Meeresfisch, bald nur noch ein Traum?

Leo Jendrik Wilms WPU Medienpraxis, Gym. Lütjenburg 17. November 2021

In der Zukunft drohen uns leere Meere und somit letztlich leere Teller.
Globale Großkonzerne plündern mit ihren Fangflotten mit gigantischen Schleppnetzen die Weltmeere, deren Reichtum lange als unerschöpflich galt.
Aber, sind wir Verbraucher nicht auch selbst die Auftraggeber dafür?

Der Appetit der Menschen auf Fisch ist nicht zu stillen. Seit 1961 ist der durchschnittliche Fischkonsum eines Menschen von neun Kilogramm auf ungefähr 20 Kilogramm pro Jahr angestiegen. Ein solch steigender Konsum kann nicht ohne Folgen bleiben.
Schon heute sind laut UN-Welternährungsorganisation (FAO) ca. 34 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt. Weitere 60 Prozent sind bis an die biologischen Grenzen ausgebeutet und stehen kurz vor einer Überfischung.
Steigt die Weltbevölkerung weiter und erhöht sich der Konsum des einzelnen mit gleichbleibender Steigerung, hat das ein exponentielles Wachstum des weltweiten Bedarfes an Nahrung aus dem Meer zur Folge. Die heutzutage gefangen Mengen reichen nicht mehr aus. Die Profitgier treibt die Fischindustrie an mit immer größeren Fischereitrawlern auch die entlegensten Regionen der Meere auszubeuten. Im Jahr 2019 wurden laut einer Studie der FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) über 90 Millionen Tonnen Lebewesen aus den weltweiten Gewässern entnommen.
Wenn hier bislang nur von der Ausbeutung der Meere in Bezug auf die Gewinnung von Nahrungsmittel die Rede ist, darf man nicht vergessen, wie und unter welchen, Bedingungen diese, allen Menschen gleichermaßen zustehenden Ressourcen gnadenlos ausgebeutet werden.
Jährlich landen rund 30 Millionen Tonnen Meerestiere als Beifang in den Netzen der Fischereien. Als Beifang gelten Tiere, die nicht das Ziel des eigentlichen Fangs waren – zum Beispiel Jungfische oder auch Säugetiere wie Delfine oder Wale. Der Beifang wird in den meisten Fällen tot oder sterbend zurück ins Meer geworfen. Ganz Regional ist der Schweinswal in der Ostsee durch Treib und Stellnetze bedroht. In Dänischen Gewässern sterben Jährlich rund 5000 Schweinswale in den Netzen. Der Schweinswal gehört zu den in Europa am stärksten gefährdeten Kleinwalen.

In der Europäischen Union gibt es einerseits ein Rückwurfverbot, das es verbietet Beifang zurück ins Meer zu werfen, andererseits sind die Fischer durch das Fangquotensystem auf der anderen Seite gezwungen sämtliche Fänge anzulanden. Beifänge können nicht als Lebensmittel, sondern nur noch als billiges Futtermittel verkauft werden. Der Beifang schmälert dann den durch die Quote ohnehin schon geringeren Ertrag.
So ist es leicht vorzustellen, dass auf hoher See die „ Reste „ entsorgt werden, eine Kontrolle ist hier so gut wie unmöglich.
Neben dem Problem des Beifangs resultieren auch aus den Fangmethoden selbst Probleme, die sich negativ auf die Bestände der Arten auswirken. Durch die Schleppnetzfischerei am Meeresgrund werden riesige Gebiete des Bodens (die Kinderstube der Fische)zerstört.
Die Europäische Union hat sich im Juli 2016 auf ein Verbot von Bodenschleppnetzen für europäische Trawler in den Gewässern der Europäischen Union geeinigt.
Die Gewässer der Europäischen Union bilden nur einen sehr kleinen Teil der Meere ab.

Von all den globalen Problemen bekommen wir Konsumenten nur sehr wenig mit, wenn wir im Supermarkt entscheiden, welch schön verpacktes Filet wir kaufen. Die Verpackung gibt eventuell Auskunft über Fanggebiet und Fangmethode, aber mal Hand aufs Herz wen interessiert das wirklich. Die Kaufentscheidung wird in den allermeisten Fällen durch den Preis bestimmt. Supermarkt und hübsch verpackt, das muss nicht immer sein. Der Konsument hat mittlerweile auch andere Möglichkeiten einzukaufen.
„Fisch vom Kutter" ist zum Beispiel eine solche Alternative. Hier haben sich Fischereibetriebe zusammengeschlossen und bieten ihren fangfrischen Fisch auf einem gemeinsamen Info Portal im Internetseite zum Verkauf an, der dann direkt vom Kutter abzuholen ist. Frischer geht nicht, und der Preis ist dazu meist auch kleiner als aus der Kühltheke.

Wenn wir alle mehr Wert auf Qualität, verbesserte Fangmethoden, Regionale Produkte aus kleinen Fischerbetrieben und einen geringeren Konsum legen, nur die Mengen einkaufen, die letztlich verzehrt werden können, können wir das Ruder noch herumreißen.
Es ist noch nicht zu spät.

 

 
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