DIE SOZIALEN MEDIEN

Yoko und Yasmina, 9e, Gymnasium Altenholz 16. November 2022 1 Kommentar(e)
Und wenn es Pling macht... © https://www.flickr.com/photos/143601516@N03/28018096810

WIE INSTAGRAM, TIK TOK, SNAPCHAT & CO. UNSER ALLTÄGLICHE LEBEN BEEINFLUSSEN

Piep. Piep. Piep. Der Wecker klingelt. Ich stelle den Wecker aus und sinke zurück in meine Kissen. Meine Hand tastet nach meinem Handy. Als ich es anschalte, ist das helle Bildschirmlicht anstrengend für die Augen, aber ich gewöhne mich schnell daran. Dann gehe ich erst einmal auf Whatsapp und Snapchat. Ich schaue, wer mir so geschrieben hat. Danach schaue ich in meiner Schulapp noch kurz nach, was heute so auf dem Stundenplan steht. Als mein Blick auf die Uhr fällt, wird mir klar, dass ich mich jetzt beeilen muss. Schnell mache ich mich fertig und gehe in die Küche, um Frühstück zu essen. Da keiner außer mir am Esstisch sitzt und einfach nur Essen langweilig ist, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und öffne Tik Tok.

Dieses Szenario ist fiktiv und doch spiegelt es den Alltag vieler Jugendlicher heutzutage wider, denn morgens, nachdem der Wecker klingelt, greifen die meisten Menschen direkt nach ihrem Smartphone. Sie checken ihre Nachrichten, die Wettervorhersage oder schauen, was die Leute auf Instagram, Snapchat und Co. so machen. Das wiederholt sich dann mehrmals am Tag: am Esstisch, beim Warten auf den Bus und nachmittags dann auf der Couch oder im Bett. Häufig ist es unnötiges Scrollen durch den endlosen Instagramfeed oder durch die eigene For you-page auf Tik Tok.

Laut einer Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) aus dem Jahre 2017 verbrachten Jugendliche im Durchschnitt zwei einhalb Stunden in den sozialen Netzwerken. Außerdem hat die durchschnittliche Dauer, die Kinder und Jugendliche mit Computerspielen oder in den sozialen Medien wie Instagram, Twitter, Snapchat und Tik Tok während der Corona-Pandemie noch einmal stark zugenommen, wie die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) herausfand.

An sich sind Instagram, Snapchat, Tik Tok & Co. nicht Schlechtes – da sind sich Experten einig. Aber das Problem der sozialen Netzwerken ist hauptsächlich, dass sie zu viel Inhalt und Beiträge enthalten, die ansprechend wirken und dazu führen, dass die Masse der Dinge, die aufgenommen werden, und die Ausweite der Zeit, die dort hinein investiert wird, einfach zu viel ist. Eine Aufenthaltsdauer von maximal einer halben Stunde in den sozialen Netzwerken am Tag wären hingegen ideal.

„Je länger und häufiger die Kinder und Jugendlichen online sind, desto höher ist das Suchtrisiko", sagt Professor Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE. „Wir beobachten, dass Eltern häufig keine klaren Regeln zum Umgang mit sozialen Medien aufstellen. Die sind aber dringend nötig, damit ihre Kinder nicht unbemerkt in die Abhängigkeit rutschen."

Schulschluss. Ich stoße die Haustür auf und ziehe meine Schuhe aus. Dann gehe ich in mein Zimmer und setze mich auf mein Bett. Endlich Zeit für mich. Ich ziehe mein Handy aus meiner Tasche und öffne Tik Tok. Meine Lieblingsinfluencerin hat ein neues tik tok gepostet. Und ihre Freundesgruppe auch. Die Tik Toks von denen muss ich mir auch gleich noch anschauen.Und das eine Tik Tok, über das meine Freunde heute geredet haben, muss ich auch noch sehen. Dann ruft meine Mutter ich soll die Wäsche aufhängen. Genervt rufe ich zurück, dass ich gerade keine Zeit habe und wende mich wieder meinem Handy zu. Nach einiger Zeit schaue ich auf die Uhr. Waren das gerade eben tatsächlich schon zwei Stunden? Ich sollte jetzt eigentlich mein Handy weglegen, aber ich habe ja eh nichts besseres zu tun. Meine Hausaufgaben kann ich ja auch noch später machen. Also kann ich auch noch in Ruhe weiterschauen.

Wenn ein paar Tage ohne die sozialen Netzwerke plötzlich schwer vorstellbar werden oder alltägliche Aufgaben, wie zum Beispiel am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Haushalt aufgrund der Nutzung von den sozialen Netzwerken vernachlässigt werden, können das erste Anzeichen auf eine Sucht nach den sozialen Medien sein. Auch fehlendes Interesse an Hobbys oder anderen Freizeitaktivitäten, denen man das Nutzen der sozialen Medien vorzieht oder die Nutzung von eben dieser, obwohl gewusst wird, dass man dadurch in Zeitdruck oder Stress geraten wird, kann ein deutliches Anzeichen für eine ebensolche Sucht sein. Betroffene sind auch häufig in Gedanken bei den Apps, die sie gerade nicht benutzen können, und verwehrte Benutzung von eben diesen kann häufig zu Stimmungsschwankungen führen.

Laut der DAK ist eine Sucht das nicht mehr kontrollierbare Verlangen nach einem bestimmten Gefühls-, Erlebnis-, oder Bewusstseinszustand. Da das Gehirn bei der Nutzung von den sozialen Medien Dopamin ausstößt, haben die sozialen Medien dadurch ein gewisses Suchtpotenzial. Zudem lösen die sozialen Medien bei einigen Nutzern die Angst, etwas zu verpassen aus, was den konstanten Drang nach mehr Inhalt nur noch bestärkt. 2019 machten mehrere Studenten ein Selbstexperiment, bei welchem sie für fünf Tage auf soziale Medien verzichteten. Ein Teil dieser Studenten verspürten nach dem Experiment das Gefühl von Gelassenheit, während andere Angst hatten, etwas zu verpassen.

Jetzt habe ich Abendessen gegessen und geduscht. Es ist 21:00. Ich sollte jetzt dringend meine Hausaufgaben erledigen. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und hole meine Hefte und Bücher aus der Tasche. Es sind ziemlich viele Hausaufgaben. Aufgaben aus dem Mathebuch, eine Gedichtsinterpretation für Deutsch und ich muss noch einen Arbeitsbogen für Biologie bearbeiten.
Ich bin gerade mit Mathe fertig, als ich ein leises Ping hör. Eine Benachrichtigung. Ich nehme mein Handy, welches neben mir liegt, und entsperre es. Es ist ein neuer Instagram-Post von einem meiner Freunde. Ein Teil meiner Freundesgruppe scheint heute Abend auf einer Party zu sein. Da ich nichts verpassen möchte, schaue ich auch noch die Posts meiner anderen Freunde an. Ich gerate ins Scrollen und ehe ich mich es versehe, ist es 23:00. Wenn ich alle meine Hausaufgaben noch fertig kriegen möchte, werde ich heute lange arbeiten müssen. Oder ich schreibe die Hausaufgaben einfach morgen vor der Schule von einem meiner Klassenkameraden ab. Am verlockensten finde ich aber die Option, jetzt einfach noch ein wenig weiter zu schauen und die Hausaufgaben einfach gar nicht zu machen. Dann muss ich morgen einfach nur hoffen, dass der Lehrer die Hausaufgaben nicht kontrolliert und wenn er es doch macht, bekomme ich nur eine Verwarnung und die ist ja nicht so schlimm. Also kann ich mir jetzt sogar noch die aktuellen Tik Toks anschauen, damit ich morgen mit meinen Freunden über diese reden kann.

Ein Mittel gegen eine Sucht nach den sozialen Medien muss nicht unbedingt vollständiges Verzichten auf jegliche Gebrauch der sozialen Medien sein. Eine „kontrollierte Nutzung" des Internets, wie zum Beispiel eine Zeitbegrenzung, würde schon einen großen Unterschied in dem Konsumverhalten des Einzelnen ausmachen. Außerdem ist es ratsam, die ständigen Benachrichtigungen zu deaktivieren und außerdem Apps, die großes Suchtpotenzial haben, zu deinstallieren, da die meisten Menschen, die soziale Medien gedankenlos checken und auch wenn sie, ausgelöst von einer Benachrichtigung für zum Beispiel ein neuen Post, nur kurz nachschauen wollen, ins Scrollen geraten.

Um die generelle Suchtgefahr der sozialen Netzwerke einzudämmen, rät Suchtexperte Professor Dr. Rainer Thomasius zur Aufklärung und einem verstärkten Jugendschutz. „Eltern, Lehrer und Erzieher brauchen Unterstützung, damit sie Kinder auf ihrem Weg zu medienkompetenten Anwendern begleiten", sagt Thomasius. „Außerdem muss der Jugendschutz durch strenge Regeln für die Anbieter sozialer Medien gestärkt werden. Auch technische Lösungen zur Selbstbeschränkung sind sinnvolle Instrumente, um das Konsumverhalten besser zu kontrollieren."

 
1 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    18. November 2022

    Hallo Yoko und Yasmina, vielen Dank für euren Beitrag. Auch wenn es ein fiktives Beispiel ist, ist es wie ihr auch selbst schreibt, sehr realistisch. Man kann sich leider in den sozialen Medien sehr verlieren, weil man immer irgendwas findet, das einen interessiert und man dann von einem Post zum nächsten gelangt. Am besten man schaltet den Benachrichtigungston aus oder legt das Handy auch mal außer Sichtweite, wenn man sich etwas konzentrieren möchte. Oder wie macht ihr das? Habt ihr eigentlich mit Herrn Professor Dr. Rainer Thomasius selbst sprechen können oder woher sind die Zitate? Liebe Grüße Das MiSch-Projektteam Carina und Kerstin

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