Nicht du bist das Problem, sondern Baustelle Schule

Anna Smettons WPU-Medienpraxis am Gym Lütjenburg 15. November 2021
© pexels.com Warum ich dieses Thema gewählt habe: Ich bin der Meinung, es ist sehr wichtig, dass man auch mal die anderen Probleme in unserem Bildungssystem dargelegt bekommt und nicht nur das mitbekommt, was alle für “am wichtigsten” halten, wie z. B. das Thema Digitalisierung. Zudem ist mir dieses Thema sehr wichtig, da es schließlich auch mich als Schülerin betrifft und es ist Interessant und erschreckend zugleich zu wissen, was überhaupt alles hinter unserem Bildungssystem steckt, wenn man sich vorher noch nicht so wirklich damit befasst hat. © Anna Smettons

Viele Schülerinnen und Schüler haben derzeit das Problem sich nicht mehr an den Schulen zugehörig zu fühlen. Laut der PISA-Studie finden von den Kindern und Jugendlichen ca. 80% die Schule gerade mal "überstehbar", ein weit entfernter Weg zu "gut". Die Corona-Pandemie mit den vielen Lockdowns hat dieses Empfinden nicht gerade verbessert. Schaut man sich die gegenwärtigen politischen Diskussionen an, was die Verbesserung von Schulen angeht, wird klar, dass sich nur mit der fehlenden Digitalisierung beschäftigt. Hier wiederum liegt die Problematik weder bei den Schülerinnen und Schülern oder noch an der kaum vorhandenen Digitalisierung, sondern vorrangig ist die Schwachstelle an unserem veralteten Schulsystem in Deutschland.
Es stimmt: Zu viele Schulen haben noch immer kein W-LAN, digitale Geräte oder in Medienkompetenz geschulte Lehrer. Dazu kommt, dass Deutschland nicht nur eines der wenigen Länder ist, welches ein schlechtes Schulsystem hat, sondern auch noch eines der wenigen Länder, wo man dazu regelrecht genötigt wird, dieses zu absolvieren. Zumal die Schulen die spannendsten Themen auf das Auswendiglernen von banalen Fakten reduzieren. Jedes Kind wird mit einer gewissen Neugier und Spaß am Lernen geboren, welche ihm aber heutzutage schnell genommen wird, wenn es in die Schule geht und wie ein Schwerarbeiter behandelt wird. Viele beschweren sich dann auch noch die Schüler wären "inaktiv" oder "nicht am Lernen interessiert". Im Großen und Ganzen ist der Unterricht veraltet und müsste erneuert werden. Die kreativsten und intelligentesten Schülerin und Schüler werden in den Schulen zu unaufgeklärten und ahnungslosen Robotern ausgebildet, die zum Teil irrelevantes Unterrichtswissen auf Abruf haben, aber davon kaum etwas verstehen. Das Problem liegt bei der Vermittlung von dem Wissen und das gesamte System dahinter, dabei sind der Zugriff auf das Internet, Computer/ Tablets, Active Panels, etc. auch nicht hilfreich, wenn sie es nicht als Hilfe benutzen können.
Für eine bessere Lernatmosphäre sollten die Schulen etwas Später beginnen und nicht bis in den späten Nachmittag hinein gehen. Laut einigen Forschern der Uni Marburg würde dies für ausgeschlafene Schüler sorgen und die Denkfähigkeit erhöhen. Zudem wäre es von Vorteil, wenn eine Schulstunde von 45 Minuten auf eine volle Stunde mit 60 Minuten verlängert wird, um den Stress des Lehrers zu vermindern und Unterrichtsgespräche zu fördern, damit das Thema vertieft werden kann.
Eine weitere Schwäche liegt bei den "Auswendig Lern-Fächern". Das Wissen, welches die Schülerin und Schüler dort beim ewigen Lernen aufnehmen, wird nach der jeweiligen Arbeit oder dem jeweiligen Test wieder vergessen, diese Art von Lernen beschreibt das sogenannte Bulimielernen. Dazu kommt, dass die Hausaufgaben abgeschafft werden sollten: Hausaufgaben sind eine Wiederholung des Stoffes aus dem Unterricht und jeder dürfte für sich selbst entscheiden können, ob man eine solche Wiederholung nötig hat. Abgesehen davon ist es wichtig die Freizeit und Schule deutlich voneinander zu trennen. Ergänzend dazu wäre es von Vorteil, wenn Begabungsfächer, wie z. B. Sport, entweder nicht benotet oder abgeschafft werden, da die Gleichberechtigung bei solchen Fächern nur schwierig eingehalten werden können und das sorgt wiederum für unmotivierte Schüler und Schülerin.
