Der Islam: Staatsfeind Nr. 1 ?

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 21. November 2018 3 Kommentar(e)
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Die Islamfeindlichkeit ist keine Erscheinung und Folge unserer heutigen Gesellschaft. Beispielsweise beschrieb schon Martin Luther den Koran als ein „verfluchtes, schändliches Buch voller Lügen". In der Geschichte, angefangen mit dem Römischen Reich, entstand ein durch die mittelalterliche und christliche Lehre auf Halbwissen basierend europäisches Feindbild; der Islam. Dieses wurde durch die damalige Kirche und Politik immer wieder verbreitet, zwischendurch vergessen und im Laufe der Zeit wieder neu hervorgeholt, um die Antwort auf „unlösbare" Probleme in den europäischen Staaten Jemandem zuschreiben zu können. So entstand ein Bild, bei dem alles, wovon Europa sich abgrenzen wollte, auf den Islam zurückgeführt wurde: Rückständigkeit, eine Abneigung der Wissenschaft und Demokratie gegenüber, Frauenfeindlichkeit und Despotismus. Aussagen wie die bei der Frauenfeindlichkeit sind nach Farid Hafez, einem Wiener Politologen, bereits islamfeindlich.

Die westliche Welt hat seit jeher die Angewohnheit, alles, was den Orient betrifft, mit dem Islam erklären zu wollen. Heute und besonders seit dem 11. September 2001 werden auf der Straße, in der Schule und auf der Arbeit Muslime in unserer heutigen Gesellschaft ausgegrenzt. Populistische Parteien wie die AfD tragen zu dieser Ausgrenzung mit gelogenen, primitiven und falschen Behauptungen dazu bei. Auch wenn dabei teilweise auf übelste Art gehetzt wird, scheint es den Politikern dieser Parteien gleichgültig zu sein.

Seit unser Ex-Bundespräsident in einer Rede geäußert hatte, dass der Islam zu Deutschland gehöre, wird dies in Deutschland debattiert. Dazu habe ich eine klare Position. Der Islam gehört genau wie jede andere Religion zu Deutschland. Eine Religion auszuschließen, passt nicht zu einer gesunden Demokratie. Unser Grundgesetz sichert mit dem 4. Artikel die Freiheit des Glaubens sowie die ungestörte Religionsausübung in Bezug auf alle Religionen.

Islamfeindlichkeit abzulehnen heißt aber nicht, Islamisten, also konkrete Täter und ihre Handlungen gutzuheißen. Daher muss zwischen dem Islam und dem Islamismus, dem Politischen Islam, unterschieden werden. Islamisten interpretieren den Islam auf eine falsche, fanatische bis tödliche Weise. Als Folge werden „Ungläubige" auf brutalste Art und Weise getötet. Dies ist grundlegend falsch. Diese Menschen sorgen dafür, dass der Islam als Religion abgewertet und alle Moslems diskriminiert werden.

Immer wieder hört und liest man in sozialen Netzwerken und Blogs dieselben Sätze zum Islam: „Der Koran ist ein Buch der Gewalt" oder „Der Koran verbreitet nur Hass und regt zum Töten an". Ein genaues Koranstudium zeigt aber, dass viele dieser Aussagen aus dem Kontext gerissen worden sind: Sure 2, Vers 191 fordert „Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten", Sure 9, Vers 5 meint: „Und bekämpft die Polyteisten, wo ihr sie findet!" Als letztes Beispiel Sure 2,Vers 216: „Es ist euch vorgeschrieben, zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist". Anscheinend ein eindeutiger Fall. Insofern würde ich den Kritikern zustimmen, jedoch sind diese Zeilen, wie gesagt, aus dem Kontext gerissen. Bei Ungenauigkeiten oder Halbwissen hilft Präzision. Wer Sure 2, Vers 191 weiter liest, findet beispielsweise den Satz: „Wenn sie aufhören, so ist Gott voller Vergebung und barmherzig." Auch andere Stellen im Koran rufen zu einem friedvollen Miteinander auf. Die meist erwähnte Eigenschaft Gottes im Koran ist seine Barmherzigkeit. Der Koran stammt genau wie die Bibel aus einem anderen historischen Kontext und sollte auch in diesem Kontext gesehen werden. Warum so etwas nie erwähnt wird, ist fragwürdig. Möglicherweise, weil sich die Kritiker dann selbst K.O. argumentieren und damit keine Argumente mehr hervorbringen könnten. Man muss den Koran selbst gelesen haben, um festzustellen, dass dieser mehr mit der Bibel gemeinsam hat, als allgemein angenommen wird.

Die eigene Meinungsbildung sollte daher auf den genauen Grundlagen und Fakten basieren. Quellen wären beispielsweise die Tagesschau oder große Zeitungen, - keine geschlossenen Facebook Gruppen. Eine Meinung aber zu teilen, ohne selbst sich zu informieren und darüber nachzudenken, ist problematisch und führt dazu, dass Menschen und ganze Religionen ausgegrenzt werden.

 
3 Kommentar(e)
  1. Widling
    28. November 2018

    Gut recherchiert!
  2. Tom
    28. November 2018

    Sehr spannendes Thema. Gut zusammengefasst und passend zu unserer aktuellen politischen Lage.
  3. jule a.
    28. November 2018

    Toller Artikel :)

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