswahl gibt es zunächst ein Telefongespräch und mit den wenig Übriggebliebenen vereinbart er ein persönliches Gespräch zuhause. „Es gibt keinen Hund nur so über das Telefon oder per E-Mail!", erklärt Kai entschieden.
Ich frage ihn, ob er von der Hundezucht leben kann. Er lacht und meint, von der Hundezucht allein könne er nicht leben. In der Rassezucht sei es so, dass eine Hündin nur jede zweite Läufigkeit Welpen bekommen dürfe. Also in der Regel einmal pro Jahr. Die Welpenanzahl liege zwischen zwei und acht Welpen, da müsse man schon die Zulassung vom Verband haben, um mit mehreren Hündinnen züchten zu dürfen.
Ich frage ihn nach seinen schönsten und traurigsten Momenten bei seiner Hundezucht. Der schönste Moment, so erzählt Kai mir, sei gewesen, als Lucky, sein erster Hund aus der Zucht geboren wurde. Das sei ein besonderer Moment gewesen. Aber jede Geburt der Welpen sei immer wieder spannend und besonders. Traurig sei gewesen, als ein Welpe aus seinem letzten Wurf totgeboren wurde. „Das gehört leider auch dazu."
Kai schaut auf die Uhr, er muss zurück zu seinem Stand. Auf dem Weg nach Hause denke ich noch über das Gespräch nach. Ich bin überrascht, was man als Hundezüchter alles bedenken muss. So zeitintensiv hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Wie viele andere Hundebesitzer vielleicht auch, hatte ich gedacht, es wäre schön, wenn unser Hund auch einmal Welpen bekommen würde. Man hat eben nicht nur acht Wochen niedliche Welpen zuhause, um die man sich gerne kümmert. Da hängt viel mehr dran, das ist mir jetzt klar geworden.
Nick Ahrens, Gymnasium Altenholz, 9a