Pilze auf ungenutztem Seegras züchten

Kirill Garis 9a Gymnasium Altenholz 18. November 2022 3 Kommentar(e)
Das fast beendete selbst gebaute Labor und Zuchthaus. Ein bisschen chaotisch aber erfüllt den zweck © Kirill Garis © Kirill Garis

Pilze auf ungenutztem Seegras züchten
Es ist dunkel und kalt draußen. Ich warte auf Alexander Ruckhaber, der mich bei den Toren der Strandfabrik Kiel in Friedrichsort abholen wird. Die Dame vom Sicherheitsdienst hat mich bereits misstrauisch gefragt, warum ich vor dem Eingang auf dem Fahrrad kreise drehe. Gerade als ich ihr von meinem Vorhaben erzähle kommt Ruckhaber um mich mit in sein selbst gebautes Gewächshaus und Labor für Pilze zu nehmen. Wir betreten eine große Halle in der es mich mit warmer Luft überflutet. Ich höre viel lautes Geklopfe und Surren von Maschinen und sehe wie einige Leute an ihren Autos oder Booten herumschrauben. Es riecht angenehm leicht nach Benzin und verbranntem Gummi. Die Halle ist lang und man sieht viele verschiedene Menschen, die motiviert und begeistert an ihren eigenen Projekten arbeiten. Wir biegen unerwartet nach rechts ab, bis man das laute Surren von vielen Computern hört, obwohl die noch 20 Meter entfernt sind, und steigen eine Treppe hoch. Dort sehe ich in einem ehemaligen Fitnessraum ein Labor in dem die mit Strohpellets oder Treibsel gefüllten Beutel mit Pilzsporen geimpft werden, um nach 18 Tagen im Gewächshaus daneben geerntet werden zu können. Je nach dem, mit welchen Sporen Ruckhaber die Substratsäcke impft wachsen Austernsaitlinge, Rosensaitlinge oder Lemonensaitlinge.
Als ich frage wie er auf die Idee Pilze zu züchten gekommen ist erklärt er mir: „Ende 2020 wollte ich meiner Freundin ein Set zum züchten von Pilzen schenken, da wir beide oft in den Wald gehen, um Pilze zu sammeln. Aber ich habe schnell gemerkt, dass sie sich nicht besonders dafür interessieren wird. Daher habe ich beschloss ihr die gezüchteten Pilze zu schenken. Das gefiel mir so sehr, dass ich mich entschieden habe, mich mehr mit dem Thema Pilzezüchten zu beschäftigen". Dementsprechend baute sich Ruckhaber ein kleines Labor im Keller, wo er die weichen, weißen Säcke anfangs nur mit Strohpellets als Substrat füllte, um die Pilze zu züchten.
Durch seine Arbeit bei Oceanbasis, wo Kosmetik unter dem namen „Oceanwell" mit Hilfe von echtem Meerwasser aus der Ostsee hergestellt wird, sprachen die dort arbeitenden Meeresbiologen,dass ungenutzte Seegras an. „In Eckenförde wird jährlich ungefähr 100.000 Euro aus gegeben, um das angeschwemmte Seegras aufwendig mit Machinen wegzuräumen", erzählt mir Ruckhaber, während ich im Hintergrund das unüberhörbare Surren der Computer wahrnehme. Daher ist er auf die Idee gekommen, Seegras als Nährboden für die Pilze auszuprobieren. Er war sehr erfreut, endlich einen Nutzen für das Seegras gefunden zu haben.
So hat er seine Arbeit mit den Pilzen auf Seegras beim Projekt „AQUATOR – der Business Akzelerator" vorgestellt. Professor Doktor Rüdiger Schulz, der im Botanischem Institut der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) Arbeitsgruppenleiter der Physiologie und Biotechnologie der pflanzlichen Zelle ist, hat sich bereit erklärt Ruckhaber bei der Optimierung des Seegrases als Substrat für Pilze zu helfen. Dadurch wird das Pilzeprojekt seit August vergangenen Jahres wissenschaftlich begleitet. In der Uni werden toxikologische Untersuchungen durchgeführt, um die Inhalte der Pilze festzustellen. Denn sie wurden noch kaum erforscht ,wodurch sie möglicherweise unbekannte Nährstoffe beinhalten, die geschmaklich sowie gesundheitlich eine Rolle spielen. Außerdem wird in den Laboren des Botanischen Gartens die Wachstumsgeschwindigkeit und das Trockengewicht der Pilze untersucht. In den Klimakammern der Uni wurden die Pilze getestet um zu Wissen, was die Idealbedingungen zum Wachsen der Pilze sind. Diese ganzen Forschungsergebnisse haben Ruckhaber dabei geholfen, die Idealbachtedingungen in der Strandfabrik nachzustellen. Er hofft das Ende Dezember die zwei Räumlichkeiten fertig gestellt, werden um dann die Pilze regelmäßig zu züchten. Außerdem möchte er durch den Vekauf von regionalen und nachhaltigen Produkten an Privatverbraucher wie die gastronomie ein Standbein aufzubauen und, dass die Grib factory dadurch bekantheit erlangt. „Ich hoffe, dass die Öffentlichkeit möglichts schnell die Pilze probieren kann, denn es ist wie die deutsche Fußball Nationalmannschaft im Finale der WM: das möchte man sich nicht entgehen lassen. Es ist toll wenn der Vater sich mit sowas beschäftigt", sagte mir der Sohn von Ruckhaber. Als ich nach dem Gespräch nach Hause fahren wollte, war es in der Strandfabrik Kiel bereits leer, wodurch nur noch das nervige Geräusch der Computer zuhören ist und ich trete zurück in die stille, kalte Nacht nach draußen.

 

 
3 Kommentar(e)
  1. Seymen
    22. November 2022

    Sehr gut geschrieben! Ein spannender T
  2. Paulo Tisch
    22. November 2022

    Sehr gut geschrieben weiter so!!!
  3. Kjell
    22. November 2022

    sehr informativ und sehr spannend! SEHR GUT

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert