Hinter die Fassade geschaut- Studio-Filmtheater

Hinter die Fassade geschaut- Studio-Filmtheater 
Als ich aus dem Bus am aussteige, befinde ich mich inmitten des regen Treibens am Dreiecksplatz , ganz nomal für einen Freitagnachmittag. Während ich die Bergstraße hinunter gehe, fällt mir ein gründerzeitleiches Gebäude direkt ins Auge:
Zahlreiche Kinoplakate werben hinter Glasscheiben für aktuelle Filme, wie zum Beispiel den neuen Spielfilm Rheingold oder die Schule der magischen Tiere.
Kurz nachdem ich die unauffällige Klingel rechts neben der verglasten Tür drückt habe, wird mir diese von Matthias Ehr geöffnet. Zusammen mit Dennis Jahnke besitzt er das Studio-Filmtheater in Kiel. Im Gegensatz zu dem regen Treiben der Bergstraße herrscht hier drinnen die typische 14.00 Uhr-Stille. Nur leise hört man den Verkehr der Innenstadt.
Mit dem klassischen Kinogeruch in der Nase setzte ich mich gegenüber von Ehr in ein gemütliches Vintage-Ledersofa. 

„Wir haben beide als Studenten Studenten hier gearbeitet, nachdem ich im März 2002 angefangen habe, habe ich Dennis sieben Monate später als Kollegen eingearbeitet", so Ehr
In dieser Zeit habe sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, welche bis heute anhält.
Ehr erinnert sich: „Als ich 2006 ins Ausland gegangen bin, habe ich über Dennis den Kontakt zum Kino gehalten und habe so mitbekommen, wie es im Kino finanziell vor die Hunde ging".
Schon bald entwickelte sich die Idee zusammen ein eigenes Kino zu eröffnen. Aufgrund eines Eigentümer Wechsels des Hauses wurden die Räumlichkeiten zufällig frei.Als sie im August diese Information bekommen haben, befand sich Matthias gerade in Deutschland. Daraufhin haben die beiden sofort den neuen Eigentümer kontaktiert: „Wir haben im Oktober den Mietvertrag unterschrieben und im Dezember 2009 eröffnet", berichtet Ehr. Laut Ehr waren sie: „zur richtigen Zeit am richtigen Ort".
Der neue Eigentümer hat das Kino einmal komplett renoviert, dennoch haben die beiden neuen Kinobetreiber auch ihre eigenen Vorstellungen umgesetzt. Im Laufe der letzten Jahre haben sie alle Räumlichkeiten neu gestaltet. Laut Ehr: „Ist keine Schraube in der Wand geblieben". Zuletzt waren die Toiletten am der Reihe.

Aber nicht nur die Räumlichkeiten wurden erneuert, sie haben auch die Umstellung von analoger Projektion auf digitale Projektion mitgemacht. Das Studio-Filmtheater verfügt über 3 Kinosäle mit jeweils 58 147 und 250 Sitzplätzen, diese sind mit aktueller digitaler Technik ausgestattet.Die Filme werden hier in 2k Qualität gezeigt und der Ton wird über eine Dolby 7.1 Anlage abgespielt. Live-Übertragungen von Theater, Konzerten, Ballett und großen Sportereignissen werden durch moderne Satellitentechnick möglich gemacht. Sogar in der Kino-Bar gibt es eine Leinwand, auf der zum Beispiel sonntags der Tatort gezeigt wird.
Trotz der modernen Technik besteht im Studio auch immer noch die Möglichkeit, Filme von der „Spule" abzuspielen, denn die analoge 35mm Vorführtechnick ist bis heute noch erhalten.

Wenn Ehr morgens im Kino ankommt, weiß er nie genau wie sein Tag aussehen wird.
Erst heute, als er im Rahmen der anstehenden Schulkinowoche überprüfen will, ob alle benötigten Filme im Haus und abspielbereit sind, bekommt er die Rückmeldung, dass ein technischer Deffekt vorliegt.
Das heißt Alles stehen und liegen lassen und sich um sich um den Deffekt zu kümmern.
„NaI türlich nervt das total, weil man aus der Arbeit rausgerissen wird. Andererseits macht das alles auch riesen Spaß", erzählt Ehr. Besonders gefällt ihm am seinem Job der technische Aspekt, sowie die Ware Film.
Aber auch, dass man viel mit Menschen zu tun hat, gefällt ihm. „Ja, es gibt auch Gäste die einem nicht so furchtbar sympathisch sind, aber davon gibt es zum Glück nur ganz wenige", schmunzelt der Inhaber des Filmtheaters.

Das Studio veranstaltet wöchentlich, jeden Mittwoch, eine Sneak-Preview.
Hier wird dem unwissenden Publikum ein Film gezeigt, der noch keinen offiziellen Bundesstart hatte.
Die Sneak wird von den beiden Inhabern des Kinos selbst moderiert. Danach folgt, je nach Besucherzahl, die Verlosung von drei bis acht Preisen. Man kann zum Beispiel Popcorn oder einen „Marschmellowman" Anhänger aus dem Film „Goastbusters" gewinnen. Nach einem Kurzfilm folgt dann der Überraschungfilm. „Wir sneaken nicht nur Komödien und Actionfilme, sondern auch massive Problemfilme", erzählt Ehr. Nur Filme aus dem Horror Genre sind ausgenommen, diese werden für die monatlich stattfindende Thriller- Sneak vorbehalten. Der Besuch einer Sneak endet damit, dass die Gäste auch den Film in Schulnoten bewerten können.

Als ich am Abend als Gast wiederkomme, ist von der Stille des Nachmittags nichts mehr übrig. Nun Herrscht eine erwartungsvolle Atmosphäre, viele Besucher strömen in die verschiedenen Kinosäle. Mattias Ehr ist immer noch
da und begrüßt persönlich die Kinobesucher. Die Filme beginnen und zurückbleibt nur der süße Geruch von Popcorn