Die faszinierenden Möglichkeiten des neuen Weltraumteleskops „James Webb"
Bald werden wir wissen, wie alles seinen Anfang nahm. Nach über 20 Jahren der Bau- und Testphasen ist das James-Webb-Weltraumteleskop (kurz: Webb) schließlich voll einsatzbereit und kann nun ins All geschickt werden.
Webb wurde entwickelt, um offene Fragen zum Universum beantworten zu können und womöglich faszinierende Entdeckungen in der Astronomie zu machen. „Wenn man die Aufgaben Webbs auf zwei Hauptaufgaben reduzieren will, dann sind es: ‚Sind wir allein?' und ‚Wo kommen wir her?'", erzählt Peter Sooy, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA. Über Instagram schrieben wir den Account der NASA an und bekamen so die Möglichkeit, ein Interview mit ihm per Zoom zu führen. Die Frage ‚Sind wir allein?' ist vermutlich die spannendste für jeden von uns. „Ich persönlich denke, es gibt Leben dort draußen", erwidert Peter Sooy auf unsere entsprechende Frage. „Ich erwarte nicht, dass es so aussieht wie Aliens im Fernsehen, ich denke auch nicht, dass es wie wir Menschen aussieht, aber ich glaube, dass es da draußen eine andere Art von Leben gibt." Prof. Dr. Wolfgang J. Duschl, der in der Abteilung der Astrophysik an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel arbeitet, ist ebenfalls dieser Ansicht. Auch er hält Webb für das ideale Gerät, um vielleicht die entscheidenden Fortschritte in diesem Bereich zu machen. Es wird nicht in der Lage sein, Fotos von Exoplaneten zu machen; das sind Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems einen Stern umkreisen. Allerdings wird es dazu fähig sein, die Planeten zu erforschen und festzustellen, ob dort Elemente vorhanden sind, die das Leben auf diesem Planeten unterstützen könnten. Doch angenommen wir würden tatsächlich feststellen, dass wir nicht alleine im Universum wären. Würde dies unser Leben in irgendeiner Weise verändern? „Wenn wir Leben außerhalb der Erde finden, wird das natürlich einen Einfluss auf unser Selbstverständnis haben. Heute ahnen wir es zwar vielleicht, dass wir nicht die einzigen Lebewesen im Universum sind, aber das ist etwas ganz anderes als zu wissen, dass es auch anderswo Leben gibt. Auf der anderen Seite sollte man sich auch nicht allzu sehr darüber wundern. Denn warum soll es Leben nur hier geben und im ganzen restlichen, riesigen Universum nicht? Das alles wird aber unseren Alltag nicht wirklich verändern", schildert uns Wolfgang J. Duschl, „die Abstände selbst zu den nächsten Sonnensystemen sind so groß, dass die bestimmt nicht bei uns vorbeikommen könnten, selbst wenn es dort intelligentes Leben geben würde." Aufgrund seiner hochmodernen Techniken wird es dem James-Webb-Weltraumteleskop gelingen, Exoplaneten und ihre Atmosphäre zu erforschen. Viele dieser fortgeschrittenen Technologien wurden noch nie zuvor verwendet. Webb wird bis jetzt komplett verborgene Teile des Universums sichtbar machen, Sterne, die in Staubwolken verborgen sind und auch das Licht der ersten Sterne und Galaxien. Es wird ebenfalls herausfinden, wie das frühe Universum aussah und wie die ersten Galaxien entstanden sind. Das Teleskop wird uns verstehen lassen, wie sich schwarze Löcher bilden und weiterentwickeln. Es wird unter anderem auch aufdecken, wie denn überhaupt das Leben auf unserem Planeten entstanden ist. Während sein Vorgänger Hubble rund 570 Kilometer entfernt von der Erde stationiert ist, wird Webb seine Forschungen von seinem festen Lagepunkt aus ausführen, der 1,5 Millionen Kilometer von unserer Erde entfernt liegt. „Es gibt dann keine zweite Chance, es zu ändern oder zu reparieren, also muss es richtig funktionieren", so Peter Sooy. Obwohl Webb der offizielle Nachfolger von Hubble ist, wird kein Austausch stattfinden. Peter Sooy erklärt begeistert weiter: „Webb wird Hubble nicht ersetzen. Hubble sieht hauptsächlich im ultravioletten, unsichtbaren Licht, Webb wird Infrarot sehen. Es wird cool sein, sich anzugucken, was Hubble sah und dann genau den gleichen Abschnitt des Himmels mit Webbs Technologien anzusehen und zu gucken, welche anderen Aspekte man lernen kann."
Am 22. Dezember 2021 wird das James Webb-Weltraumteleskop vom europäischen Raumfahrtzentrum in Französisch-Guyana aus ins Weltall gestartet. Nach einem Monat wird es seinen Lagepunkt erreicht haben. Die regulären wissenschaftlichen Beobachtungen beginnen nach circa 6 Monaten. Aber es ist natürlich offen, wann wir wissen, ob wir wirklich allein sind.
Infotext:
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist aus heutiger Sicht das größte, leistungsfähigste Teleskop, das jemals ins Weltall startet. Es ist ungefähr so groß wie ein Tennisplatz. Der Bau kostete 10 Milliarden US-Dollar. Das Teleskop ist ein gemeinsames Projekt der NASA (Nationale Aeronautik-und Raumfahrtbehörde), der CSA (kanadische Weltraumagentur) und der ESA (europäische Weltraumagentur). Webb ist der wissenschaftliche Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskops, soll dessen Leistungen allerdings weit übertreffen.
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