"Langeweile ist der Ursprung jeder guten Idee"

Klasse 9d (Gymnasium Altenholz) 17. November 2019 2 Kommentar(e)
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Entgegen aller Erwartungen kann Langeweile auch die Kreativität von Menschen fördern.

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Kinder, die im jungen Alter aus Langeweile neue Arten zu Spielen erfinden, sind im späteren Leben ideenreicher.

 

VON EMILIA STEINKE UND LILI WALDHEIM

ALTENHOLZ. Jeder kennt es: Man liegt mal wieder gelangweilt zuhause auf dem Bett und weiß nicht, was man machen soll. Es ist 15 Uhr, eine Stunde ist vergangen, seit man nach Hause gekommen ist. Man hat bereits gegessen, gelesen und war in den sozialen Medien unterwegs. Aber nun ist einem so langweilig, dass man sogar freiwillig wieder arbeiten würde.

Diese Situation erleben viele Menschen im Alltag. Sie haben nichts zu tun und wissen nicht was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Die Langeweile ist eine schwer zu begreifende Gefühlslage. Viele Philosophen, Schriftsteller und Wissenschaftler forschten über diesen Zustand. Die Langeweile kann äußerst verschiedene Ursprünge und Auswirkungen haben. Es existieren aber in unserer Gesellschaft grundsätzlich zwei verschiedene Formen und Auswirkungen der Langeweile. Die negative Form beginnt bei der leichten Langeweile und dem Gefühl, nichts zu tun zu haben und vor allem nichts tun zu wollen.
„Die Langeweile ist einem schweigenden Nebel vergleichbar, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrückt"
Martin Heidegger
Das Gefühl der so gut bekannten, negativen Langeweile kann man gut am Beispiel eines ganz normalen Schülers nachvollziehen. Er hat seine Hausaufgaben schon gemacht, das Smartphone wurde von den Eltern einkassiert und Lesen macht ihm keinen Spaß mehr. Er legt sich auf sein Bett und fängt an nachzudenken: Über sein Leben, seine Probleme in der Schule, die ewigen Streitereien mit seinen Eltern, dass er nie gut genug sein wird, es niemandem recht machen kann und keiner ihn so akzeptiert wie er ist. Seine Gedanken schweifen immer weiter zum Schlechten hin. Das ist zwar nicht der Normalfall, aber es kann durchaus vorkommen. „Die Langeweile ist einem schweigenden Nebel vergleichbar, der alle Dinge in eine merkwürdige Gleichgültigkeit zusammenrückt", sagte Martin Heidegger, ein bekannter deutscher Philosoph, vor 90 Jahren. Auf diese Weise kann Langeweile in Verbindung mit der Unfähigkeit zur Selbstbeschäftigung ein Symptom von Depressionen sein.
Bei einer Umfrage mit Passanten haben wir festgestellt, dass Erwachsene sehr viel seltener Langeweile verspüren als Kinder und Jugendliche. Das liegt daran, dass die meisten Menschen, wenn sie erwachsen sind, immer etwas zu tun haben und somit gar keine Zeit haben, um Langeweile zu verspüren.
Die Langeweile kann aber durchaus auch gute Auswirkungen haben. Menschen, denen langweilig ist, denken nach, was sie tun könnten, und häufig entsteht dabei eine neue und kreative Idee. Vielen Künstlern der Vergangenheit hat die Wirkung der Langeweile bei der Arbeit geholfen. Peter Bichsel, ein Schweizer Schriftsteller, sagt, Langeweile könne durchaus etwas Konstruktives und Positives sein, indem sie uns zum Nachdenken bringe und uns dazu auffordere, Entscheidungen zu treffen, für eine sinnvolle Gestaltung unserer Lebenszeit.
Weniger kann auch mehr sein: Kleine Kinder, denen man nur einfache Dinge zum Spielen gibt, wie einen Stock und ein Stück Stoff, langweilen sich nicht, sondern werden dadurch, dass sie lernen, aus wenig Material etwas Brauchbares herzustellen, kreativer und fantasievoller als andere.
Für Kinder und Jugendliche ist das Gefühl der Langeweile oft nicht lange zu ertragen. Um es verschwinden zu lassen, nutzten sie die Ablenkung durch Spiele oder Sport. Das war zumindest bis vor einigen Jahren so.
Heute wird von jungen Menschen bei Langeweile meist einfach das Handy genutzt. Dabei wird den meisten vermeintlich nie langweilig. Wenn es so weitergeht wird durch diese schnelle und einfache Ablenkung die Kreativität durch Langeweile bald verschwunden sein. Also kann man sagen: Soziale Medien sind Fantasiekiller.
Wenn einem also das nächst Mal langweilig ist, sollte man nicht in den negativen Gedanken und Vorstellungen versinken oder aufs Handy schauen, sondern lieber seiner Kreativität freien Lauf lassen. Wie Francesco Clemente, italienisch-amerikanischer Künstler, sagte: „Langeweile ist der Ursprung jeder guten Idee!"

 
2 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    18. November 2019

    Liebe Lena, liebe Lili,
    wie seid ihr auf das Thema gekommen? Es war sicherlich interessant sich mal auf diese Weise mit Langeweile zu beschäftigen. Toll, dass ihr Zitate dazu herausgesucht und diese an passenden Stellen in euren Artikel integriert habt. Bestimmt hat auch die Umfrage viel Spaß gemacht. Es wäre natürlich auch spannend zu wissen, mit wie vielen Leuten ihr gesprochen habt, um euer Ergebnis besser einschätzen zu können.

    An alle: Wie seht ihr das? Wird durch die schnelle und einfache Ablenkung die Kreativität durch Langeweile bald verschwunden sein? Sind in diesem Sinne Soziale Medien Fantasiekiller?
  2. Stefan Bichow
    6. Dezember 2019

    Danke für den schönen Beitrag. Langeweile ist vom Wortsinn für mich einfach die bewusste Wahrnehmung eines ausgedehnten Zeitraums. Wie man diesen bewertet, ist dann die nächste Frage. Wenn man sich dann nicht mit etwas anderem wie dem Smartphone beschäftigt, fängt man an, sich stärker mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht ist es so wie bei den meisten Fähigkeiten und man muss sich auch in Langeweile erst üben. Auf jeden Fall eine wichtige Beobachtung, die ihr da gemacht und interessant dargestellt habt!

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