Scientology – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 15. November 2018

Scientology – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

"Scientology hat mir die Zukunft geraubt", so berichtet der 23-jährige Aussteiger Ray B. im Jahr 2015 über seinen Ausstieg bei Scientology. Nicht selten hört man solche Anschuldigungen gegen die umstrittene Sekte in den Medien, in denen von Demütigung über Unterdrückung bis hin zu Körperverletzung berichtet wird. Solche Veröffentlichungen bleiben nicht ohne Folgen. Denn obwohl sich Prominente wie Tom Cruise oder John Travolta als „Promi-Aushängeschilder" aktiv für die Sekte einsetzen, wagen immer wieder Aussteiger den Schritt an die Öffentlichkeit und erschüttern mit ihren Scientology-Erfahrungen.

So auch die Schauspielerin Leah Remini, bekannt aus der beliebten TV-Serie ,,King of Queens", die sich nach über 30-jähriger Mitgliedschaft, zahlreichen Spenden und PR-Auftritten für Scientology wider Erwarten gegen die Organisation gewendet hat und diese öffentlich in einer eigenen Serie kritisiert.

In den letzten Jahrzehnten hat sich Scientology auch in Deutschland immer breiter aufgestellt. Neben Werbung für Jugendliche auf Seiten wie Facebook oder YouTube gibt es inzwischen 15 „Scientology-Kirchen" hierzulande,in großen Städten wie Hamburg, Berlin oder Stuttgart. Die dortige Kirche wurde schon 1972 errichtet und gilt als eine Art deutsches Zentrum für Scientology. Hier wird der Einstieg in die Sekte über mehrere Schritte mit dem Ziel, die ,,Operating Thetan XV, Totale Freiheit" zu erlangen, ermöglicht.

Zunächst jedoch muss man den aus 200 Fragen bestehenden ,,Oxford Persönlichkeitstest" absolvieren. Während des Tests wird anhand des „E-meters" der elektrische Widerstand des Körpers als Zeigerbewegung dargestellt, was laut Scientology den psychischen Zustand widerspiegelt und auf Störgrößen hinweist. Mithilfe des Testergebnisses wird den Einsteigern dann regelmäßig vorgegaukelt, dass diese gravierende psychische und persönliche Probleme hätten, die diese in ihrem gesamten Leben angehäuft haben. Um diese zu überwinden und die Stufe „Clear" zu erreichen, sind aufeinander aufbauende Kurse und Auditings zu belegen. Die hierfür anfallenden Gebühren beginnen im vierstelligen Bereich und steigen mit jeder erreichten Stufe. L.

Ron Hubbard, der Gründer von Scientology, beschreibt eine Person der Stufe ,,Clear" als einen „Thetan, der sich der Ursache der geistigen Materie, Energie, des Raums und der Zeit bewusst ist". Hat man den Zustand „Clear" erreicht, gibt es weitere Stufen, die von OT1 bis hin zur OT15 reichen. Insgesamt fallen für den Aufstieg von der „Pre-Clear Stufe" bis hin zur derzeitig höchsten Stufe, welche als ,,Operating Thetan 8" bekannt ist, Kosten in Höhe von schätzungsweise 380.000 US Dollar an!

Diese Ausbeutung hat System. Ein weiteres Instrument der finanziellen Ausbeutung besteht in den nahezu lachhaften Löhnen, welche die Mitglieder in den Kirchen mithilfe ihrer Arbeit verdienen. So berichtet ein ehemaliger Scientologe, der die Sekte nach 28 Jahren Mitgliedschaft verließ, dass er lediglich 40 Euro pro Woche, bei 16 Stunden täglicher Arbeit verdiente. Er erzählte auch, dass er die Sekte aufgrund seiner Krebserkrankung verließ, an der er eigentlich laut seines OT Ranges gar nicht mehr hätte erkranken dürfen. Mit seinem Ausstieg wurde er von Scientology zur ,,unterdrückerischen Person" ernannt, weshalb kein Mitglied, darunter auch seine Frau und seine zwei Söhne, Kontakt zu ihm haben dürften.

Inzwischen kehren immer mehr Menschen Scientology den Rücken zu. Der Verfassungsschutz beobachtet Scientology seit 1997 in Hamburg, da dort alle Merkmale einer totalitären Sekte erfüllt seien. Derzeit sehen Verfassungsschützer die Organisation, die sie als verfassungsfeindlich, ausbeuterisch und menschenverachtend einstufen, im Abwärtstrend.
Hoffentlich behalten sie Recht.

Jonah Karstens, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis

 
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