Voll auf die Nase!

Tamo Schwarz 11. März 2020
© Uwe Paesler

Handball-Reporter (und -Fotografen sowieso) leben gefährlich. Da kommt ein entspannter Besuch bei den Klassen 3a und 3b der Max-Tau-Schule in Mettenhof ganz gelegen. Vier Wochen lang haben die Acht- und Neunjährigen im Rahmen des Projektes MiSch (Medien in der Schule) – angeboten von Kieler Nachrichten und Segeberger Zeitung in Kooperation mit der Förde Sparkasse zur Förderung der Lese- und Medienkompetenz von Schülern – fleißig die Zeitung gelesen. Da hat sich bei ihnen einiges an Fragen angestaut. Aber die müssen noch eine Weile warten. Denn erst einmal lassen wir – Sportredakteur Tamo Schwarz und Fotografenkollege Uwe Paesler – uns von den Schülern aus den vergangenen vier Wochen berichten.

Die haben nämlich eine Erinnerungskiste an der St. Birgitta-Thomas-Kirche in Mettenhof vergraben (siehe Meldung links). Wer diese Zeitkapsel in 100 Jahren – das ist der Plan – ausbuddelt, findet nicht nur eine Kieler-Nachrichten-Ausgabe vom 4. März 2020, sondern noch jede Menge mehr. „Gemalte Bilder und Fotos von unserer Schule", zählt Dorajette (9) auf. Jaden Jam (9) ergänzt, dass „wir Wünsche in Wolken geschrieben haben für die Kinder, die im Jahr 2120 leben". Was bis dahin wohl noch alles passiert? Das fragen sich die kleinen Max-Tau-Schüler im Jahr 2020 allerdings auch, und zwar nicht nur in Bezug auf die nächsten 100 Jahre, sondern auch aktuell im Hier und Jetzt.

Das Thema Coronavirus war dabei der absolute Dauerbrenner bei der Morgenlektüre in den Klassenzimmern der Deutschlehrerinnen Jenny Herzberg (3a) und Neele Hartmann (3b). „Wir sind immer ausgerastet, wenn wieder etwas von Corona in der Zeitung stand", gibt Paul (9) aufgeregt zu Protokoll. Jede Überschrift wurde akribisch ausgeschnitten und aufgeklebt – ein handgemachtes Panik-Barometer sozusagen. Apropos Panik: Die haben wir als Reporter-Duo bei unserem Job – meistens bei den Spielen des THW Kiel – vergleichsweise selten. Ävin (8) grübelt erst einmal laut, wie wir denn diese vielen Informationen, die auf uns einprasseln, überhaupt behalten können. Mit der Antwort („Schreibblock oder das Aufnahmegerät im Smartphone") geben sich alle schnell zufrieden, und die überwiegende Zahl kennt sich auch schon ganz gut aus mit Mobiltelefonen. Und demnächst auch mit Spiegelreflexkameras.

Der eine oder andere darf an Uwe Paeslers Kamera den Auslöser drücken (und maschinengewehrsalvenähnliche Reihenaufnahmen machen). Artijola (9) brennt derweil nur eine Frage unter den Nägeln: „Haben Sie schon mal einen Ball abbekommen?" Redakteur nein, Fotograf ja – Schrecksekunde, Nasenbluten und geballtes Mitleid der anwesenden Zuschauer inklusive. Kurzes Schweigen in der Runde, kurzer Blick auf die Fotografennase, kurze Skizzierung des Zwischenfalls an der Tafel – alles wieder gut. „Wie lange dauert es, einen Artikel zu verfassen?" („Bei mir manchmal echt lange"), „Macht der Job Spaß?", „Wie viel Papier wird jeden Tag benötigt?" – so könnte es noch 100 Jahre weitergehen. Welche Fragen werden wohl die Kinder im Jahr 2120 haben?

 
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