Kunstrasen als letzte Lösung?

Max und Stian /9b Gymnasium-Altenholz 15. November 2021
Oft unbespielbar: der C-Platz in Dänischenhagen © Max Benninghoff

Dänischenhagen. Sport und Politik streiten um einen Kunstrasenplatz in Dänischenhagen. Der MTV Dänischenhagen hofft, bessere Trainingsmöglichkeiten mit Fördermitteln schaffen zu können, wovon nicht nur die Fußballer profitieren würden. Doch in der Gemeindevertretung gibt es Gegenwind.

Dreckbespritzt rennen und schliddern 20 Jungen dem Ball hinterher, der immer wieder in Matschpfützen liegen bleibt. Schon nach 20 Minuten sind die Spieler von Kopf bis Fuß eingesaut und die Schuhe von einer dicken Schlammschicht überzogen. Bei jedem Schuss bleibt der Ball fast am Boden kleben und die Spieler rutschen bei jeder zweiten Bewegung aus. Das Wetter ist an diesem Tag eigentlich ganz okay, aber die letzten Tage hatte es immer mal wieder stark geregnet. An ordentlichen Fußball ist hier heute nicht mehr zu denken. „So sieht das hier leider jeden Winter aus", sagt Cillian Tietjen, einer der Spieler. Nicht selten müssen Trainings und auch Spiele abgesagt werden, weil der Platz unbespielbar ist. Fußballspielen zu jeder Jahreszeit – für die Fußballer des MTV Dänischenhagen ein lang ersehnter Traum.
Als Lösung hatte der Vorstand vorgeschlagen, einen Kunstrasenplatz auf dem sogenannten C-Platz zu bauen. Der Vorschlag sei von den Spielern und Trainern sehr erfreut aufgenommen worden, berichtet Marc Tietjen, der Vorsitzende des MTV. Doch es regte sich auch schnell Widerstand. Trotzdem stimmten die Gemeindevertreter, in der Gemeindeversammlung im November 2020, mit 9 zu 7 Stimmen für einen Kunstrasen.
Mit diesem Ergebnis war nicht jeder einverstanden. So stellte die SPD später den Antrag, den Beschluss wieder aufzuheben. SPD-Vertreterin Ursula Witt führte ins Feld, es habe wegen der Pandemie keine ausreichende Vorbereitung für das Thema gegeben: Vielen wären womöglich die Folgen des Beschlusses nicht klar gewesen. SPD-Vertreter argumentierten, der Kunstrasenplatz würde die einzig mögliche Fläche für Veranstaltungen zunichtemachen. Außerdem würde das Gummigranulat, welches über einem Kunstrasenplatz verstreut ist, als Mikro-Plastik die Umwelt verschmutzen. Darüber hinaus wäre ein Kunstrasen mit hohen Kosten verbunden.
Die Kosten belaufen sich auf ca. 1.3 Millionen Euro. Vereinsvorstand Tietjen sagt: „Klar ist, dass das Projekt nur umgesetzt wird, wenn es dafür Fördergelder gibt." Danach wären von der Gemeinde nur noch 450.000 Euro bis 700.000 Euro zu zahlen.
Auf der Gemeindeversammlung am 14. Juni sollte es dann um 160.000 EUR Planungsgelder gehen, doch die Abstimmung endete überraschend mit einem 5:5-Patt – einige Gemeindevertreter waren abwesend. Für Bürgermeister Horst Mattig (SPD) ist der Kunstrasenplatz damit vom Tisch. Die WIR-Partei strebt dagegen nun eine abgespeckte Variante an.
Etliche der Jugendlichen, die heute trotz der miesen Bedingungen zum Training gekommen sind, erinnern sich an den Ortstermin mit Gemeindevertretern, der vier Tage nach der Sitzung stattfand. Obwohl der Termin freitags um 14.00 Uhr war, waren neben dem Vorstand ca. 50 Spieler und Trainer aus allen Jungendmannschaften des MTV anwesend, um ihren Wunsch nach einem Kunstrasenplatz noch einmal zu unterstreichen. „Es wurde schon leidenschaftlich diskutiert", meint einer der jungen Sportler. Ein anderer meint, dass die Gemeindevertreter damals gar kein offenes Ohr für die Argumente der Sportler gehabt hätten. „Die SPD-Vertreterin hat nur die bekannten Argumente wiederholt. Die Frage, welche Veranstaltung denn in der Vergangenheit auf dem Platz stattgefunden hätten und mit einem Kunstrasenplatz künftig nicht mehr stattfinden könnten, konnte sie allerdings nicht beantworten."
Auch das Umwelt-Argument wollen die jungen Fußballer nicht gelten lassen. „Es gibt ja auch Kunstrasen, wo Sand statt Gummigranulat verwendet wird," erklärt einer von ihnen. „Uns ist die Umwelt ja auch nicht egal."
Fakt ist, dass der MTV mit mehr als 1.500 Mitgliedern zu den größeren Vereinen in der Umgebung zählt. Fußball ist die größte Sparte im Verein. Viele andere Vereine in der Gegend wie Altenholz, Gettorf, Kronshagen, Molfsee oder Klausdorf-Schwentinental verfügen über Kunstrasenplätze und haben dadurch Vorteile im Wettbewerb in den verschiedenen Ligen. Profitieren würden aber auch die Schüler der nahegelegenen Grundschule. Diese könnten den Platz auch für den Sportunterricht nutzen.
Für heute pfeift Trainer Marco ab: „Das macht ja so keinen Sinn mehr. Schluss für heute, geht duschen. Hoffen wir, dass der Rasen zum Liga-Spiel am Samstag okay ist." So frustriert wie die Spieler auch gerade sind, sollten sie ihren Traum vom Fußball zu allen Jahreszeiten dennoch nicht aufgeben. Marc Tietjen deutet an, dass eine Einigung und Beantragung der Fördergelder vielleicht doch noch gelingen könnte. Weiß er bereits mehr?

 
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