Drei Uhr nachts: Es ist dunkel im Zimmer der 13-jährigen Swantje G. Nur die Silhouetten der Möbel sind zu sehen. Sie wälzt sich in ihrem Bett, denkt nach und kann nicht schlafen. Am Vortag hat sie erfahren, dass eine ihrer besten Freundinnen seit Jahren Depressionen hat.
In Deutschland leiden schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung, das heißt etwa vier Millionen Menschen, aktuell an einer Depression. Hauptsymptome einer Depression sind unter anderem eine anhaltend gedrückte Stimmung, eine Hemmung von Antrieb und Denken, Interessenverlust sowie vielfältige körperliche Symptome, die von Schlaflosigkeit über Appetitstörungen bis hin zu Schmerzzuständen reichen. Eine Depression unterscheidet sich von einem Stimmungstief durch die Dauer, die Häufigkeit und die Intensität der Symptome.
Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens eine Depression zu entwickeln, liegt zwischen sieben und 18 Prozent. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ursachen einer Depression sind zum Beispiel eine genetische Veranlagung, doch auch psychosoziale Einflüsse spielen gerade im Kindesalter eine entscheidende Rolle. Typische Risikofaktoren sind unter anderem ausgeprägte und länger anhaltende familiäre Probleme,Trennung der Eltern, schwere Erkrankungen oder Todesfälle in der Familie, schulische Über- oder Unterforderung und Versagen in der Schule, Mobbingerfahrungen, aber auch körperliche Misshandlung sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Depressionen sind eine schwerwiegende psychische Krankheit. Die Betroffenen sehen die ganze Welt wie durch eine dunkle Brille. Alles ist schlecht und man versinkt in einer Art dunkler Trauerspirale, die immer weiter nach unten führt.
Aus dieser Spirale kommt man entweder sehr schwer oder im Extremfall gar nicht mehr. "Jedes Mal, wenn sie krank war, haben wir unglaubliche Angst, dass sie nicht mehr wieder kommt", meint Swantje traurig.
Die Mehrheit der Betroffenen hat früher oder später Suizidgedanken, Zehn bis 15 Prozent aller Patienten mit wiederkehrenden schwer ausgeprägten depressiven Phasen begehen früher oder später Suizid. Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache im Kindes- und Jugendalter, der überwiegende Teil der Suizide steht im Zusammenhang mit einer Depression. Auch Swantjes Freundin hatte schon oft Selbstmordgedanken. "Ich stand schon öfter an irgendeiner Brücke und dachte: Soll ich da jetzt runterspringen? Oder nicht?", sagt sie den Tränen nahe.
Ein/e Jugendliche/r, der/die androht, Selbstmord zu begehen oder sogar einen Suizidversuch unternimmt, sollte, egal wie demonstrativ oder entschlossen sie/er dabei vorgeht, zeitnah kinder- und jugendpsychiatrisch untersucht werden. Etwa die Hälfte aller Jugendlichen, die einen Selbstmord begangen haben, sprachen innerhalb der 24 Stunden vorher davon oder drohten diesen an.
Angehörige können der/dem Betroffenen Raum für Gespräche anbieten. Dabei ist es wichtig, viel Geduld zu haben und das Zuhören in den Vordergrund zu stellen. Möglichst zurückhaltend sollte man mit Tipps und Kommentaren sein wie: "Kopf hoch, wird schon wieder" oder "Reiß dich doch mal zusammen". Diese Äußerungen setzen die/den Betroffene/n meist noch mehr unter Druck bzw. die Ausweglosigkeit wird ihr/ihm bewusster, denn das Problem liegt darin, dass Betroffene dazu aktuell nicht in der Lage sind.
Aber man kann auch Depression behandeln. Es gibt zum Beispiel Medikamente dagegen, allerdings können diese Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine andere Lösung ist die Psychotherapie. Sie hilft der/dem Jugendlichen, sich besser zu verstehen, mit Stress besser umzugehen, Selbstwertgefühle wiederherzustellen und Beziehungen zu verbessern. In der Therapie ist es wichtig, einen tragfähigen Dialog zwischen der/dem Betroffenen, der/dem Therapeutin/-en aber auch anderen Bezugspersonen wie Eltern, Geschwistern, Lehrern oder Freunden zu erreichen.
Abschließend kann man zu Depressionen sagen: Man sollte sie ernst nehmen, denn das Suizidrisiko ist durchaus vorhanden, aber eine Depression lässt sich gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Auch Swantjes Freundin wird bestimmt wieder aus der Trauerspirale finden, so wie die meisten Menschen mit Depressionen.
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