METRO: Das Kieler Kultkino im Wandel

Ben Luca Bartels, Marlon Demand, Enno Rosenplänter 18. November 2022 3 Kommentar(e)
Metro Kino © Ben Luca Bartels

Es ist bereits dunkel in der Holtenauer Straße, hier herrscht geschäftiges Treiben. Wir sind zu dritt auf dem Weg zu einer Praxis für Kieferorthopädie. Hier sind wir um 17:30 Uhr mit dem Kieferor-thopäden Dr. Henrik Fenger verabredet. Als wir die fast leere Praxis betreten, herrscht bereits Aufbruchsstimmung. Nur noch ein einzelner Patient sitzt gegenüber von uns im Wartezimmer. Es riecht nach Desinfektionsmittel und durch das offene Fenster hört man den Verkehr auf der Holtenauer Straße.
Über die Lautsprecheranlage werden wir in das Behandlungszimmer 1 gebeten, welches sich direkt links neben dem Eingang befindet. Hier empfängt uns kurze Zeit später Fenger, einer der Eigentümer und führenden Ärzte dieser Praxis. Mit einem freundlichen Lächeln betritt er in seinem weißen Arztkittel den Raum. Doch heute sind wir nicht für eine Behandlung in die Praxis gekommen, viel mehr interessiert uns sein ungewöhnliches Hobby: Denn neben seiner Tätigkeit als Kieferorthopäde, ist er Besitzer des Metro Kinos - Und so beginnt Fenger zu berichten.
Er erzählt uns, wie er 2006 das Metro übernommen hat, nachdem es 1996 insolvent gewesen sei und nun seit zehn Jahren leer gestanden habe. Er erzählte uns: „Bereits während meiner Studienzeit habe ich in einer Wohnung im Brauereiviertel in der Nähe des Metros gewohnt und bin mindestens einmal die Woche ins Metro gegangen". Durch diesen besonderen Bezug ist er überhaupt erst auf die Idee gekommen, das Metro zu übernehmen.
Seit der Neueröffnung von 2006 können Besucher in drei Kinosälen die verschiedensten Retroklassi-ker und aktuelle Filme schauen. Sieben festangestellte Mitarbeiter und ein paar Minijobber sorgen dafür, dass es den Kinobesuchern während ihres Besuchs an nichts fehlt.
Wir verlassen die Praxis und machen uns, über die Holtenauer Straße, auf den Weg ins Metro. Als wir das Metro erreichen, fühlt sich der Besuch schon von Außen besonders an. Für eine nostalgische Atmosphäre sorgen unter anderem die Tische und Stühle vor dem Kino, die noch aus der Gründungszeit stammen. Auch der edle rote Teppich, der uns durch die Eingangshalle des Metros führt, erzeugt eine einladende Stimmung. Fenger beschreibt: „Diese Atmosphäre wie eine Zeitreise in die Fünfziger". Ihm war bei der Renovierung auch besonders wichtig, dass viel von dem alten Charme erhalten bleibt. Für ihn und viele Besucher macht dieser das Metro in Kiel einzigartig. Außerdem bietet das Metro im Eingangsbereich das kleine Café "Retro", welches mit frischen, leckeren Backwaren und kleinen Snacks für einen abwechslungsreichen Kinobesuch sorgt. Geht man weiter in Richtung des Tresens, erfüllt sich die Luft mit einem intensivem Popcorn Geruch. Einfach ein typi-scher Kino Duft. Das Metro bietet Popcorn in drei verschiedenen Größen an. Von einem kleinen Snack bis zu einer echt großen Tüte ist alles drin.
Fenger erzählt uns stolz von den besonderen abendlichen Events im Metro. Denn im größten Saal des Metros, der mit 426 Plätzen auch der größte Kinosaal Kiels ist, treten immer wieder Kleinkünst-ler auf. Zu den bekanntesten von ihnen zählen beispielsweise Chris Tall und Bülend Ceylan, die bei-de zu ihrer Zeit den Saal noch nicht komplett füllen konnten. Es fanden in dem 15-jährigen Beste-hen des Metros, seit der Übernahme von Fenger, bereits 700 Veranstaltungen dieser Art statt.
Das Metro hat bereits eine lange Geschichte. So wurde es 1939 mit dem Namen „Schlosshof-Lichtspiele" als Filmtheater eröffnet. In den Anfängen gab es im Metro allerdings nur einen großen Saal mit Platz für 700 Gäste. 1944 wurde das Metro dann durch einen Luftangriff während des 2 Weltkriegs komplett zerstört. Im Jahr 1951 konnte das Kino seine Wiedereröffnung feiern und machte sich seitdem durch mehrere Weltpremieren deutschlandweit einen Namen. Wegen zu star-ker Konkurrenz durch ein größeres Kino musste das Metro jedoch im Jahre 1996 seine Pforten schließen.
Als Fenger 2006 das Kino übernahm, ging jedoch am Anfang seine Vision nicht ganz auf. Der Weg war holprig. Vor allem der Name machte anfangs Probleme, da dem Großhandelsunternehmen Metro AG der gleiche Name nicht gefiel. Fenger erzählt uns: „Das besonders die ersten 1 ½ Jahre nach der Eröffnung ein Albtraum waren". Auch seit der Corona Pandemie habe das Metro wieder finanzielle Schwierigkeiten. Dies liegt vor allem daran, dass viele Menschen seit Corona deutlich vorsichtiger geworden sind. Von den ursprünglichen knapp 100.000 Besuchern pro Jahr gingen in den letzten Corona Jahren nur noch rund 50.000 Menschen ins Metro. Seit 2020 kann sich das Met-ro nicht mehr selber tragen und ist somit nicht mehr profitabel. Nach Fenger könne sich das Metro erst wieder ab 100.000 Besuchern wirklich selber tragen und sei so für ihn einfach ein reines Hob-by, welches zum Teil von seiner Tätigkeit als Kieferorthopäde mitfinanziert wird. Als wir nun das Metro verlassen, treten wir auf eine stille Holtenauer Straße. Es ist bereits später Abend und wir verabschieden uns voneinander. Wir sind uns einig, dass das Metro, trotz seines ständigen Wandels, seit seiner Gründung 1939, einzigartig ist. Viele Generationen haben ihre Zeit im Metro bei einem gemeinsamen Filmabend oder einfach auf ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen verbracht. Doch vieles ist auch bis heute gleichgeblieben.

 
3 Kommentar(e)
  1. Maja
    19. November 2022

    Heyy, echt gute Reportage. Auch sehr schön und anschaulich geschrieben.
  2. Uschi
    21. November 2022

    Tolles Thema und einfach schön geschrieben!
  3. Maja
    21. November 2022

    Sehr schön geschreiben und toll veranschaulicht!

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