"Geister-"spiel oder doch in Verzicht üben?

Lilja, ebg Kiel 8. November 2022 2 Kommentar(e)

Die WM 2022: hingehen, auf dem Fernseher verfolgen oder doch ganz ignorieren? Eine Frage, auf die ich nur ein "ganz ignorieren" als Antwort geben kann.

Die Fußball-Weltmeisterschaft findet 2022 in Katar statt. Jedoch nicht wie gewohnt im Sommer, sondern in der kältesten aller Jahreszeiten - dem Winter. Da Katar ein sehr warmes Land ist, müssen die Stadien, die ohne viel Rücksicht auf Menschenrechte gebaut wurden und einige Tausend Todesopfer forderten, dennoch gekühlt werden. Da vielen der Bauarbeiter der Pass entzogen wurde und ihnen keine andere Wahl blieb, als am Bau der Stadien mitzuwirken, wird die Frage immer präsenter, ob die Fußball-WM und ein reines Gewissen dieses Jahr unter einen Hut zu bekommen sind.

Für mich ein klares Nein. Die finanzielle Lage Katars darf den höchstwahrscheinlich folgenden symbolischen Rückfall im Kampf gegen den Klimawandel oder gegen die schon verletzten Menschenrechte nicht entschuldigen.

Natürlich wäre eine andere Meinung zu diesem Thema, Politik und Sport nicht zu vermischen. Doch was ist Sport eigentlich, wenn man dafür über Leichen geht? Was ist Sport, wenn die Verbände öffentlich zeigen, dass ihnen Karriere und Geld wichtiger sind als beispielsweise das Klima, das an der von den vielen Klimaanlagen in die Luft gepusteten Energie enorm leiden wird? Ist es dann überhaupt noch möglich, Politik und Sport zu trennen, wenn sie doch so verwoben sind?

Weiter könnte man meinen, es wäre nicht einsehbar, dass Menschen einerseits wegen der Menschenrechte, des Klimas und der Arbeitsbedingungen gegen die WM in Katar rebellieren, dann aber selbst beispielsweise Kleidung aus Ländern tragen, in denen Kinderarbeit weit verbreitet ist. Eigentlich würde ich dieses Argument einsehen – wir hätten schon viel früher anfangen können, Strom zu sparen, uns für die Menschenrechte in anderen Ländern einzusetzen und ärmere Länder zu fördern. Dies passiert zwar schon
in Maßen, allerdings nicht genug. Und um in vierzig, fünfzig Jahren nicht das gleiche sagen zu müssen, ist es wichtig, einen Anfang zu finden! Alles Unheil auf einmal aus der Welt zu schaffen ist ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb es gerade wichtig ist, diesen Schritt in die richtige Richtung zu gehen!

Eine Möglichkeit, dem moralischen Dilemma zu entgehen oder es zumindest abzuschwächen, ist schwer zu finden. Sollten sich allerdings einzelne Verbände weigern, dieses Jahr bei der WM mitzuspielen, wäre das eine nicht zu ignorierende Message: Wir wollen nicht auf den Gräbern vieler Arbeiter um den Rang des Fußballweltmeisters konkurrieren!

Am Ende muss jeder selbst entscheiden, was er oder sie mit seinem/ihrem Gewissen vereinbaren kann - eine öffentliche Spielverweigerung eines Verbandes oder Spielers eines so bekannten Sporte, dürfte ein beträchtliches Maß Einfluss auf die
Bevölkerung haben und vielen bei ihrer Entscheidung, die WM 2022 zu
gucken oder es aber doch sein zu lassen, helfen.

 

 

 

 

 
2 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    15. November 2022

    Hallo Lilja,

    vielen Dank für deinen Beitrag hier auf dem MiSch-Blog und dass du deine Meinung mit uns teilst. Uns gefällt, dass du ein häufiges Argument der Befürworter der WM aufgreifst (Trennung von Sport und Politik) und deutlich machst, dass es eigentlich nicht zu verantworten ist. Schön ist auch, dass du betonst, dass manchmal auch kleine Schritte schon ein wichtiger Anfang sind und diese viel eher umzusetzen sind, als alles auf einmal. Besonders, dass du auch konkrete Vorschläge machst, finden wir sehr gut. Wir sind sehr gespannt, ob es bei dieserr WM tatsächlich noch den ein oder anderen Verband oder SPieler geben wird, der sich weigert und damit ein deutliches Zeichen setzt.

    Liebe Grüße

    Das MiSch-Projektteam
    Carina und Kerstin

  2. Laura Benk
    15. November 2022

    Hallo Lilja, ein sehr wichtiges Thema, zu dem du gut und deutlich deine Meinung vertreten hast. Ich bin gespannt, ob bis zum Beginn der WM noch etwas passiert. Beispielsweise große Demonstrationen oder Boykottierungen von einzelnen Spielern. Mir gefällt dein Text gut!

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