So wichtig, doch so wenig verbreitet - Organspende

Chiara Eymann, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis 17. November 2020 2 Kommentar(e)
© Chiara Eymann

In Deutschland herrscht erheblicher Organmangel. Jahr für Jahr warten etwa 10.000 Menschen auf ein lebensnotwendiges Organ, dabei hat die Zahl der Organspender in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Der Tiefstand war im Jahr 2017, als gerade einmal 797 Menschen Organe spendeten.

Bei einer Organspende wird ein krankes Organ durch ein gesundes Organ ausgetauscht. In Deutschland sind die Organtransplantationsregeln sehr streng geregelt, so dürfen Nieren-, Leber-, Herz-, Bauchspeicheldrüsen- und Dünndarmtransplantationen durchgeführt werden. Eine Niere oder eine Leber kann auch von einem lebenden Menschen gespendet werden, die anderen Organe nur nach einem feststehenden Hirntod.
Aktuell warten in Deutschland etwa 9500 Menschen auf ein Spenderorgan. Von ihnen warten mehr als 7000 auf eine Spenderniere.

Im Jahr 2019 wurden 4.800 Menschen neu auf die Warteliste genommen, so waren es dann auch schon mehr als 9000 Personen, die auf ein Spenderorgan warteten. 756 Menschen starben von der Warteliste und es gab bundesweit 932 Spender und Spenderinnen. Also nur ein kleiner Teil dessen, was benötigt wird.
Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister/CDU) wollte 2019 eine Widerspruchslösung einführen. So würde automatisch jeder nach seinem Tod zum Organspender werden, es sei denn, man widerspricht diesem aktiv im Laufe des Lebens oder die Angehörigen betonen, dass die Person nicht spenden wollte. Allerdings dadurch, dass nur 292 Abgeordnete für die Widerspruchslösung und 397 dagegen stimmten, wurde diese vom Bundestag abgelehnt.

Organe dürfen nur gespendet werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt hat. Dies könnte auf einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung verschriftlicht worden sein. Liegt so etwas nicht vor, entscheiden die Angehörigen im Sinne des Verstorbenen, ob einer Organspende eingewilligt wird. Bei Kindern unter 16 Jahren entscheiden die Eltern. Wird einer Organspende zugestimmt, werden dem Toten die Organe sorgfältig entnommen und untersucht. Nur wenige Vorerkrankungen schließen eine Organspende von vornherein aus. Sind die Organe für eine Spende geeignet, wird geschaut, welches Organ zu welchem Patienten auf der Warteliste gut passen könnte und dieses dringend benötigt. In einer Operation werden die Organe dann ausgetauscht und mit etwas Glück nimmt der Körper dieses Organ auch an.
Die Wunden des Spenders werden von den Ärztinnen und Ärzten wieder verschlossen und die Angehörigen bekommen den Leichnam, um sich auf Wunsch von der verstorbenen Person zu verabschieden. Es wird so weiterlaufen, wie als hätte man dem Toten keine Organe entnommen. Wenn man seine Organe spenden möchte, ist es egal, wie alt man ist, es kommt nur darauf an, in welchem Zustand die Organe noch sind.

Jeder sollte sich mal mit dem Thema Organspende auseinandersetzen, auch wenn man nicht gerne über seinen Tod nachdenkt. Dieses Thema ist sehr wichtig und auch wenn man sich gegen eine Organspende entscheidet, sollte man sich trotzdem überlegen, ob man sich ein Organspendeausweis anschafft. Denn auf dem Organspendeausweis kann man auch ankreuzen, dass man nicht spenden möchte. So wissen die Ärztinnen und Ärzte Bescheid und trauernde Angehörige müssen sich darüber keine Gedanken machen. Zudem kann man auf einen Organspendeausweis auch festlegen, dass nur bestimmte Organe gespendet werden sollen oder welche nicht. Zusätzlich kann man auf dem Ausweis auch sagen, ob man seine Gewebe spenden möchte oder festlegen, welche Person über eine Spende entscheiden sollen.

Als Organspender wird man nicht registriert, so kann man daher jederzeit einen neuen Organspendeausweis ausfüllen oder seine Patientenverfügung ändern lassen. Ab dem 16. Lebensjahr darf man einen Organspendeausweis besitzen und ab dem 14. Lebensjahr darf man Widerspruch einlegen.

Einen Organspendeausweis kann man ganz einfach im Internet ausfüllen und ausdrucken oder sich auch eine Plastikkarte bestellen. Auch in Apotheken, bei Hausärzten oder in Krankenhäuser liegen oft Organspendeausweise aus. Den Ausweis sollte man am besten immer bei sich tragen, man kann ihn zum Beispiel im Portmonee aufbewahren.

Im Ausland kann es andere Regeln zum Thema Organspende geben und wenn jemand im Ausland verstirbt, gelten die Regeln dieses Landes und nicht die des Heimatlandes. Deshalb sollte man sich auch darüber informieren, bevor man ins Ausland geht.

 

 
2 Kommentar(e)
  1. Sophie
    19. November 2020

    Sehr wichtig! Gut das ihr das mal geschrieben habt, darüber wird nämlich nie geredet!
  2. Gerard
    23. November 2020

    Danke für die prima Aufklärung. Deine sachliche Ausarbeitung mit den Zahlen untermauert hat mir sehr gefallen! Und das mit dem Ausland wußte ich z.B garnicht. Und ich muss zugeben, dass ich selbst auch keinen, noch keinen Organspendeausweis habe! Aber nun hat mich Dein Beitrag dazu bewogen mich mit dem Thema doch auseinander zu setzen und ich werde mir einen Ausweis zulegen! Versprochen! Was ich noch nicht weiß ist nur, ob ich mich trauen werde...zu spenden. Zumindest werde ich eine Entscheidung treffen, so müssen im Falle des Falles nicht meine Lieben entscheiden!!!

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