Der nächste Kritikpunkt gilt den Lehrern: Um eine erstklassige Bildung in Deutschland zu erzielen, sind speziell für den Beruf ausgebildete Lehrkräfte essentiell. Darüber hinaus sind insbesondere beim Lernen unter den Lehrerinnen und Lehrern soziale Kompetenz, Anpassungsfähigkeit, ausreichend Förderung, weitergeben von fachlichem Wissen und Aufgeschlossenheit gefragt, welche bei den Lehrkräften in einigen Fällen nicht zu finden ist. Auf freiwilliger Basis können Lehrerin und Lehrer Fortbildungen machen, hilfreicher wäre es allerdings, wenn dies verpflichtet werden würde, denn viele Lehrer haben eine solche Weiterbildung ihrer Kompetenzen sehr nötig. Viele Jugendlichen halten es für nicht relevant, digital ausgestattete Klassenräume und Medien, wie Tablets, etc. zu haben, wenn es sich um einen hochwertigen Unterricht handelt. Was nützt den Schüler und Schülerin ein Tablet, wenn digitales Lernen den Unterrichtsstoff immer noch nicht verständlicher macht? Dafür braucht es bessere Bildungskonzepte und besser qualifizierte und spezialisierte Lehrkräfte.
Dazu kommt, dass der Unterricht alles andere als zeitgemäß ist und das, obwohl die Schülerin und Schüler doch auf die Zeit von morgen vorbereitet werden sollen.
Muss der Unterricht denn immer gleich gestaltet und der gleiche Stoff behandelt werden, nur weil das schon immer so war? Z. B. Informatik: Informatik gibt es zwar schon an den meisten Schulen, allerdings deutlich zu wenig und auch zu veraltet, obwohl wir alle schließlich in einer digitalisierten Welt leben. Sinnvoll wäre hier ein Pflichtfach für Informatik. Ein weiteres Beispiel wäre, dass man das Fach Wirtschaft und Politik trennt ("WiPo") und als einzelne Fächer unterrichtet. Auf Anonyme Umfragen wünschen sich auch einige Schülerinnen und Schüler Pflichtfächer, wie Demokratie, "LGBTQ", Klimaschutz und Finanzkompetenzen, um einfach das allgemeine Wissen aufzubessern und damit das Verständnis zu fördern, wie man in den verschiedensten Situationen zurechtkommt. Würde man heutzutage Schülerin und Schüler fragen sie unter "Börsenkursen" verstehen, würden einen die meisten mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht anschauen. Viele wichtige Themenbereiche, die einen auf das spätere Leben vorbereiten, aber die Meisten nach dem Abi noch immer wenig Kenntnis darüber haben. Fächer, wie Mathe und Deutsch sind nur "Querschnittthemen", die man unter anderem in den neuen Fächern ausführen könnte und wo man nur das Grundwissen braucht.
So wäre es von Vorteil, wenn die Schulen von einem Lernverständnis beeinflusst sind, durch das die Schülerin und Schüler die Kenntnisse, wie Finanzen, Demokratie oder auch die eher simplen Themen wie z. B. Kochen, etc., erlangen können, auf die sie in einer sich stetig ändernden Welt angewiesen sind. Eine zeitgemäße Lernumgebung wäre eine starke Verbesserung um Gruppen und Individuen, die unterschiedlichsten Aktivitäten möglich machen. Dies könnte man beispielsweise erzielen mit anders aufgebauten Klassenräumen, etwa Gruppenräume oder Räume wo Lehrer und Schüler auf Augenhöhe Kommunizieren und nicht der Lehrer dominant vor der Klasse steht. Zudem sollten die Fächer speziell auf das jeweilige Fach ausgerichtet sein, um eine gute Lernatmosphäre zu unterstützen.
Zusammengefasst sind in den meisten Fällen nicht die Schüler Schuld am Arbeitsversagen, sondern das Bildungssystem unserer Schulen. Überdies sollte es ein einheitliches Schulsystem in den Bundesländern geben, da es schwierig ist Änderungen einzufordern, wenn jedes Bundesland sein eigenes Ding macht.
Wenn sich das Bildungsministerium auf diese wesentlich wichtigeren Probleme fokussiert und etwas davon in Angriff nehme, wäre die Chancengleichheit um Einiges verstärkt.

 
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